Beim Chip-Riesen herrscht trotz des Wirbels um die entdeckten Sicherheitslücken Optimismus – nicht zuletzt wegen der jüngsten positiven Quartalszahlen.
Nach den Anfang des Jahre bekanntgewordenen Angriffsszenarien »Meltdown« und »Spectre«, die Schwachstellen in CPUs von Intel und anderen Chip-Herstellern ausnutzen, bliebt die Lage unübersichtlich. Denn für nahezu alle Prozessorgenerationen gibt es lediglich die Möglichkeit, per Software- und Microcode-Update gegen die Schwachstellen vorzugehen. Das bewirkte eine wahre Patch-Flut, gefolgt von Update-Problemen und Diskussionen über Leistungseinbußen. Einige dieser Patches wurden offenbar in großer Eile zusammengeschustert, sodass Intel inzwischen vor seinem eigenen Microcode-Patch für Broadwell, Haswell und Skylake warnt. Microsoft hat reagiert und ein Update veröffentlicht, das ein vorheriges Update zum Schutz gegen die Spectre-Variante 2 wieder deaktiviert. Auch Dell, HPE und Ubuntu haben entsprechende Updates zurückgezogen.
Intel-CEO Brian Krzanich betonte, man habe rund um die Uhr mit Kunden und Partnern gearbeitet, um sich um Meltdown und Spectre zu kümmern. Dabei seien Fortschritte erzielt worden, doch er wisse auch, dass Intel mehr machen muss: »Wir arbeiten an siliziumbasierten Änderungen für zukünftige Produkte, die Meltdown und Spectre per Hardware adressieren. Diese Produkte werden später im Jahr erscheinen.« Welche Änderungen das sind und in welchen Prozessorserien sie als erstes zum Einsatz kommen sollen, erklärte Krzanich jedoch nicht.
Die Quartalszahlen des Prozessorherstellers fallen ausgesprochen positiv aus. Im vierten Quartal legte der Prozessorhersteller um vier Prozent auf 17,1 Milliarden Dollar zu, im Gesamtjahr lag der Umsatz bei 62,8 Milliarden Dollar – ein Plus von sechs Prozent. Den größten Teil zum Intel-Umsatz steuerte auch im vierten Quartal die Client Computing Group (CCG) bei, deren Umsatz mit neun Milliarden Dollar allerdings zwei Prozent unter dem Vorjahreswert lag. Angetrieben wird das Wachstum beim Chipriesen von der Data Center Group (DCG), die sich um 20 Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar steigerte. 2017 sei ein Rekordjahr für Intel gewesen und das vierte Quartal ein Rekordquartal, stellte Krzanich zufrieden fest.
Unter dem Strich muss Intel allerdings einen Verlust ausweisen, weil im Zuge der US-Steuerreform hohe Abgaben auf Vermögen im Ausland fällig werden. So verbleibt ein Quartalsverlust von 687 Millionen Dollar, nachdem man vor einem Jahr noch 3,6 Milliarden Dollar Gewinn im Jahresabschlussquartal machen konnte. Für das Geschäftsjahr 2018 rechnet Intel nicht mit Einbußen wegen Meltdown und Spectre, sondern peilt 65 Milliarden Dollar an – 2,2 Milliarden mehr als 2017.