Test: Linux-Groupware-Lösunge

Starke Burschen

21. Oktober 2007, 12:48 Uhr | Andreas Stolzenberger

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Starke Burschen (Fortsetzung)

Zimbra

Auch die von Yahoo aufgekaufte Groupware Zimbra will Exchange-Installationen ersetzen. Wie die bereits vorgestellten Systemen setzt Zimbra in der Basis die Linux-eigenen Dienste wie Postfix, ClamAV, Spamassis und MySQL ein. Dazu gibt es Client-Connectoren für Outlook oder Apple-Mail (WebDAV). Das Plug-in für Evolution befindet sich in der Beta-Phase. Als Besonderheit stellt Zimbra eine API-Schnittstelle für Client-Applikationen bereit. Darauf setzen so genannte Zimlets auf, welche Daten zwischen dem Zimbra-Server und Client-Programmen und Online-Diensten austauschen. Bekommt ein Benutzer beispielsweise eine Mail mit einer Adresse, kann er diese markieren und über ein Zimlet sich die dazu passende Straßenkarte in einem Fenster anzeigen lassen.

Der Hersteller arbeitet außerdem an einem Client namens »Zimbra Desktop« für Windows, Linux und Mac. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine abgespeckte Version des Zimbra-Servers, welcher auf einem lokalen Java-Web-Server (jetty) arbeitet und seine Daten mit einem Zimbra-Server synchronisiert. So können Anwender auch ohne besonderen Client offline arbeiten. Der Zimbra-Desktop befindet sich aktuell noch im sehr frühen Beta-Stadium.

Wie Scalix bindet sich Zimbra an keine besondere Linux-Distribution. Der Hersteller offeriert Pakete für verschiedene Distributionen, darunter Redhat (Centos), Fedora-Core, Suse und Ubuntu. Network Computing richtet den Testserver in einer VM unter Centos 5 ein. Das Setup-Skript arbeitet im Textmodus und prüft zunächst die Paketabhängigkeiten und den freien Festplattenspeicher. Mit weniger als 5 GByte freiem Plattenplatz gibt sich Zimbra nicht zufrieden. Zumindest sperrt sich Die RHEL-5-Version von Zimbra nicht strikt gegen Centos 5 als Plattform. Die Setup-Routine warnt mit einem politisch korrekten »This may or may not work« und fragt dann »Install anyway?«

Die eigentliche Installation richtet die Zimbra-Komponenten ein und konfiguriert die grundlegenden Einstellungen. Für die Benutzerverwaltung setzt Zimbra einen lokalen LDAP-Server auf. Zimbra nutzt einen eigenen MTA, so dass der Anwender vor dem Start der Groupware den vom System verwendeten Sendmail- oder Postfix-Dienst beenden muss.

Der Verwalter erhält über einen eigenen Web-Port 7071 einen SSL-verschlüsselten Zugriff auf die Administrator-Konsole. Diese sehr umfangreiche Applikation enthält Optionen für die Benutzerverwaltung, die Konfiguration mehrerer Zimbra-Server und der einzelnen Dienste. Zudem stehen Migrations-Wizards zum Download, welche bestehende Daten von Exchange, Domino oder Outlook in die Zimbra-Installation überführen.

Auch bei Zimbra gibt es eine kostenfreie Community-Edition. Diese limitiert den Funktionsumfang, nicht jedoch die Nutzerzahl. Die freie Variante arbeitet ohne Mac- und Outlook-Plug-ins. Auch die Hochverfügbarkeits-Funktionen fehlen hier.

Fazit: Zimbra ist eine sehr mächtige und flexibel erweiterbare Groupware. Sie zielt in erster Linie auf Web-Benutzer ab, welche dank Zimlets wesentlich mehr Funktionen als simple Groupware-Dienste im Browser benutzen können. Das dürfte auch der Hauptgrund für die Übernahme durch Yahoo gewesen sein. Gut gefallen die vielen Client-Plug-ins für Windows, Mac und Linux. Auch der Zimbra-Desktop als Offline-Client auf Basis von Web-Technologie ist eine innovative Lösung.

Zimbra eignet sich aber weniger als Groupware für kleinere Unternehmen mit einem technisch wenig versierten Administrator. Damit ist es auch als Exchange-Ersatz nicht die erste Wahl.


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