CRN-Kopfnuss

Prime Line auf der Autobahn

6. November 2015, 13:10 Uhr | Peter Tischer
© zhu difeng - Fotolia

Bald wird man nicht nur im Netz, sondern auch auf Autobahnen gegen Aufpreis schneller unterwegs sein. Für Sparfüchse tüfteln die Anbieter aber schon an alternativen Möglichkeiten der Bezahlung.

Freitag, 17 Uhr auf der A9, Kreuz München Nord in Richtung Nürnberg. Ein deutscher Edelkombi hat es übertrieben und einen holländischen Wohnwagen abgeräumt. Der Schaden ist angerichtet: Ein kilometerlanger Stau macht ein Fortkommen unmöglich, Pendler müssen ihre wartende Familie unterrichten, dass sie die vegane Bolognese um sieben wohl doch verpassen. Während die Ehefrau die Enttäuschung nicht verhehlen kann, blickt der geplagte Bürohengst trübe auf das Meer roter Lichter vor ihm und träumt von einer freien Spur, auf der er – auch für ein geringes Entgelt – dieser trostlosen Blechwüste entkommen könnte.

Im Internet ist man bekanntlich der Realität weit voraus und hat schon handfeste Pläne für ähnliche Services. Was von Kritikern als Beschneidung der Netzneutralität kritisiert wird, ist allerdings viel mehr ein Service der Netzanbieter, dem Kunden die Freiheit zu geben, die ihm zusteht. Wenn dafür etwas mehr bezahlt wird, ist das nur fair. Schließlich ist der Kunde selbst schuld, wenn das Netz überlastet ist, blockiert er doch mit exzessiven Musik- und Videostreaming die wertvolle Bandbreite.

Gleichzeitig tun sich neue Geschäftsfelder auf, die TK-Dienstleister zusammen mit der Autoindustrie erschließen können. Kauft der staugeplagte Angestellte in Zukunft ein smartes Auto, kann er gleich im Autohaus den »Connected-Car«-Spezialdienst der Telekom dazu buchen. Für 50 Euro im Monat werden Stauinfos ruckelfrei abgerufen. Viel wichtiger aber: Für den geringen Obulus schaltet er die »Prime-Line« auf der Autobahn frei, wenn mal wieder Stau ist. Allerdings sind pro Monat nur 50 Kilometer inklusive, jeder weitere Kilometer kostet. Für Sparfüchse gibt es die werbefinanzierte Variante, bei der alle zwei Stunden vollautomatisch eine Partnerraststätte angesteuert wird. Entweder ersteht man dort einen Kaffee und entsperrt das Auto per Barcode-Scan oder man wartet demütig ab, bis nach zehn Minuten das Gaspedal wieder freigegeben wird, um die Zeit auf den letzten 20 Gratiskilometern wieder reinzuholen. Oder man verrät dem Auto, wo man am liebsten tankt, dann gibt es pro Information zwei Kilometer gratis obendrauf.


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