Cancom-Chef Klaus Weinmann im Interview

»Wir wollen das größte Systemhaus in Deutschland werden«

4. Oktober 2013, 17:17 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Feindbild wieder intakt

Kein Fall für den Arzt: Weinmanns Vision sieht Cancom an der Spitze im deutschen Systemhausmarkt (Foto: Cancom)
Kein Fall für den Arzt: Weinmanns Vision sieht Cancom an der Spitze im deutschen Systemhausmarkt (Foto: Cancom)
© Cancom

CRN: Die Cancom-Aktie ist zuletzt stark gestiegen. Waren das die Gründe, warum Bechtle-Großaktionär, die Familie Schick, und die Gesellschaft Elber von Investor Johann Vielberth nach kurzer Zeit bei Cancom wieder ausgestiegen sind? Beide hatten ursprünglich von einem längerfristigen Engagement gesprochen.

Weinmann: Zu der Motivation von Privatinvestoren kann ich mich nicht äußern. Aber natürlich haben Großinvestoren neben der Rendite immer auch eine Einflussnahme im Hinterkopf, wenn sie sich an einem Unternehmen beteiligen. Die Spekulationen rund um den Ein- und Ausstieg der Familie Schick haben weder Cancom noch Bechtle gut getan. Wir sind froh, wieder klare Fronten zu haben. Wo Freund und Feind stehen, wissen wir jetzt wieder. Herr Vielberth ist ein Finanzinvestor mit vielen Beteiligungen in unterschiedlichen Märkten. Er hat Cancom aber nicht verkauft, weil er das Unternehmen schlecht findet.

CRN: Die Börse tickt in Quartalen. Systemhäuser dagegen müssen an der Zukunftsfähigkeit arbeiten und vielleicht in Dekaden denken. Ein Widerspruch?

Weinmann: Die Börse wie die IT ticken in Quartalen. Das gibt die Börse uns und im übrigen auch unseren Herstellern vor. Wir haben jedes Quartal den Druck, uns zu verbessern. Das ist zwar lästig, spornt aber an, jedes Quartal ein bisschen besser zu werden. Dieser hohe Druck bringt schließlich Ergebnisse. Was aber nicht heißt, dass wir nur einen kurzfristigen Horizont haben. Ich brauche natürlich einen Ansatz: Wo will ich in zehn Jahren stehen.

CRN: Wo denn?

Weinmann: Wir sind gerade dabei, eine neue Vision zu formulieren: 2020 wollen wir das größte Systemhaus in Deutschland sein.

CRN: Aus Neckarsulm bekommen Sie jetzt den Ratschlag, sich lieber an einen Arzt zu wenden.

Weinmann: Das ist gut möglich und nicht neu. Wir haben im ersten Geschäftsjahr 1992 einen Umsatz von 1,3 Millionen Mark gemacht und haben uns vorgenommen, 100 Millionen zu erreichen. Schon damals wollten uns unsere Eltern zum Arzt schicken. 1994 lautete unsere Vision: Wir wollen der größte Apple-Reseller in Europa werden, was wir fünf Jahre später erreicht haben. Als wird 250 Millionen Euro erzielten, legten wir die Messlatte auf eine Milliarde Euro. Wie wollen die Spinner das erreichen, hieß es da. Heute sind wir im Systemhausmarkt fest auf Platz drei etabliert und die Milliarden-Umsatzgrenze ist in Sichtweite. Ärztlichen Beistand brauchen wir also nicht.

CRN: Wird Cancom weiter über Akquisitionen wachsen?

Weinmann: Unsere Ziele zu erreichen, geht nur mit Zukäufen. Wir schauen uns im Markt immer um. Was Cancom zu Gute kommt: Es gibt viele Systemhäuser, die nervös sind, weil sie sich besorgt zeigen über die Strategien mancher Hersteller. Das erhöht den Konsolidierungsdruck im Markt und eröffnet uns sehr gute Wachstumschancen.


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