Neue Dynamik im Cybercrime
2026 wird vom Missbrauch künstlicher Intelligenz, Fachkräftemangel und wachsendem Druck zur digitalen Souveränität geprägt sein – davon gehen IT-Security-Experten von G Data aus.
Die Lage der IT-Sicherheit bleibt auch im Jahr 2026 deutlich angespannt. Experten von G Data gehen davon aus, dass Cyberkriminelle künftig vermehrt KI-Tools nutzen, die Schadcode umschreiben. Und auch die Gefahr von innen nimmt zu: Die Zahl der Angriffe auf Unternehmen durch eigene Angestellte steigt. Die gute Nachricht: Der Anteil von Lösegeldzahlungen geht zurück, weil Firmen resilienter sind und über funktionierende Backups verfügen.
„Künstliche Intelligenz senkt die Einstiegshürde für Cyberkriminelle drastisch. Insbesondere Menschen mit wenig technischem Verständnis und hoher krimineller Energie steigen gerade in den Markt ein. Sie richten erheblichen Schaden an“, sagt Tim Berghoff, Security Evangelist bei der G Data CyberDefense AG. „Für eine wirkungsvolle Cyberabwehr braucht es eine dauerhafte Überwachung der Infrastruktur durch fachkundiges und erfahrenes Personal, um eine Kompromittierung frühzeitig zu erkennen.“
„Innentäter" als neue Bedrohung
2026 ist mit einer Zunahme von sogenannten Innentäterschaften durch unzufriedene oder überforderte Mitarbeiter zu rechnen. Aktuelle Fälle zeigen, dass gerade Angestellte mit einer langjährigen Betriebszugehörigkeit im Falle einer Kündigung den ehemaligen Arbeitgeber schädigen. Die Motive sind meist Frustration, Generationenkonflikte und mangelnde Weiterbildungsmöglichkeiten. Bedingt durch immer neue Entwicklungen und sich ändernde „Best Practices“ fällt es einigen Administratoren bisweilen schwer, Schritt zu halten und sich von altbewährten und nicht mehr zeitgemäßen Praktiken zu lösen.
Digitale Souveränität und regulatorische Komplexität
Der in diesem Jahr eingeschlagene Weg zur Stärkung der digitalen europäischen Souveränität wird sich auch 2026 fortsetzen (siehe auch aktuelles E-Paper der connect professional) Treiber dieser Entwicklung bleibt die anhaltend schwierige geopolitische Lage, die Unternehmen und staatliche Organisation vor die Frage stellt, wie sie die Abhängigkeit von außereuropäischen Technologien reduzieren können. Der Trend zu mehr IT-Outsourcing werde sich demnach vermutlich verstärken; Verantwortliche bevorzugen in diesem Zusammenhang wohl eher europäische Lösungen.
„Der Wunsch nach digitaler Eigenständigkeit ist groß, die strukturellen Voraussetzungen fehlen jedoch“, sagt Berghoff. „Wir müssen IT-Sicherheit als gesamtstaatliche Aufgabe verstehen und bundeseinheitliche Maßnahmen umsetzen, um aktuelle Vorgaben schnell umzusetzen. Cyberkriminelle warten nicht.“
Fachkräftemangel als gefährlicher Dauerbrenner
Trotz steigender Sicherheitsanforderungen ist zurzeit ein Rückgang offener IT-Stellen zu erkennen. Ein Grund für diese Entwicklung ist die aktuelle konjunkturelle Unsicherheit. Um langfristig die bestehende Personallücke zu schließen, ist ein weiterer Ansatz das verstärkte Ausbilden von IT-Security-Fachleuten. Auch ein eigenständiger Ausbildungsberuf zum „Fachinformatiker für IT-Sicherheit“ kann dazu beitragen, den Personalmangel zu reduzieren. Entsprechende Projekte sind bereits gestartet.
Weitere IT-Security-Trends, die Verantwortliche kennen sollten:
- Social Engineering mit Suchmaschinen: Mittels KI bauen Cyberkriminelle Webseiten nach und platzieren ihre falschen Seiten durch SEO-Poisoning in den Google-Ergebnissen vor den echten Webseiten. Nutzerinnen und Nutzer laden unbemerkt Schadsoftware von einer vermeintlich vertrauenswürdigen Quelle herunter.
- Angreifer machen mehr Tempo: Die Zeit zwischen initialem Erstzugang bis zur Verschlüsselung reduziert sich von Monaten auf zwei bis drei Wochen. Ein Grund dafür ist das verbesserte Abwehrverhalten. Unternehmen erkennen Angriffsversuche früher und leiten entsprechende Gegenmaßnahmen ein.
- Steigende Resilienz, weniger Profit: Die Zahl der Lösegeldzahlungen wird weiter sinken, weil mehr Unternehmen über funktionierende Back-ups verfügen und verschlüsselte Daten wiederherstellen können.
Mit Technik und Awareness gegen Hacker
In den kommenden Monaten würden Angriffe dynamischer, da Cyberkriminelle neue Technologien schnell adaptieren und Angriffsmethoden verfeinern. Unternehmen und staatliche Organisationen müssten weiterhin zeitgemäße Lösungen sowie Fachleute mit Know-how einsetzen, um im Wettlauf gegen Täter die Nase vorn zu haben.