Vorsprung ausgebaut

18. November 2008, 14:44 Uhr |

Vmware Workstation 6.5 – Der halbe Versionsschritt bringt viele neue Features, auf die Anwender schon lange warten und kommt Linux-Hosts entgegen.

Die Vmware-Workstation ist der unumstrittene Martführer bei der Virtualisierung auf Arbeitsstationen. Das Update von 6.0.5 auf 6.5 integriert die virtualisierten Systeme besser in das native Betriebssystem des Hosts. Vor allem Anwender, welche Linux auf ihren Arbeitsstationen betreiben, profitieren von den Neuerungen.

Ab 6.5 gibt es einen grafischen Installer für alle unterstützten Linux-Plattformen. Das Frage- und Antwortspiel hat ein Ende. Auch fallen die lästigen Text-Kommandos wie vmware-config.pl zum Einrichten der Arbeitsstation weg. Die Version 6.5 zeigt sich flexibler, was den Kernel des darunter liegenden Systems angeht. Bislang mussten Anwender nach jedem Kern-Update erst einmal mit dem Config-Skript die Treiber von Vmware aktualisieren. Das geschieht nun automatisch. Zudem gibt es Distributionen, auf denen Vmware bislang überhaupt nur unter Zuhilfenahme dubioser Hilfsmittel wie dem »Any-Any-Patch« zu installieren war. Die Zeiten sind vorbei. Im Test arbeitet 6.5 ohne Probleme unter Ubuntu 8.10, was mit der Version 6.0.5 nicht funkionierte.

Die Verwaltung der virtuellen LAN-Adapter und -Segmente erfolgt unter Linux nun auch mit einem Gui-Tool. Der Anwender kann damit im laufenden Betrieb virtuelle LANs generieren, editieren und entfernen. Bislang musste der Verwalter alle VMs stoppen, die Vmware-Workstation beenden und die Änderungen über ein Shell-Skript einbringen.

Auch die Zuweisung von Ressourcen in VMs wird dynamischer. Der Anwender darf nun im laufenden Betrieb virtuelle oder physische Disks in eine VM ein- oder ausblenden. Auch RAM und virtuelle CPUs lassen sich zur Laufzeit hinzufügen, sofern das Gast-OS der VM diese Funktion unterstützt. Damit ändert sich die Hardware-Version des Vmx von 6 auf 6.5. VMs mit dem neuen Release arbeiten nicht unter Vmware-Server oder ESX, unterstützen jedoch den im Lieferumfang enthaltenen neuen Vmware-Player.

Die Vmware-Fusion-Software für den Mac erlaubt es, einzelne Windows-Applikationen auf dem Mac-Desktop einzusetzen. Die Technologie hat Vmware in die Workstation portiert und nennt sie dort »Unity«. Eine Windows- oder Linux-VM kann darüber einzelne Programme nahtlos in den Desktop des Hosts einblenden. Der Zugriff auf Laufwerksressourcen des Hosts muss dabei über shared Folders erfolgen.

XP-Gäste können nun 3D-Beschleunigung über Direct-X-9c einsetzen, auch wenn sie auf einem Linux-Host arbeiten. Damit können Anwender diverse 3D-Programme und Spiele in VMs betreiben. Diese Funktion ist auch für Linux-Gäste verfügbar, welche die Open-GL-Features des Host-OS nutzen.

Unter der Haube will Vmware die I/O- und Netzwerkfunktionen der Workstation verbessert und wesentlich beschleunigt haben. Um dies zweifelsfrei zu verifizieren sind erst einmal längerfristige Tests unter Last notwendig.

Für einen ersten Test der Vmware-Workstation 6.5 richtet Network Computing die Software auf einem Athlon X2 6000 mit 4 GByte RAM unter Ubuntu 8.04.LTS-x64 ein. Zudem wird ein IBM-Thinkpad T43p, 1 GByte, mit der 32-Bit-Variante des neuen Ubuntu 8.10 (eine Kopie) versehen. Auf beiden Systemen entfernt der Installer im Handumdrehen die vorherige Version 6.0.5 und startet die grafische Einrichtung. Bereits nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei und die Vmware einsatzbereit. Aus Sicherheitsgründen startet Network Computing beide Systeme neu, wie es das Handbuch bei Rechnern mit Open-GL-Grafiktreibern (Nvidia beim Athlon, ATI beim Thinkpad) empfiehlt.

Auf beiden Sytemen arbeiten alle bestehenden VMs in ihrem Originalzustand weiter. Nach der Konvertierung auf den Hardware-Level 6.5 brauchen VMs mit Windows zunächst einmal etliche Minuten, um die Hardware-Änderungen und das Vmware-Tools-Update durchzuführen. Nach einem anschließenden Neustart stehen die Maschinen in alter Frische aber mit neuen Funktionen zum Einsatz bereit. Die Unity-Funktion arbeitet ebenso fehlerfrei, wie die 3D-Acceleration. Um diese Funktion nachzuweisen setzt Network Computing das Spiel »Warhammer 40000« ein, welches ohne jegliche Einschränkungen funktioniert – und das Team lässt es sich nicht nehmen, dieses Feature sehr intensiv zu testen.

Auf dem Thinpad konfiguriert das Laborteam ein NAT-Netzwerk, welches die UMTS-Internet-Verbindung des 3G-Netzwerkmanagers auf dem Host mit verwendet – ebenfalls problemlos.

Fazit: Vmware bleibt bei der Desktop-Virtualisierung der Konkurrenz meilenweit voraus und in diesem Test hat sich Network Computing noch nicht einmal die neuen Entwicklerfunktionen angesehen. Wer auf Arbeitsstationen heterogene Systeme benötigt, kommt nicht an dieser Applikation vorbei.

ast@networkcomputing.de


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