Laut einer Studie der amerikanischen IT-Sicherheitsfirma Fortify bringen die meisten im Enterprise-Bereich verbreiteten Open-Source-Pakete Risiken für die Anwender mit sich. Gegen diese Einschätzung verwahren sich allerdings Vertreter des Open-Source-Lagers.
In ihrer »Open Source Security Study« bemängelt Fortify unter anderem, dass Entwicklungsprozesse bei Open-Source-Software (OSS) häufig unsicher sind. Ein weiterer Kritikpunkt: Sicherheitslücken werden, wenn überhaupt, zu spät geschlossen.
Das Unternehmen ließ im Rahmen der Studie elf Java-Pakete durch den Sicherheitsspezialisten Larry Suto analysieren. Zudem wurden die Programme mithilfe der »SCA«-Scan-Software von Fortify auf Schwachstellen hin überprüft.
»Die getestete Auswahl ist mit wenigen Anwendungen, noch dazu allesamt in Java, sehr begrenzt«, kritisierte Bernhard Reiter, Deutschland-Koordinator der Free Software Foundation Europe (FSFE). »Eine Schlussfolgerung hinsichtlich der Sicherheit von freier Software im Allgemeinen kann daraus nicht gezogen werden.«
Fortify bemängelte, dass bei Open-Source-Projekten Verfahren und Techniken, welche die Sicherheit der entwickelten Software sicherstellen können, nur einen niedrigen Stellenwert haben. Programmierfehler und Sicherheitslücken blieben daher oft unbemerkt. Hilfe durch andere Mitglieder der Open-Source-Gemeinde sei so gut nicht zu erwarten.
Dagegen wehrt sich Reiter: »Es wird der Anschein erweckt, dass freie Software unsicher ist. Bei der Untersuchung von Fortify lag der Schwerpunkt jedoch auf Entwickler-Communities statt auf professionellen kommerziellen Open-Source-Anbietern.«
Untersucht wurden ausschließlich Java-Projekte, da diese Programmiersprache laut Fortify weit verbreitet ist. Die Auswahl der elf Pakete sollte repräsentativ für viele Anwendungsbereiche stehen, enthält jedoch fünf Applikationsserver. Daher ist das Test-Sample laut Bernhard Reiter zu stark auf Web-Anwendungen fixiert.
Fortify SCA fand im Quellcode der Pakete mit insgesamt mehr als vier Millionen Zeilen Programmcode über 40.000 Fehler. Allerdings fehlt Reiter der Vergleich zu nicht freier Software: »Eine vergleichbare Analyse des Quellcodes ist bei proprietärer Software gar nicht möglich.« Ohne direkten Vergleich sei aber nicht zu beweisen, dass proprietäre Software sicherer ist.
Einen Vorteil von Open-Source-Programmen gegenüber proprietären Lösungen sieht Reiter durch die Studie bestätigt: »Unabhängige Untersuchungen sind möglich und können von jedem durchgeführt werden«, so der Experte.