Mehr denn je reagieren Microsofts Konzernlenker in den USA auf die Besonderheiten des deutschen Markts. Die schöne neue Digitalwelt braucht hierzulande ein deutsches Rechenzentrum. Nicht jeder Software-Kunde will eine Cloud-Zwangsbeglückung.
Gesichtserkennung verrät der Kaffeemaschine, welches Getränk Sabine Bendiek zur frühen Stunde bevorzugt. Kochrezepte schickt die neuen Chefin von Microsoft-Deutschland digital an ihren Backofen, der automatisch das korrekte Programm einstellt. Willkommen in der vernetzten Küche der Bendieks! Auch wenn sich die Top-Managerin privat eher in digitaler Enthaltsamkeit übt, packt sie die Neugier, all die Innovationen rund um das Internet der Dinge selbst auszuprobieren. »Da bin ich durchaus ein Nerd, ein Geek«, sagt die 49-Jährige im CeBIT-Interview mit CRN. Der Wechsel von EMC Deutschland nun zu Microsoft kommt für die erste Frau an der deutschen Spitze dieses Softwareriesen zur rich-tigen Zeit. Denn in diesem Jahr konnte Microsoft abermals unter dem Slogan »Digitales Wirtschaftswunder« in Hannover konkrete Lösungen zeigen, die weit über den Einsatz im Smart Home reichten. Endlich, so darf man hoffen, könnte Vernetzung im Cloud Computing einen ähnlichen Aufschwung der Ökonomie auslösen, wie der Begriff »Wirtschaftswunder« untrennbar mit den 50er- und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts verbunden ist.
Energie-Management bei Ladestationen für Elektromobile oder digitale Lagepläne vor den Augen von Feuerwehrmännern im Einsatz verdeutlichen, dass das Internet der Dinge dabei ist, Herz und damit Zentrum aller Wirtschaftssektoren zu werden. Längst geht es nicht mehr nur um Software oder Hardware, sagt Bendiek. »Microsoft verbessert Business-Prozesse. Es geht um more Personal Computing, darum, wie wir auf Informationen zugreifen.« Für ihr Unternehmen sei es wichtig zu verstehen, was Kunden umtreibt, um dann zu zeigen, was möglich sei. Das kann in neue Hardware münden. Aber soweit würde Bendiek nicht gehen, Microsoft als Hardware-Hersteller zu bezeichnen. »Wir wollen weniger der Konkurrent zu unseren Hardware-Partnern sein, sondern vielmehr Akzente setzen«, sagt die Microsoft-Chefin und verweist auf die im Vergleich zum weltweiten PC-Markt geringen Stückzahlen der Surface-Reihen von Microsoft.