Der Handel mit gefälschten Windows- und Office-Lizenzen floriert seit Jahren. Jetzt sorgen zwei neue Fälle für Furore.
Der Softwareriese Microsoft wird regelmäßig Opfer von Piraterie und illegalen Lizenzverkäufen. Immer wieder sorgen Fälle wie PC Fritz für Aufsehen. Jetzt wurden zwei weitere brisante Fälle öffentlich. In Arizona haben Mitarbeiter der Recycling-Firma Global Electronic Recycling 70.000 zur Vernichtung vorgesehene Office-Kopien gestohlen und mit dem illegalen Verkauf im Internet wohl Millionen verdient. Noch spektakulärer ist der eines chinesischen Facharbeiters eines PC-Vertragsfertigers von Microsoft. Dieser hat nach Angaben des Cybercrime Security Centers des Softwareherstellers zigtausende Produktschlüssel für Windows direkt an der Produktionsstraße entwendet und später ebenfalls weiterverkauft. Um welche Version des Betriebssystems es sich hierbei handelte, ist derzeit noch unklar.
Angeblich soll der Arbeiter insgesamt 175.000 OEM-Produktschlüssel gestohlen haben, indem er diese von dem an der Unterseite der produzierten Laptops angebrachten Aufkleber abgeschrieben hat. Da die OEM-Systeme ab Werk aktiviert sind, werden die Keys laut der Anti-Piraterie-Abteilung von Microsoft nur im seltenen Fall einer Neuinstallation des Betriebssystems erneut benötigt. Dies wusste der Täter anscheinend. Die mitgeschriebenen Keys hat er dann an einen Dritten für einen US-Dollar pro Stück verkauft. Der Käufer hat die Schlüssel wiederum zur Ausstellung von Echtheitszertifikaten verwendet. 25.000 Schlüssel seien angeblich aufgrund eines Fehlers beim Abschreiben nutzlos gewesen.
Aufgeflogen ist der Fall dadurch, dass Microsoft feststellte, dass bei einigen OEM-Schlüsselpaketen nahezu 98 Prozent aktiviert wurden, obwohl sich die Anzahl aufgrund der geringen Zahl von Neuinstallationen eigentlich im niedrigen Bereich befinden sollte. Der Softwareriese hat die Ermittlungen zu diesem Fall jedoch noch nicht abgeschlossen. Microsoft-Insider rechnen aber bald mit einer offiziellen Stellungnahme des Unternehmens, in der auch geklärt wird, welche Windows-Version betroffen ist.
Im Fall mit der Recycling-Firma hat Microsoft vor einem Bezirksgericht in Washington Klage wegen der Aufsichtsverletzung der Mitarbeiter durch das Unternehmen eingereicht. Global Electronic Recycling soll den verursachten Urheberrechtsschaden voll begleichen.