IT- Unternehmen: T-Systems

Vertriebsleiter Kemp streicht bei T-Systems die Segel

11. Januar 2008, 12:03 Uhr | Martin Fryba
Will erst einmal drei Monate ausspannen:Ulrich Kemp, ehemaliger Vertriebschefvon T-Systems.

Drei Jahre T-Systems, das muss reichen. Vertriebsleiter Ulrich Kemp quittiert aus »persönlichen Gründen« überraschend den Dienst. Seine Aufgaben übernimmt vorübergehend Norbert Hölzle.

Ulrich Kemp wird T-Systems »aus persönlichen Gründen und auf eigenen Wunsch« verlassen. Das gab das Unternehmen bekannt.

Kemp war in der Geschäftskundensparte Mittelstand bei T-Systems zuständig für den IT-Vertrieb und das Service-Management. Seine Nachfolge tritt vorübergehend der 41-jährige Norbert Hölzle an, der seit 2004 in diversen Führungspositionen bei T-Systems tätig ist.

Kemp verlässt T-Systems in einer für den IT-Dienstleister schwierigen Zeit: Das Großkundengeschäft (Enterprise Services), mehr noch aber Kemps Sparte, das Geschäft mit mittelständischen Kunden (Business Services), weist sinkende Umsätze aus.

Rückläufiger Umsatz

Während T-Systems im Großkundengeschäft in den ersten neun Monaten 2007 einen Umsatzrückgang von 7 Prozent auf 8,78 Milliarden Euro verbuchte, sanken die Erlöse im Mittelstandsbereich um 10,1 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro.

Der neue T-Systems-Chef Reinhard Clemens steht daher unter Druck und baut die Führungsspitze um. Mit Joachim Langmack holte Clemens unmittelbar nach seinem Eintritt im Dezember 2007 einen alten Bekannten aus EDS-Zeiten zu T-Systems. Der IBM-Mann Langmack wird ab Mitte Februar den Vertrieb des Großkundengeschäfts bei T-Systems übernehmen.

Spekulationen, wonach Kemp im Streit mit Clemens T-Systems verlassen habe, erteilte Kemp eine klare Absage: »Ich habe mit Reinhard Clemens harmonisch zusammengearbeitet und trenne mich in Frieden.« Er übergebe »einen gut aufgestellten Bereich«.

Gerüchte über Zukäufe

Ende November sickerte durch, dass T-Systems in einer Art Befreiungsschlag seine Marktposition verbessern wollte, durch den Kauf des Rivalen EDS. Diese Spekulationen, welche die Financial Times Deutschland aufbrachte, bewahrheiteten sich jedoch bislang nicht.

EDS hat derzeit einen Börsenwert von etwa 7 Milliarden Euro. T-Systems könnte eine Übernahme solcher Größenordnung daher nur mithilfe eines Partners stemmen.

Auf EDS trifft T-Systems auch bei einem Projekt, das dem Unternehmen in der aktuellen Lage sehr zupass käme: Der Ölkonzern Royal Dutch Shell will seine IT outsourcen, wie Anfang des Jahres bekannt wurde.

Im Gespräch sind EDS, T-Systems und AT&T. Wohl um die Abhängigkeit von einem Dienstleister zu vermeiden, will Shell den Auftrag laut Financial Times Deutschland auf drei Anbieter verteilen. T-Systems gilt als Favorit, was den Betrieb der Rechenzentren und Storage-Systeme betrifft.

Erst mal Pause machen

Zurück zu Ulrich Kemp. Der Vertriebsprofi blickt auf eine 20-jährige Karriere in der IT-Branche zurück. Bevor er 2004 zu T-Systems kam, war er im Führungsstab bei Fujitsu Siemens Computers (FSC) tätig. Davor war der Diplom-Kaufmann 13 Jahre bei Hewlett-Packard.

»Ich möchte jetzt erst einmal den Kopf frei bekommen und mir eine Pause von drei Monaten gönnen«, sagt Kemp. Neue Herausforderungen könnten auf den Manager aber früher zukommen als ihm womöglich recht ist, denn mit seiner Erfahrung dürfte er schon bald mit Angeboten konfrontiert werden.

Und das nicht nur aus der IT- und TK-Branche. »Ich mache das, was mir Spaß macht und habe im Übrigen Führungsaufgaben noch nie von einer Branche abhängig gemacht«, so Kemp weiter.

Dass der Rückzug aus einem als schwerfällig geltenden Konzern auch ein Karrieresprung sein kann, haben andere Manager vorgemacht. Achim Berg, ehemals Vertriebschef von T-Com, hielt es über vier Jahre bei der Telekom aus, bevor er im vergangenen Februar auf den Chefsessel von Microsoft Deutschland wechselte.


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