Einen Kompromissvorschlag im Streit mit der Europäischen Union hat Microsoft vorgelegt: Der Softwarehersteller will bei seinen Windows-Betriebssystemen neben dem Internet Explorer auch Browser von Konkurrenten zur Installation anbieten.
Je näher der offizielle Starttermin von Windows 7 (22.Oktober) rückt, desto stärker brennt Microsoft ein Problem unter den Nägeln: Die Forderung der Wettbewerbskommission der Europäischen Union, für Windows nicht nur den Internet Explorer als Standard-Web-Browser anzubieten, sondern auch konkurrierende Produkte zuzulassen.
In einem Telefonat mit der EU-Kommissarin Neelie Kroes hat Microsofts Chief Executive Officer Steve Ballmer nun am vergangenen Freitag (24. Juli) einen Kompromissvorschlag unterbreitet. Demnach will Microsoft Windows-Usern in der EU online via Software-Update einen so genannten Ballot Screen bereitstellen.
In einem Bildschirmfenster sind neben dem Internet Explorer weitere Browser aufgeführt, die der Nutzer statt des IE installieren kann, also Firefox, Safari, Opera oder Google Chrome. Die Rangfolge richtet sich nach dem Marktanteil der Browser. Die fünf populärsten Browser sollen »prominent« dargestellt werden (siehe Bild).
Der Ballot Screen soll für alle Windows-Versionen verfügbar sein, auch Windows XP und Vista. Zusätzlich, so Microsoft, bestehe bei Windows 7 die Möglichkeit, den Internet Explorer über die Systemeinstellung zu deaktivieren (siehe Screenshot von unserem Testsystem).
PC-Hersteller, so der Software-Hersteller, könnten daher Windows-7-Rechner mit deaktiviertem IE und anderen vorinstallierten Browsern ausliefern. Microsoft werde sich verpflichten, gegen Firmen, die das tun, keine rechtlichen Schritte einzuleiten oder diese Unternehme in irgendeiner Weise zu benachteiligen.
Zusätzlich kündigte Microsoft an, das Unternehme wolle Konkurrenten technische Informationen über Produkte wie Exchange und Office zur Verfügung stellen. Der Hintergrund: Anderen Anbietern soll ermöglicht werden, ihre Software besser auf Microsoft-Produkte abzustimmen.
Mit diesen Maßnahmen will Microsoft den Vorwurf der EU-Wettbewerbshüter entkräften, das Unternehmen missbrauche seine marktbeherrschende Position im Bereich PC-Software. Zudem will der Hersteller die verhindern, dass die EU ihn erneut zur Zahlung einer Strafe verurteilt. Microsoft musste insgesamt bereits rund 1,68 Milliarden Euro Strafgebühren berappen.
Laut Stat Counter hatte der Internet-Explorer in Europa im Juli einen Marktanteil von etwa 47 Prozent, Mozilla Firefox von 41 Prozent. Opera kam auf etwa 7 Prozent, während Safari (2,7 Prozent) und Chrome (um die 3 Prozent) kaum eine Rolle spielten.