»Software as a Service« (SaaS) gehört schon lange zu den Lieblingsthemen von Herstellern, Analysten und Fachmedien. Die tatsächliche Verbreitung von betriebswirtschaftlicher Software on demand istaber nach wie vor marginal. Beflügelt durch krisenbedingt knappe IT-Budgets und die wachsende Schar von SaaS-Anbietern könnte das Mietmodell seinen Weg zum Marktstandard verkürzen.
Was haben ein Handwerker ohne buchhalterisches Wissen und ein Mittelständler mit schmalem IT-Budget gemeinsam? Beide stehen im Visier der stetig wachsenden Riege der Software-Hersteller, die ihr Portfolio an betriebswirtschaftlicher Software um »Software as a Service (SaaS)«-Varianten erweitern. Die angebotenen Lösungen reichen dabei von einfachen Lohnabrechnungsprogrammen über funktions- und branchenorientierte Einzelmodule bis hin zu kompletten ERP-Suiten. Allen gemein sind der Bezug der Software über das Internet und – in Abgrenzung zu Hosting-Modellen – geringe Anfangsinvestitionen, weil Kunden auf den Erwerb der Lizenzen verzichten. Darüber hinaus profitieren Unternehmen neben geringerer Kapitalbindung und höherer Liquidität auch von der flexiblen Skalierbarkeit und der Unabhängigkeit von immer kürzeren Software-Zyklen. Die Möglichkeit, die Lösung schnell einzusetzen und die Gewährleis-tung hoher Verfügbarkeit und Datensicherheit machen die Angebote auch für Unternehmen unter Zugzwang attraktiv, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollen. Zu den kritischen Aspekten des SaaS-Modells, die Unternehmen vorab klären sollten, zählen Fragen des Datenschutzes, der Anpassbarkeit an kundenspezifische Bedürfnisse und zu den langfristigen finanziellen Belastungen durch das Mietmodell.
Angesichts der offenkundigen Vorteile und überschaubaren Risiken sind sich die meisten Analysten und Hersteller jedoch darin einig, dass SaaS das Software-Geschäft nachhaltig verändern wird. Die Weltwirtschaftskrise tut ihr Übriges: »Die wachsende Verbreitung von SaaS-Angeboten kann durchaus von der aktuellen Situation begünstigt werden«, sagt Lynn-Kris-tin Thorenz, Senior Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC). »Gerade für kleinere Unternehmen sinkt durch die geringen Anfangsinvestitionen die Hürde, betriebswirtschaftliche Software auszuprobieren.« Von einem Paradigmenwechsel ist der Markt, gemessen an den Zahlen, aber weit entfernt. Nach aktuellen Schätzungen von PAC setzt der deutsche SaaS-Markt 2009 rund 450 Millionen Euro um. Zum Vergleich: Das gesamte Software-Umsatzvolumen in Deutschland beträgt knapp acht Milliarden Euro.
Die Nachfrage nach SaaS-Lösungen ist ebenfalls überschaubar, wie Softguide, ein elektronisches Verzeichnis für B-2-B-Software im deutschsprachigen Raum, ermittelt hat. »Auf der Kundenseite lässt sich noch kein signifikanter Anstieg der Suche nach webbasierten Lösungen erkennen«, sagt Uwe Annuß, Gründer und Geschäftsführer von Softguide. »Entsprechende Anfragen sind seit Anfang 2008 nahezu konstant.« Das Ergebnis der aktuellen Anbieterbefragung sieht er tendenziell als Bestätigung der letztjährigen Ergebnisse. Insgesamt stellen bereits 30 Prozent der 5.300 Software-Anbieter in der Softguide-Datenbank ihre Lösungen zur Nutzung über das Internet zur Verfügung. 60 Prozent von ihnen sind mit der vertrieblichen Entwicklung ihrer Softwarelösungen zufrieden. Dennoch warten die meisten Anbieter weiter ab: Der repräsentativen Softguide-Erhebung zufolge bezeichnet die Mehrheit der Befragten SaaS als bisher kaum relevantes Geschäftsmodell. Nur sieben Prozent (2008: fünf Prozent) derer, die bislang keine SaaS-Lösungen anbieten, planen in der nahen Zukunft ein solches Angebot. Rund 46 Prozent (2008: 49 Prozent) werden dagegen ihr Produkt-Portfolio im kommenden Jahr nicht entsprechend erweitern. Damit hat sich die Akzeptanz von SaaS-basierten Anwendungen gegenüber der letztjährigen Anbieterstudie leicht verbessert. »Aber gerade in Krisenzeiten setzen die mittelständischen Software-Häuser wohl eher auf ihre bewährten Business-Modelle«, so das Fazit von Annuß. »Auch wenn mittlerweile das SaaS-Angebot gestiegen ist, wird es wohl noch lange dauern, bis webbasierte Lösungen allgemein akzeptiert sind – und zwar von allen Marktteilnehmern.«