Teststrategien für Software-Produkte

Praxis: Software erfolgreich testen

31. Mai 2008, 20:14 Uhr |

Die Qualität der Software ist bestimmend für die der Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens. Über sie hebt es sich von seinen Mitbewerbern ab. Programme angemessen und in hoher Qualität zu entwickeln, setzt jedoch professionelles Testen voraus.

Spannend wird es immer kurz vor Schluss. Die Entwicklungs- und Einführungsprojekte für die neue Software laufen aus dem Zeitplan. Der aber muss eingehalten werden. Der Druck kommt von allen Seiten: der Geschäftsführung, den Fachabteilungen, dem CIO und dem Controlling.

Die Folgen bleiben nicht aus. Beim »Go Live« treten unerwartet viele Fehler auf. Die neuen Programme decken bei Weitem nicht die Anforderungen der anvisierten Geschäftsprozesse ab.

Die internen Nutzer ebenso wie die Kunden und Geschäftspartner müssen die Entwicklungsdefizite ausbaden. Hohe Kosten, eine mangelnde Effizienz im Tagesgeschäft, eine niedrige Mitarbeitermotivation bis hin zu einem geschäftsschädigenden Imageverlust sind die Konsequenzen.

Um dies zu vermeiden, hilft nur eins: alle notwendigen Tests frühzeitig und richtig zu planen sowie professionell durchzuführen. Die Engpässe sind das verfügbare fachliche Know-how über die zu testenden Geschäftsprozesse sowie die für die Testdurchführung notwendigen Zeitscheiben. Die Testorganisation spielt deshalb eine wesentliche Rolle für die Behebung dieser Engpässe.

Organisation

Es gibt drei Grundformen: Projekt-, Stabs- und Linienorganisation. Je Form sind die Verantwortlichkeiten für die wesentlichen Testaufgaben wie Definition des Testprozesses, Auswahl von Werkzeugen, Management von Methoden, Werkzeugen, Testinstallationen und -software verteilt.

In der Praxis bewährt hat sich eine Kombination der Grundformen, also eine hybride Organisationsform. Ein Beispiel: Komponenten- und Komponentenintegrationstests werden von Teammitgliedern auf Projektebene durchgeführt, System- und Systemintegrationstests in Form der Linienorganisation.

Abnahmetests der Endanwender sollten mit Hilfe einer Stabsorganisation ausgeführt werden. Die Überwachung des reibungslosen Ineinandergreifens aller Aktivitäten der beteiligten Parteien übernimmt der Testmanager.

Er ist für alle innerhalb eines Projekts durchgeführten Tests verantwortlich und erstellt einen Gesamtplan (Projekttestplan). In ihm sind die Ein- und Ausgangskriterien für jede Testphase festgelegt. Die Aufteilung der Testaktivitäten zwischen den Organisationsformen hängt von der Reife des Testprozesses ab. Sie verlagern sich in der Regel mehrmals bis zum Abschluss des Projekts.

Richtlinien

Die Organisation regelt die Form der Zusammenarbeit. Mindestens genauso wichtig ist bei allen Beteiligten – Fachabteilung, Entwicklung, Test und Management – eine gemeinsame und für alle verbindliche Vorstellung der Softwarequalität. Ausgangspunkt ist die Unternehmensstrategie.

Von ihr leiten sich die Testrichtlinien ab. Mit ihnen werden die allgemeinen Bedingungen für den Testprozess, die Organisationsstruktur der Tests, ihre Einbettung in IT- und Qualitätsrichtlinien sowie in die Unternehmensstrategie festgehalten. Zu definierende Richtlinien legen darüber hinaus die Rahmenbedingungen für Planung, Organisation und Durchführung sämtlicher Aktivitäten fest.

Testrichtlinien können sowohl Bottom-up als auch Top-down definiert werden. In den häufigsten Fällen, insbesondere in jungen Unternehmen, wird der Bottom-up-Ansatz verwendet. Hier entwickeln und nutzen Mitarbeiter, die in die Strukturierung des Testprozesses involviert sind, die Richtlinien und definieren geeignete Instrumente für die Testläufe.

Die zweite, langfristig effizientere Variante ist der Top-down-Ansatz. Hier gehen die Ziele und Anforderungen an die Prozesse und Produkte von der Geschäftsführung aus.

Die strategischen Ziele können in diesem Fall direkt in die Qualitätsvorgaben umgesetzt werden. Die Richtlinien dienen dafür als Orientierung. Diese Vorgehensweise unter der Direktive der Geschäftsführung hilft, insbesondere Risiken für das Unternehmens- und Markenimage zu verringern.

Fazit

Kein Unternehmen wird von jetzt auf morgen eine geeignete Testorganisation zur Software-Entwicklung aufbauen können. Zumal die zu etablierende Testorganisation meist mit einer Migration von einer Projekt-/Stabs- zu einer hybriden Stabs-/Linienorganisation einhergeht.

Für den Migrationsweg gilt: Die Testrichtlinien werden auf oberster Ebene definiert, die Verantwortung dafür an eine separate Testorganisation delegiert. Stimmt die Organisation, lassen sich das fachliche Know-how gezielt einbringen und die Testprozesse bestmöglich durchführen. Dann stimmen auch die Ergebnisse.


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