Startup-Gründer Stephan Aarstol will seinen Angestellten das Doppelte zahlen, damit sie drei Stunden weniger arbeiten. Die Kopfnuss fragt: Spinnt der?
Wem schießt da nicht sofort ein aufrechtes »Geil!« durch den Kopf bei der Vorstellung, um 13 Uhr den Stift beziehungsweise die Maus fallen zu lassen und sich ab dann nur noch den wirklich schönen Dingen des Lebens zuzuwenden – bei vollen Bezügen? Zu schön, um wahr zu sein? Von wegen!
Stephan Aarstol ist ein unglaublich pfiffiger Startup-Gründer, der Surfbretter ohne Segel vertreibt und seinen Mitarbeitern fast das Doppelte dafür zahlt, dass sie drei Stunden täglich weniger arbeiten. Und damit nicht genug: Alle Angestellten sind jetzt zusätzlich mit fünf Prozent am Gewinn beteiligt. Spinnt der?
Um das Glücksgefühl der Belegschaft so hoch wie möglich zu halten, werden im firmeneigenen Blog an jedem Morgen drei Dinge geteilt, für die man dankbar ist – eine »Übung, die bewiesenermaßen das Glücksgefühl um 30 Prozent steigert. Wir sind ganz schön glücklich«, lässt der Firmenchef wissen, dieser wahre Menschenfreund. Und parallel klingelt die Kasse: Umsatzsteigerung um 40 Prozent in einem Jahr.
Nein, Aarstol spinnt nicht, er hat einfach nur knallhart kalkuliert: Damit die ganze Aktion seine Firma keinen Cent kostet, sollten sich die Mitarbeiter überlegen, wie sie in fünf Stunden genauso viel Arbeit erledigen könnten, wie sie es in einem Acht-Stunden-Tag zuvor geschafft hatten. Unter mehr Stress stünden seine Mitarbeiter nicht: Das Arbeitspensum habe sich nicht geändert, lässt er wissen. Es gehe vielmehr darum, zu lernen und sich zu zwingen, intelligenter und produktiver zu arbeiten. Wer allerdings das Tempo nicht mitgehen kann, wird – na klar – gefeuert.
Hier hat jemand die Chancen der Digitalisierung bis ins kleinste Detail begriffen: Nach der flexiblen Arbeitszeit, dem flexiblen Arbeitsplatz und dem Home
Office geht die Reise eindeutig in Richtung mitarbeiterloses Büro. Aarstol ist sicher bald soweit, das Vierfache an Lohn an die zu zahlen, die gar nicht mehr auftauchen. Ein leeres Büro bietet ein Höchstmaß an Flexibilität - koste es, was es wolle!