ISO/IEC 11801:2018 und EN 50173:2018

Abnahmemessungen von TP-Verkabelungen

14. Mai 2020, 16:44 Uhr | Konstantin Hüdepohl/jos

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ausblick und Fazit

Ende-zu-Ende-Verkabelung
Ende-zu-Ende-Verkabelung
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Ausblicke

Ist für Kupferverkabelungen im LAN-Netzwerk nun alles definiert? Leider ganz im Gegenteil! Das Stichwort lautet einpaarige Verkabelung (Single Pair Ethernet, SPE). Der Vorstoß, Ethernet auch über einpaarige Verkabelungen zu übertragen, kam zuerst aus der Automobilindustrie. Dort suchte man nach einem leichten, dünnen und widerstandsfähigen Übertragungsmedium, das sicher, schnell und universell Daten übertragen kann. Nachdem dort schnell Strecken bis 15 Meter und 40 Meter festgelegt waren, hat sich die Industrie mit IoT (Internet of Things) ebenfalls bald für diese neue Verkabelungsstruktur interessiert, da sich Ethernet sehr gut für die Ansteuerung von Geräten wie etwa Sensoren eignet. Allerdings spielt hier die Überbrückung großer Distanzen eine wichtige Rolle. Daher nahm man die Arbeit an Strecken bis zu einem Kilometer mit einer Übertragungsgeschwindigkeit bis 10 MBit/s in Angriff.
Mittlerweile ist SPE auch für das Umfeld von Büro-Verkabelungsstrukturen und Rechenzentren interessant. Dabei sind bereits diverse unterschiedliche Längen mit Übertragungen von bis zu 10 GBit/s in Planung. Damit wird es in Zukunft nicht nur „eine“ einpaarige Verkabelung geben, sondern eine ganze neue Verkabelungsgeneration mit unterschiedlichen Längen und Geschwindigkeiten. Selbst eine Fernspeisung von Geräten wird mit PoDL (Power over Data Line) ähnlich dem PoE bei vierpaarigen Anwendungen Einzug halten.
Interessant bei allen einpaarigen Anwendungen ist auch, dass in diesem Umfeld nicht mehr der altbekannte RJ45 in der Normierung vorgesehen ist, sondern wesentlich schlankere und kleinere Steckgesichter. Diese wiederum wären natürlich für moderne schlanke Geräte wie heutige Laptops oder Tablets sehr von Vorteil. Bei der Übertragung von 10 MBit/s über einen Kilometer wäre sogar die Verwendung von Schraubklemmen möglich.
Ein weiteres Thema sind 25 GBit/s über längere Strecken. Ursprünglich waren die Kategorien 8.1 und 8.2 bis 25 GBit/s und 40 GBit/s für Strecken über mindestens 30 Meter ausgelegt. Da 30 Meter in der Realität jedoch eine sehr große Längenrestriktion bedeutet und nur wenige Anwendungen in Rechenzentren ermöglicht, kam schnell die Diskussion auf, „ob da nicht mehr geht“. Derzeit laufen bei ISO noch Diskussionen darüber, 25GBit/s über mindestens 50 Meter zu übertragen. Sollte dies möglich sein, wären völlig neue High-Speed-Anwendungen für den Bürobereich denkbar.
Modular Plug Terminated Link (MPTL) ist eine neue Verkabelungsvariante in den amerikanischen TIA-Normen, die eine Strecke beschreibt, die auf einer Seite mit einer Buchse und auf der anderen Seite mit einem Stecker abschließt. Diese Verkabelungsvariante ist besonders interessant, um Endgeräte wie WLAN-Zugangspunkte oder Kameras direkt mit einem Datenkabel zu verbinden, ohne eine separate Datendose und Patch-Kabel verwenden zu müssen. Bis jetzt ist MPTL eine rein amerikanische Variante. Die Gremien in ISO/IEC arbeiten jedoch bereits an einer eigenen Definition. Für die Messtechnik wird es interessant werden, dass die klassische „Channel- Methode“ nicht anwendbar ist, da bei dieser Methode der erste Stecker ausgeblendet wird. Bei MPTL ist jedoch gerade dieser Stecker interessant, da dieser im Feld montiert wird und somit eine potenzielle Fehlerquelle darstellt. Dazu muss die ISO/IEC Messvorschriften definieren, um sicherzustellen, dass auch der erste Stecker mitgemessen wird.

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Tabelle
Zusammenfassung der Konfigurationen
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Fazit

Bis vor Kurzem wuchs bei Überarbeitungen der Verkabelungsnormen für Kupfer- LAN lediglich die Bandbreite. Heute verändern sich auch die Topologien rasant, und es kommen neue Anwendungsbereiche hinzu. Industrial Ethernet und das Internet of Things sind mittlerweile schon fast alte Schlagwörter und werden zum IoE (Internet of Everything). Die Lage bleibt also spannend.


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  2. Ausblick und Fazit

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