Wenn Software zu wenig getestet wird
Bei der Entwicklung neuer Software herrscht häufig Termindruck. Kein Wunder also, dass die Produkte im Vorfeld nur unzureichend getestet werden. Das Nachsehen hat der Anwender, der sich über fehlerhafte Programme ärgert.

Mehr als jeder zweite Softwarefehler entsteht durch Mängel im Testmanagement und oft entfallen die Tests aus Zeitmangel. Dieser Zwang zur Eile wird künftig noch weiter steigen. Denn Unternehmen unterbieten sich auf Wunsch der Kunden mit immer kürzeren Release-Zyklen. Gleichzeitig stellen enger getaktete Umsetzungsfristen bei Gesetzesanpassungen die IT-Abteilungen auf die Probe. Ohne eingespielte Testverfahren wird es künftig immer seltener gelingen, mit dem Änderungstempo Schritt zu halten, so eine aktuelle Einschätzung von Steria Mummert Consulting.
Ein systematischer Vorgehenskatalog für das Testen von Software befindet sich allerdings bei der Mehrheit der Behörden und Unternehmen erst im Aufbau. Meist entscheiden die Verantwortlichen erst am Projektende, welche Funktionen der Software überprüft werden sollen, und führen lediglich unsystematische Stichprobentests durch. Tauchen Fehler allerdings erst kurz vor Aufnahme des Regelbetriebs auf, dauert die Korrektur deutlich länger und benötigt mehr Mitarbeiter, als wenn Tests frühzeitig geplant und eingebaut werden. Der Mehraufwand für eine nachträgliche Fehlerbeseitigung beträgt in der Regel das Fünffache. Gleichzeitig bedeuten Fehler, die zu spät oder gar nicht auffallen, einen enormen Vertrauensschaden in der Beziehung zu Bürgern und Kunden.
Das Beratungsunternehmen rät daher dringend dazu, einen Vorgehenskatalog zum systematischen Testen von Software zu erarbeiten. »Softwarequalität und enge Umsetzungsfristen lassen sich vereinbaren, wenn die IT-Abteilungen ihre Testabläufe stärker durchorganisieren«, sagt Lars Hinrichsen von Steria Mummert Consulting. Dazu gehört beispielsweise, dass sich die Tester ein Methodengerüst aufbauen, auf das sie bei wiederkehrenden IT-Anpassungen immer wieder zurückgreifen. Eine eingespielte Abfolge, inklusive einer umfassenden Dokumentation, spart nach Einschätzung von Hinrichsen Zeit und senkt das Fehlerrisiko“, so Hinrichsen. Gleichzeitig besteht mit standardisierten Testprozessen die Möglichkeit, die Aufgabe an externe Mitarbeiter oder Dienstleister abzugeben. So gewinnen die CIOs zusätzlichen Handlungsspielraum, um Software auch bei engen Fristen ausgiebig zu prüfen.