CRN: Konkurrenz belebt das Geschäft – vermiest das Abmahngeschäft die gute Marktstimmung im E-Commerce?
Bremers: Der Branchenumsatz wächst seit 2012 jährlich um bis zu 16 Prozent und die Konkurrenz unter den vielen Onlinehändlern ist groß. Für einige Händler bedeuteten zu viele Abmahnungen das Aus, für andere gehört das einfach zum Geschäft und sie sind gewappnet. Eine kürzlich gestartete Petition zur Reform des Abmahnrechts erreichte immerhin über 20.000 Unterschriften.
CRN: Auf was müssen Händler bei der Umsetzung der DSGVO besonders zu achten?
Bremers: Entgegen der Annahme vieler kleinerer Händler betrifft die DSGVO wirklich jeden, der Kundendaten digital erhebt, speichert oder verarbeitet. Zunächst sollte jeder Betroffene seine Datenschutzerklärung aktualisieren, ein Verarbeitungsverzeichnis über die Daten führen und sich über weitere Pflichten zum Datenschutz im Klaren sein. Anders als bisher sieht die neue DSGVO hohe Bußgelder in Höhe von bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes bei Verstößen vor.
CRN: Wie können sich Händler eine gemeinsame Stimme im Kampf gegen die Abmahnindustrie geben?
Bremers: Nahezu jeder dritte Händler (32 Prozent) erhielt im vergangenen Jahr gleich mehrere Abmahnungen und viele von ihnen (28 Prozent) zahlten Gebühren im vierstelligen Bereich. Verständlich, dass die betroffenen Händler in ihrer Existenz bedroht sind und sich das Ende der Abmahnung wünschen. So hat auch Andreas Arlt, Vorstandsvorsitzender des Händlerbunds, betont, dass Abmahnungen grundsätzlich ein wirksames Mittel darstellen würden, um rechtliche Verstöße aus der Welt zu schaffen. Das Problem seien in Wahrheit jedoch nicht die Abmahnungen, sondern Vereine und Kanzleien, die geringe Vergehen massenhaft und ohne Vorwarnung abmahnen würden, um Profit daraus zu schlagen. Der Händlerbund hat deshalb die Initiative »FairCommerce« ins Leben gerufen und bereits 50.000 Fürsprecher, die sich gegen Abmahnmissbrauch und für faires Miteinander aussprechen.
CRN: Sehen Sie in den kommenden Jahren rechtliche Änderungen umsetzbar, um die Abmahnflut zu stoppen?
Bremers: Um die Abmahnindustrie einzudämmen, wäre es wünschenswert, dass der FairCommerce-Gedanke in die aktuelle Gesetzgebung übernommen würde. Das heißt, zuerst steht eine Verwarnung dann folgt die Abmahnung. Außerdem bin ich für eine Deckelung der Summen, die im Zusammenhang mit Abmahnungen gezahlt werden müssen. Das würde zumindest Abmahnvereinen und -kanzleien den Anreiz nehmen.