Wenn sich Administratoren bei ihrem Cloud-Provider ein Netzwerk per Software zusammenstellen können, welches flexibel erweiterbar und privat zugleich ist, ist dann überhaupt eine Private-Cloud notwendig? Diese Frage kann wohl kaum pauschal beantwortet werden. Unternehmen müssen, in der IT ebenso wie in anderen geschäftlichen Bereichen, strategisch und langfristig denken.
Der Aufwand, das eigene, über Jahre oder Jahrzehnte gewachsene Rechenzentrum ganz oder wenigstens teilweise in eine Private-Cloud zu verwandeln, ist hoch. Sollen künftig IT-Investitionen eingespart und dennoch Lastspitzen flexibel abgedeckt werden, führt der Weg zu einem Public-Cloud-Provider. Die derzeit viel diskutierte Hybrid-Cloud wäre das Ergebnis – mit allem Management-Aufwand, den dies nach sich zieht. Im schlechtesten Fall ein Stückwerk, das mehr Arbeit als Einsparung erzielt.
Konsequent wäre es, sich das gesamte Rechenzentrum bei einem Provider zusammenzustellen, eben ganz nach Bedarf, zu transparenten und verbrauchsunabhängigen Kosten, und dabei doch privat. Viele Start-ups machen das bereits, vor allem um Kosten zu sparen. Für etablierte Unternehmen ist ein Mittelweg mit weniger Umstellungsaufwand das Modell der Wahl: Das Rechenzentrum bleibt wie es ist und bildet, wenn nötig, vor allem die besonders sensiblen Geschäftsbereiche ab. Alles andere kommt aus der privaten Public-Cloud eines Providers.
Fazit
SDN und SDDC unterstützen schon heute die Entwicklungen, welche die IT und die verantwortlichen Administratoren mehr und mehr als Service begreifen. Vor allem den Cloud-Markt im Infrastruktur-Bereich hat die Technologie in Schwung gebracht. Denn sie ermöglicht interessante Gestaltungsmöglichkeiten eines Netzwerkes bei einem IaaS-Provider: Vertikales Skalieren über einzelne Komponenten und dedizierte Nutzung von Public-Cloud-Ressourcen sind wahrscheinlich die wichtigsten Argumente.
In jedem Fall lohnt es sich, die Preise am Markt zu vergleichen. Zwischen den großen Marktteilnehmern Amazon, Microsoft und Google ist in jüngster Zeit ein Preiskampf entbrannt, der nur vordergründig den besten Preis für den Kunden will. Hier hat der Markt noch Potenzial: Amazon ist mit seinen Amazon-Web-Services zwar eindeutig Marktführer, doch die Margen des Branchenriesen sind hoch, Verträge werden meist langfristig abgeschlossen und die Abrechnung erfolgt pro Stunde – eindeutig zu unflexibel und zu teuer. Doch inzwischen bietet der Markt Alternativen: flexibles, vertikales Skalieren unabhängig von ganzen Instanzen, keine langfristigen Verträge sondern echte Nutzung nach Bedarf und sekundengenaue Abrechnung. Dienstleister wie etwa Profitbricks sind schon deutlich weiter als Amazon und Google und bringen Schwung in die derzeitigen Preisdiskussionen. Ein Markt in Bewegung ist meistens gut für die Kunden. So auch in diesem Fall.
Auch wenn klare, einheitliche Standards noch fehlen, so macht sich der Wettbewerb bereits in sinkenden Preisen bemerkbar. Daran hat SDN einen entscheidenden Anteil, denn die Provider profitieren von mehr Effizienz und einem dadurch kostengünstigeren Betrieb der Rechenzentren. Dass Cloud-Computing sowieso in aller Munde ist, hilft dabei natürlich. Denn auch mehr Nachfrage lässt die Preise sinken. Die Public-Cloud könnte dank SDN so attraktiv und sicher werden, dass Hybrid-Clouds und sogar Private-Clouds im eigenen Rechenzentrum nicht mehr notwendig sind.