Mit dem neuen Energieeffizienzgesetz will der Bund Projekte wie das von Telehouse fördern. Dennoch schaut Waldhauser bei diesem Thema gleich nicht mehr ganz so freundlich drein. „Das Energieeffizienzgesetz verpflichtet Rechenzentren, Abwärme abzugeben, aber die Wärmenetzbetreiber und Immobilienbesitzer nicht, sie abzunehmen“, erläutert er und kritisiert: „Der ERF (Energy Reuse Factor, d.Red.), den der Gesetzgeber von uns fordert, ist absoluter Humbug. Franky bedeutet für uns einen ERF von zwei Prozent, gefordert sind im Gesetz aber bis zu zwanzig Prozent.“ Telehouse müsste also nicht 3.000, sondern 30.000 Menschen versorgen, um die Vorgabe zu erfüllen.
„Deutschland wendet für die Produktion von Wärme und Kälte – inklusive der Industrie – 50 Prozent des Energieverbrauchs auf“, rechnet Waldhauser vor. „Der Endenergiebedarf der Rechenzentren in Deutschland liegt bei ca. 0,6 Prozent. Selbst wenn man die Abwärme der Rechenzentren zu 100 Prozent nutzen würde, wäre also das Problem noch lange nicht gelöst.“
Natürlich weiß auch der Telehouse-Vordenker, dass keine Branche allein die Wunderwaffe für die dringend nötige Energiewende in der Hand hält. Und dass der Gesetzgeber angesichts der eskalierenden Klimaproblematik versucht, RZ-Betreiber mit Wärmenetzbetreibern zusammenzubringen. Zumindest mit Blick auf RZ-Neubauten scheint diese Kooperation richtig und wichtig – sofern sich eine Schnittmenge zwischen RZ-Abwärme und Wärmenetz finden oder aber schaffen lässt.
Weitere Abwärmeprojekte
Nicht umsonst treibt der Telehouse-CEO längst ähnliche Vorhaben voran: erstens laufen Gespräche, um auch die historische Friedrich-Ebert-Siedlung, direkt neben Franky gelegen, mit Abwärme zu beliefern. Zweitens diskutiert er mit Mainova die Anbindung seines Campus an das Fernwärmenetz. Dann könnte Telehouse die Abwärme im Winter komplett abgeben.
„Mittlerweile betreibt NTT in Berlin ein Projekt, das größer ist als Franky (gemeint ist das NTT-RZ Berlin 2, d.Red.), aber unser Projekt war das erste dieser Größenordnung in Deutschland“, sagt Waldhauser stolz. Die Verträge zwischen Mainova und Telehouse seien im März 2021 unterschrieben worden, damals habe sich noch niemand viele Gedanken über Abwärmenutzung gemacht. „Ich freue mich, dass es heute Projekte gibt, die größer sind als unseres, denn mit einem Projekt allein kommen wir nicht weit. Wenn wir etwas bewegen wollen, braucht es viele solcher Projekte“, sagt Béla Waldhauser. Und lächelt.