Höhere Hürden beim Kopierschutz
- Moderner Software-Protektionismus
- Höhere Hürden beim Kopierschutz
Hersteller wie Microsoft und Sony gehen neue Wege im Kopierschutz, mit jeder Produktgeneration werden die Hürden höher. Das betrifft nicht nur Software im digitalen Vertrieb, sondern auch Anwendungen, die weiter auf Datenträgern verkauft werden. So hat Microsoft den Lizenzschlüssel für auf PCs vorinstalliertes Windows 8 fest in das Motherboard integriert. Mit dem Wechsel dieser Komponente ist auch der Lizenzschlüssel verloren, OEM-Versionen von Windows 8 können ohne diesen Code nicht mehr benutzt oder gebraucht weiterverkauft werden.
Eine ähnliche Bindung von Software an die Hardware plant Sony. Spiele-Discs sollen bald nur noch mit einer einzigen Konsole genutzt werden können, um den Handel mit gebrauchten Spielen unmöglich zu machen. Die Gebrauchtspielsperre mittels NFC-Technologie hat der Konzern in einem neuen Patent beschrieben.
Juristen weisen darauf hin, dass der Europäische Gerichtshof eine Beschränkung der Marktfähigkeit einmal erworbener Software für unzulässig erachtet. Das Urheberrecht sei damit erschöpft, weil der Rechtsinhaber bereits mit dem Erstverkauf die Möglichkeit habe, eine angemessene Vergütung zu erzielen, sagt Elisabeth Keller-Stoltenhoff von der Münchner IT-Recht Kanzlei. Ein freier Warenverkehr findet dennoch nicht statt, im Gegenteil: Die Restriktionen werden vielmehr ausgeweitet.
Recht haben und Recht bekommen: Nirgends ist diese sprichwörtliche Diskrepanz derzeit so offensichtlich wie in der Softwarebranche. Die Folgen: Kunden werden in ihrer freien Nutzung von kostenpflichtiger Software erheblich eingeschränkt, der Handel mit gebrauchter Software letztlich abgeschafft. Gerichte, selbst der EuGH, schreiben sich vergeblich den freien Warenverkehr auf die Fahne.