Betriebssysteme

Microsoft mutiert zum Linux-Händler

12. September 2007, 11:45 Uhr | Bernd Reder
Windows meets Linux: Ron Hovsepian, CEO von Novell (links), und Steve Ballmer, Chief Executive Officer von Microsoft

Statt auf Konfrontation setzt Microsoft in Sachen Linux plötzlich auf Kooperation. Der Software-Riese hat ein Abkommen mit dem Linux-Spezialisten Novell geschlossen. Ein Punkt: Microsoft wird seinen Kunden 70.000 Coupons für »Suse Linux Enterprise 10« zur Verfügung stellen.

»Wenn Du einen Feind nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihm.« Nach diesem Motto scheint Microsoft im Fall von Linux zu verfahren. Jahrelang bekriegte der Konzern das Linux-Lager. Dabei machte das Unternehmen auch vor Drohungen gegenüber Linux-Anbietern und -Anwendern nicht halt, sie wegen der Verletzung von Patenten zu verklagen.

Jetzt sieht die Welt plötzlich anders aus: Microsoft und Novell, der Anbieter von »Suse Linux«, haben sich zusammengetan. Ein Punkt des Abkommens sieht vor, dass beide Firmen ihre Streitigkeiten wegen der angeblichen Verletzung von Patentrechten beilegen.

Wesentlich interessanter ist jedoch ein anderer Bestandteil der Vereinbarung: Demnach kauft Microsoft bei Novell 70.000 Gutscheine für »Suse Linux Enterprise 10« und gibt sie an seine Kunden weiter. Der Wert der Coupons beträgt ungefähr zwischen 400 und 1500 Dollar, je nachdem, welche Produktvariante der Anwender wählt.

Zusammenarbeit bei Technik und Marketing

Außerdem wollen beide Firmen ihre Marketing-Aktivitäten koordinieren, um Anwendern den parallelen Einsatz von Windows und Linux ans Herz zu legen. Die Kooperation sieht zusätzlich die Zusammenarbeit auf technischem Gebiet vor, etwa bei der Virtualisierung von Servern, Web-Services und Verzeichnisdiensten.

So wollen Novell und Microsoft die Interoperabilität von »eDirectory« und »Active Directory« verbessern. Gleiches gilt für die Office-Pakete »Open Office« und »Microsoft Office«.

Steve Ballmer, Chief Executive Officer von Microsoft, sagte, das Abkommen schlage eine Brücke zwischen der Open-Source-Welt und der Sphäre proprietärer Software. Die Zusammenarbeit soll mindestens bis zum Jahr 2012 Bestand haben.

Druck auf Red Hat wächst

Die Reaktionen auf die Linux-Windows-Verbrüderung fielen unterschiedlich aus. Vertreter des Linux-Lagers äußerten die Befürchtung, Microsoft wolle durch die Zusammenarbeit mit Novell in erster Linie den Druck auf den anderen großen Linux-Protagonisten Red Hat erhöhen. Nach dem Ausschalten von Red Hat könnte sich Microsoft am Ende durch eine Übernahme von Novell die Linux-Konkurrenz komplett vom Hals schaffen.

Andere Experten gehen nicht davon aus, dass der »Wolf« Microsoft Kreide gefressen hat. Sie sehen in der Kooperation mit Novell das Eingeständnis, dass sich Linux seinen festen Platz in der IT-Welt erkämpft hat.

Hinzu komme das Engagement von Microsoft-Rivale Oracle auf dem Sektor Linux. Oracle-CEO Larry Ellison hatte vergangene Woche angekündigt, dass das Unternehmen seinen Support für Linux ausweitet, speziell für die Distribution von Red Hat, und das zu besseren finanziellen Konditionen als Red Hat.

Weitere Informationen unter

www.microsoft.com

www.novell.com


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