Geht es um finanzielle Vertragsrisiken, sind versteckte Kostentreiber ein wichtiges Thema: Stellt sich der wirtschaftliche Erfolg des Outsourcings während der Vertragslaufzeit ein, wie es der Business Case vor der Vergabeentscheidung versprochen hat? Oder führen lückenhafte Leistungsbeschreibungen zu Sonderbeauftragungen des Providers? Und kommt es zu Nachbelastungen in Folge korrigierter Mengenangaben und Asset-Bestandsverzeichnissen? Gibt es Verträge, die sich stillschweigend verlängern – möglicherweise zu ungünstigen Konditionen? Auslagernde Unternehmen sind gut beraten, die Kostensituation lückenlos im Blick zu behalten, um gegebenenfalls korrigierend eingreifen zu können.
Schließlich ist aus strategischer Sicht das Risiko der Abhängigkeit vom Provider zu bewerten. Der Outsourcingvertrag sollte daher dem Provider beispielsweise auferlegen, den ausgelagerten IT-Betrieb in einem Betriebs- oder Prozessführungshandbuch ausreichend und plausibel zu dokumentieren – und vor allem in regelmäßigen Abständen zu aktualisieren. Nur dann kann etwaigen Know-How-Verlusten für die Zeit nach Vertragsende wirksam begegnet werden.
In allen Fällen finden die etablierten Instrumente des Risikomanagements Anwendung: Die Beschreibung von Risikoszenarien, die Bildung von Risikokategorien und die Identifikation der einschlägigen Risikotreiber gehören ebenso dazu wie Bewertung von Eintrittswahrscheinlichkeit und erwarteter Schadensauswirkung.
Vor diesem Hintergrund sind die IT-Outsourcingverträge auf den Prüfstand zu stellen. Konnten die identifizierten Risiken in den mit dem Provider getroffenen Vereinbarungen eliminiert oder zumindest in einem verträglichen Maße reduziert werden? Oder gibt es Risiken, die ganz bewusst mit Vertragsunterzeichnung eingegangen werden müssen? Das Vertragsrisikomanagement leistet somit auch einen validen Beitrag zur Transparenz und Wertsteigerung des IT-Outsourcings.
Der Autor Stefan Wendt ist Senior Consultant und Jurist bei der auf Outsourcing und Banking Operations spezialisierten Unternehmensberatung microfin. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Projektleiter in IT-Outsourcing- und Legal-Management-Projekten.
Mit freundlicher Genehmigung von InformationWeek