Er war einer der großen IT-Unternehmer in Deutschland, stand aber immer außerhalb der Reihe bekannter Persönlichkeiten wie Konrad Zuse und Heinz Nixdorf. Heinz Sebiger gehört als Gründer der Datev und Verfechter der genossenschaftlichen Idee dennoch zu den wichtigsten IT-Pioniere in Deutschland.
Der Mitgründer und Ehrenvorstandsvorsitzende der Datev eG, Heinz Sebiger, ist in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 93 Jahren verstorben. Sebiger hatte die Genossenschaft 1966 gegründet und von einer kleinen Selbsthilfeorganisation zu einem der größten Softwarehäuser und IT-Dienstleister in Deutschland aufgebaut. Als er nach 30 Jahren den Vorstandsvorsitz an seinen Nachfolger Dieter Kempf übergab, zählte die Genossenschaft im Geschäftsjahr 1996 bereits über 4.700 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von einer knappen Milliarde DM. Sebiger gilt als einer der drei deutschen IT-Pioniere neben Konrad Zuse und Heinz Nixdorf.
»Mit Heinz Sebiger verlieren die Datev, der steuerberatende Berufsstand und die IT-Branche einen ihrer großen Pioniere. Mit seinem Weitblick, seinem Mut und seiner Entschlossenheit hat es Heinz Sebiger geschafft, vor 50 Jahren den Grundstein für ein sehr erfolgreiches Unternehmen zu legen und mit einer anschließenden stürmischen Entwicklung der genossenschaftlichen Idee in einem bis dahin neuen Marktumfeld zum Durchbruch zu verhelfen«, so Robert Mayr, Vorstandsvorsitzender der Datev. »Wir sind unendlich traurig, dass unser Gründervater nun nicht mehr unter uns ist. Er wird nicht nur seiner Familie, sondern auch allen Mitgliedern und Mitarbeitern der Datev sehr fehlen.«
Auch wenn von Cloud-Technologien Mitte der 1960er Jahre noch lange nicht die Rede war, so hatte Sebiger mit der Idee der zentralen Datenverarbeitung den Weg dafür bereitet: Um die Effizienz von Buchhaltern deutlich zu erhöhen, hatte der damalige Steuerbevollmächtigte die Idee, die elektronische Verarbeitung von Buchführungsdaten in einem eigenen berufsständischen Rechenzentrum zu bündeln und durch eine Genossenschaft selbst zu verantworten. Zu Sebigers Lebenswerk gehört auch sein steter Kampf gegen den Steuerdschungel. Immer wieder erinnerte er die jeweiligen Bundesregierungen an deren Versprechen, Steuergesetze zu vereinfachen und zu professionalisieren.
Neben seiner Verantwortung für die Genossenschaft hatte der Diplomvolkswirt und Steuerberater zahlreiche Ehrenämter inne: Als Präsident der Steuerbevollmächtigtenkammer Nürnberg und der heutigen Steuerberaterkammer, denen er zusammen 30 Jahre lang vorstand und deren Ehrenpräsident er war. Von 1975 bis 1995 gehörte Sebiger dem Präsidium der Bundessteuerberaterkammer an. Im Jahr 1980 erhielt er den Bayerischen Verdienstorden, 1988 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Die Universität Erlangen-Nürnberg verlieh Sebiger 1986 die Ehrendoktorwürde, und 1997 wurde er zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Nürnberg ernannt. Außerdem erhielt er als Auszeichnungen die Ehrennadel in Gold des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes sowie den Ehrenring in Gold der Bundessteuerberaterkammer, der 2007 erstmals für ein Lebenswerk vergeben wurde. 2008 erhielt der Japanfreund und -kenner den Orden der Aufgehenden Sonne am Band im Namen des japanischen Kaisers für seine Verdienste um die IT-Unterstützung des Steuerberater-Berufsstands in Japan.
(Pressemitteilung der Datev vom 25.August 2016)