Vom Arbeitslosen Englisch-Dozenten zum vermögenden Unternehmer: Es gibt nicht viele wie Ma, die ganz unten anfingen und nun als viel geachtete Unternehmer die grundsätzlichen Fragen einer Gesellschaft nicht aus den Augen verloren haben. Ma sieht den dramatischen Wandel in der Arbeitswelt voraus, den Digitalisierung und künstliche Intelligenz für viele Millionen Berufe und Tätigkeiten mit sich bringen werden. Die Jobs von morgen, werden Bildungskonzepte von gestern nicht sichern, lautet seine Botschaft. »Wir können unseren Kinder nicht lehren, wie sie gegen Maschinen bestehen. Diese sind smarter«, sagt Ma. Lehrer sollten aufhören, reines Wissen zu vermitteln. »Wir müssen einzigartiges lehren, so dass wir von keiner Maschine eingeholt werden können«. Das seien: Werte, Überzeugungen, unabhängiges Denken, Teamwork und Achtung für andere. »Sport, Musik, Malen – Kunst, die sicherstellt, dass Menschen verschieden sind. Alles, was wir lehren, sollte sich unterscheiden von Maschinen«, fordert Ma.
Der dafür nötige Überbau ist Pädagogen und der Ministerialbürokratie eigentlich längst bekannt. Er steht beispielsweise in Artikel 131 der Bayerischen Verfassung, die Schulen nicht nur Wissen und Können zu lehren verpflichtet, sondern auch »Herz und Charakter« auszubilden. »Oberste Bildungsziele« seien unter anderem Achtung vor der Würde des Menschen, Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne«.
Ma versteht es übrigens nicht zuletzt dank seiner exzentrischen Auftritte Zuhörern überzeugend zu vermitteln, dass sich das Menschsein nicht lediglich im ökonomischen Erfolg erschöpfen darf. Man nimmt dem einstigen Lehrer aus Hangzhou trotz oder gerade wegen seiner im E-Commerce erwirtschafteten Milliarden die Forderungen nach stärkerer Hinwendung zur Kultur und Bildung ab. »Wenn wir das versäumen, werden Chinas junge Menschen mit tiefen Brieftaschen, aber flachen Geistern aufwachsen«. Und das sicher nicht nur in China.