Obwohl die kritische Schwelle von der Nische zum Standard offensichtlich noch lange nicht überschritten ist, treten immer mehr traditionelle Anbieter in den SaaS-Markt ein. Gemeinsam könnten sie ein Phänomen auslösen, dass im deutschen Software-Markt normalerweise SAP zugesprochen wird: So haben Mitbewerber schon des Öfteren darauf gewartet, wie der größte deutsche Software-Anbieter auf einen Trend reagiert. Dessen Markteintritt in ein neues Segment wird nach wie vor als wesentliche Signalwirkung verstanden, dass sich das Konzept künftig auch in Deutschland verbreiten wird. Der durch diverse Verzögerungen bei Entwicklung und Markteintritt begleitete Start von SAPs On-Demand-Lösung »Business ByDesign« hat – zumindest vorerst – einiges von dieser Wirkung verpuffen lassen.
Die Liste der »Ersatzzugpferde« wird indes kontinuierlich länger. So haben auch andere Software-Riesen wie Microsoft oder CA längst ihr eigenes SaaS-Zeitalter eingeläutet: Letzterer rüstet sich mit einer eigens gegründeten On-Demand-Geschäfts-einheit und neuen SaaS-Angeboten für schwierige Zeiten und will sein Portfolio damit auch für mittelständische Kunden attraktiver machen. Microsoft treibt das Thema vor allem mit Partnern voran, die beispielsweise webbasierte Applikationen für zahlreiche Branchen entwickeln. Netsuite, ein von Oracle-Oberhaupt Larry Ellison gegründeter SaaS-Spezialist, hat SAP zumindest beim Markteintritt bereits überholt. Neben den großen Software-Konzernen bieten aber auch mittelständische Anbieter wie Myfactory und Godesys bereits seit einigen Jahren ihre Unternehmenslösungen on demand an.
Neu in der SaaS-Anbieterriege sind die etablierten Unternehmenssoftware-Hersteller Sage und Lexware, die mit ihren kaufmännischen Lösungen »Einfachlohn« und »Lexlive« die riesige Klientel der kleinen und Kleinstunternehmen erreichen wollen. »Der Eintritt von eher konservativen Software-Herstellern wie Sage oder Lexware in den SaaS-Markt ist ein deutliches Zeichen, dass Anbieter an diesem Thema nicht mehr vorbeikommen«, sagt Lynn-Kristin Thorenz, Senior Consultant bei PAC. Zudem verhelfen der Analystin zufolge schnellere und stabilere Infrastrukturen auf der technologischen Seite und ausgereiftere Modelle auf der Partner- und Vertriebsseite SaaS zu schnellerem Wachstum.
Wollen Dienstleister und Systemhäuser an diesem Wachstum teilhaben, sollten sie sich ihr Geschäftsmodell genau anschauen, empfiehlt Thorenz: »Der Schwerpunkt verlagert sich immer mehr vom Hardware- und Implementierungsgeschäft hin zu höherwertigen Beratungsleis-tungen«. Wer sich auf die veränderten Erfordernisse einstellt, kann ein riesiges Marktpotenzial erschließen. Die jährlichen Wachstumsraten im deutschen SaaS-Markt schätzt PAC auf gut 20 Prozent bis 2012, verglichen mit zwei Prozent im gesamten Software-Markt. »Der Erklärungs- und Beratungsbedarf einer komplexen ERP-Lösung bleibt bestehen, unabhängig von ihrem Delivery Model«, sagt Peter von Zimmermann, Partner beim ersten Netsuite-Partner AltaVia/Ontect (siehe Interview). So steht die zunehmende Verbreitung von SaaS ganz im Zeichen der heutigen Dienstleistungsgesellschaft.