Cloud-Angebote stehen trotz ihrer vielen Vorteile wegen Abhörskandalen extrem in der Kritik. Können ausgelagerte Daten überhaupt vernünftig abgesichert werden?
Viele Unternehmen, die die Vorteile von Cloud-Angeboten wie hohe Flexibilität und Skalierbarkeit zu geringen Kosten nutzen möchten, sind aufgrund der Berichterstattung über das US-Abhörprogramm PRISM stark verunsichert: Können ausgelagerte Daten überhaupt vernünftig abgesichert werden?
Allerdings ist zuverlässiger Datenschutz nicht die einzige Notwendigkeit. Europäische Unternehmen benötigen zusätzlich Rechtssicherheit unter Einhaltung sämtlicher Compliance-Richtlinien, zertifizierte Qualitätsstandards bei der Infrastruktur, vielsprachige Angebote, Barrierefreiheit, praktische Suchfunktionen, ständig verfügbaren Support, hoch verfügbare und geprüfte Performance sowie umfassendes Reporting. Dabei sollen die Angebote alle Plattformen und Geräte unterstützen.
Diese Anforderungen können Standardlösungen großer amerikanischer Provider nicht mehr erfüllen. So müssen heute europäische IT-Unternehmen gemeinsam mit der EU-Kommission schnell einen Aktionsplan entwickeln, den sie in eine gemeinsame europäische Strategie einbetten und konsequent umsetzen. Als Ziel steht dabei »United Clouds of Europe« (www.unitedcloudsofeurope.com), ein Grundkonsens zwischen europäischen Cloud-Unternehmen zur Speicherung und Bereitstellung elektronischer Daten aus virtuellen Server-Landschaften.
Die für die europäische Cloud-Strategie verantwortliche Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Neelie Kroes, appellierte bereits an ein europäisches Denken, um das hunderte Milliarden Euro schwere Potenzial von Cloud Computing für Millionen neuer Jobs in Europa zu nutzen. Dafür sind drei wesentliche Schritte nötig: erstens einheitliche Standards und Zertifikate zur Vergleichbarkeit von Cloud Services, zweitens sichere und faire Verträge zur Regelung von Datennutzung und Verantwortlichkeiten, und drittens die Etablierung einer europäischen Cloud-Partnerschaft zur gemeinsamen Marktentwicklung.
Die Wahrung der europäischen Interessen kann nur durch eine engagierte Gesetzgebung und straffe Normung erreicht werden. Der freie Informationsfluss ist wichtig, noch wichtiger ist allerdings, dass Europäer wissen, wo ihre Daten liegen, wem sie diese nach welchem Regelwerk anvertrauen und wie sie für diese Dienste zahlen.