In den kommenden Tagen wollen Manager von Google mit Vertretern der chinesischen Regierung über die Zukunft der Aktivitäten des Unternehmens in China verhandeln. Google erwägt nach Cyber-Angriffen, die vermutlich von chinesischen Hackern ausgingen, den Rückzug aus dem Reich der Mitte.
Welche Punkte konkret auf der Tagesordnung der Gespräche zwischen Offiziellen der chinesischen Regierung und Google-Managern stehen, ist nicht bekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass ein zentrales Thema die Angriffe auf Google und mindestens weitere 20 High-Tech-Firmen sein werden, die Ende vergangenen Jahres stattfanden.
Wie berichtet (siehe Beitrag), haben IT-Sicherheitsexperten die Spuren der Angreifer bis zu zwei Hochschulen in China zurückverfolgt. Zumindest eine davon, die Lanxiang Vocational School, ist angeblich mit Chinas Militär und dem Google-Rivalen Baidu liiert.
Google hat damit gedroht, sich vom chinesischen Markt zurückzuziehen und Google.cn zu schließen. Eine Forderung des Suchmaschinen-Betreibers: China soll die Zensur von Sucherergebnissen von Google einstellen. Bislang werden unliebsame Resultate, etwa zu den Aufständen in Tibet oder umstrittenen Großprojekten wie dem Drei-Schluchten-Staudamm, ausgefiltert.
Die chinesischen Behörden haben in diesem Punkt allerdings eine klare Linie: Ausländische Firmen wie Google seien an die in China herrschenden Gesetze gebunden. Und diese schränken sowohl die Meinungsfreiheit als auch den Zugang zu Internet-Inhalten ein.
Ob Google bei einem schlechten Ausgang der Gespräche seine Drohung wahrmachen wird, ist allerdings zu bezweifeln. Auch wenn das Unternehmen am dortigen Suchmaschinen-Markt nur einen Anteil von weniger als 30 Prozent hat, kann es sich selbst eine Markt beherrschende Firma wie Google kaum leisten, die Wirtschaftsregion China links liegen zu lassen. Letztlich dürften somit die Geschäftsinteressen entscheiden, nicht moralische Werte.