Ausstieg vom Ausstieg empfohlen

»LiMux«-Projekt wankt

14. November 2016, 15:27 Uhr | Lars Bube

Ein aktuelles Gutachten empfiehlt der Stadt München den Abschied von ihrer Linux-Strategie. Zumindest in einigen Bereichen der Verwaltung sollte die Stadt dem Expertenrat zufolge besser wieder auf Microsofts Standardsoftware setzen.

Das Münchner Vorzeigeprojekt »LiMux«, das in den vergangenen Jahren auch einige andere europäische Städte zum Nachmachen animiert hatte, sorgt wieder einmal für heftige Diskussionen in der Politik. Statt einer großen Feier ist zum zehnjährigen Jubiläum des Umstiegs auf Linux in der bayrischen Landeshauptstadt ein neuer Streit um die Sinnhaftigkeit der Open Source-Offensive entbrannt. Ursache ist ein von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bei Accenture in Auftrag gegebenes Gutachten, das den Verantwortlichen jetzt vorgelegt wurde. Darin stellen die Berater »LiMux« kein besonders berauschendes Zeugnis aus und empfehlen der Stadt, zumindest in einigen Bereichen wieder auf Standardprodukte aus dem Hause Microsoft umzusteigen.

Nachdem sich Angestellte und auch IT-Verantwortliche der Stadt immer wieder über Probleme insbesondere mit der Office-Software Libre Office, aber auch mit dem eigens angepassten Linux-Betriebssystem beschweren, sollten laut den Vorschlägen von Accenture künftig die Angestellten der einzelnen Abteilungen in die Entscheidung über die eingesetzte Software direkt mit einbezogen werden. Zudem wird die Sicherheit der offenen Software-Lösungen von einigen IT-Verantwortlichen der Stadt als nicht ausreichend bezeichnet. In einer groben Berechnung werden die Kosten für eine Remigration von Accenture auf knapp 19 Millionen Euro geschätzt.

Zahlreiche Stadträte und die Free Software Foundation Europe (FSFE) kritisieren das Gutachten in einer ersten Reaktion jedoch als tendenziös und gehen von weit höheren Kosten für einen Ausstieg vom Ausstieg aus. Sie vermuten, dass die Bestrebungen zu Windows und Office zurückzukehren vor allem Microsofts gestärkter Position mit der neuen Deutschlandzentrale im Stadtgebiet geschuldet seien und kritisieren die Vergabe der Prüfung an Accenture wegen dessen Nähe zu Microsoft.


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