Kurz vor dem offiziellen Start von »Windows Vista« forciert Novell seine Marketingaktivitäten gegen das Microsoft-Betriebssystem.
Auf einer eigenen Web-Seite bejubelt Novell »Suse Linux Enterprise Desktop 10« als »unwiderstehliche Alternative zu Windows Vista«. Das Argument: Die Desktop-Version von Suse Linux koste erheblich weniger als ein Upgrade auf Vista.
Eine Lizenz von »Suse Linux Enterprise Desktop 10« ist für 50 Dollar zu haben. Die Business-Version von »Vista« kostet dagegen rund 300 Dollar (in Deutschland Vollversion 419 Euro, Upgrade: 279 Euro).
Für die »Ultimate«-Ausgabe von Vista sind in den USA rund 400 Dollar fällig. In Deutschland muss der Käufer für das Upgrade 350 Euro berappen, für die Vollversion an die 550 Euro.
Mit der Aktion versucht Novell, aus dem Marketing-Tamtam um Windows Vista Kapital zu schlagen. Microsofts Software ist bekanntlich am 30. Januar für Endbenutzer erhältlich. Firmenkunden konnten das Programm bereits ab dem 30. November 2006 ordern.
Die Desktop-Version von Suse Linux Enterprise ist seit Juli vergangenen Jahres auf dem Markt. Nach Angaben von Novell wurde sie bislang eine halbe Millionen Mal aus dem Web heruntergeladen.
Große Chancen gegen Windows dürfte die Software dennoch nicht haben. Nach Angaben der Web-Analysefirma One Point hatte Linux im August vergangenen Jahres weltweit einen Anteil von 0,36 Prozent bei den Desktop-Betriebssystemen.
Auf Windows XP entfielen 86,8 Prozent, auf Windows 2000 rund 6,1 Prozent. Selbst Mac OS war mit 2,3 Prozent deutlich besser positioniert als Linux.
Anders im Server-Markt: Laut IDC erreichten im dritten Quartal 2006 im Raum EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika) Linux-Serversysteme einen Marktanteil von 12 Prozent. Maschinen unter Windows kamen auf 35 Prozent, Unix-Rechner auf 34 Prozent. Diese Zahlen beziehen sich auf den Umsatz.
Eine bessere Chance für Linux auf dem Desktop als in Europa und Nordamerika räumen die Marktforscher dem Betriebssystem in Asien ein. Vor allem in China sind auf Millionen von Rechnern raubkopierte Windows-Versionen zu finden.
Microsofts rigide Politik gegen Software-Piraterie werde etliche User in die Arme von Linux treiben, so zumindest IDC.
Dagegen sprechen zwei Dinge: Zum einen haben chinesische Hacker die Schutzmaßnahmen von Microsoft gegen das Kopieren und Aktivieren von illegalen »Windows«-Versionen ausgehebelt. Zum anderen will der Software-Hersteller im Reich der Mitte »Vista« zu einem besonders niedrigen Preis anbieten, um Raubkopierern den Wind aus den Segeln zu nehmen.