Bei der IG Metall sieht man diese Entwicklung mit Sorge. »Wir wollen, dass diese Bereiche auch tarifgebunden sind«, sagt der baden-württembergische Bezirksleiter Roman Zitzelsberger. Die Gewerkschaft sei deshalb mit verschiedenen Konzernen über ähnliche Vertragswerke im Gespräch.
Martina Weiner, Geschäftsführerin der Personalberatung i-potentials, warnt hingegen - die digitalen Experten seien spezialisierte Profis: »In manchen Bereichen gibt es von diesen Spezialisten nur eine Handvoll weltweit, und diese für sein Unternehmen zu gewinnen und dort auch zu halten, ist ohnehin eine große Herausforderung.« Durch einen Tarifvertrag und die damit verbundenen Grenzen büße ein Unternehmen unter Umständen Wettbewerbsfähigkeit ein.
Und auch der IG-Metaller Zitzelsberger räumt ein: »Da treffen Welten aufeinander.« Gemeinsam mit Bosch hat die Gewerkschaft nun versucht, diese Welten zueinander zu bringen. Der neue Tarifvertrag gilt von 2019 an für die neue Einheit Connected Mobility Solutions mit 300 Beschäftigten. Dort arbeiten unter dem Dach der Robert Bosch GmbH sowohl Mitarbeiter, die bislang im Tarif waren, als auch solche, die bislang nicht unter den Tarifvertrag fielen.
Sie haben die Wahl zwischen 35, 38 oder 40 Stunden pro Woche. Es gilt Vertrauensarbeitszeit, der Mitarbeiter entscheidet eigenverantwortlich, wann er wie viel arbeitet. Bei der Bezahlung sind die Regelungen an den bestehenden Tarifvertrag der IG Metall angelehnt. Doch statt der starren Entgeltgruppen gibt es Gehaltsbänder. Die erfolgsabhängige Vergütung beispielsweise ist höher. Als weitere Dreingabe erhalten die Mitarbeiter alle zwei Jahre einen umfassenden Gesundheitscheck, der sonst nur Führungskräften vorbehalten ist, und können frei über ein eigenes Weiterbildungsbudget verfügen.
Doch reicht das, um junge Softwareentwickler statt in einem Start-up in Berlin oder Tel Aviv zum schwäbischen Technologiekonzern Bosch bei Stuttgart zu locken? Maren Freyberg von der Hamburger Personalberatung Dwight Cribb sagt: »Ich kann mir vorstellen, dass das für viele charmant ist.« Denn für einige Bewerber spiele doch auch Sicherheit eine Rolle. »Zumindest ist es ein Alleinstellungsmerkmal.« Und das ist die Tischtennisplatte inzwischen eben doch nicht mehr.