Huawei hat seinen Storage-Bereich in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark ausgebaut. Aufgrund eigens entwickelter Prozessoren sei man heute laut Peter Kruth auch weitgehend unbeeinflusst von den US-Sanktionen und könne die Speicher-Lösungen auf die wachsenden Anforderungen des Marktes vorbereiten.
funkschau: Herr Kruth, laut Berichten plant Huawei, seine x86-Server-Sparte zu verkaufen. Nehmen Sie dies zum Anlass, sich verstärkt auf den Storage-Bereich zu konzentrieren?
Peter Kruth: Huawei investiert bereits seit 2002 in die Storage-Sparte. 2010 wurde unser erstes All-Flash-System vorgestellt, eines der ersten im Markt. Im Jahr 2019 folgte unsere „OceanStor Dorado V6“ mit integrierter KI-Hardware. Weitere Produktreihen wie der Scale-out-Storage „OceanStor Pacific“ und, seit diesem Jahr, die Backup-Lösung „OceanProtect“ zeigen die durchgängige Innovation bis heute. Das überzeugt auch die Experten von Gartner, die im Magic Quadrant für Primär-Storage Huawei als „Leader“ einstufen.
funkschau: Auch in den Storage-Systemen sind Chips verbaut. Drohen in dieser Sparte ähnliche Schwierigkeiten wie bei den Servern aufgrund der US-Sanktionen und dem eingeschränkten Zugriff auf Halbleiter-Technologien?
Kruth: In unseren Storage-Systemen sind fast ausschließlich selbst entwickelte Prozessoren verbaut. Das fängt beim SSD-Controller an, geht über die CPUs, unseren KI-Prozessor bis zum Netzwerk-Interface. Selbst der Management-Controller ist eine Eigenentwicklung. Die Grundlage dafür sind technische Entscheidungen, da vergleichbare Hardware am Markt nicht zur Verfügung steht.
funkschau: Und führt wiederum die aktuelle Chip-Krise zu Problemen im Storage-Geschäft, wenn hier immer mehr Chips im Einsatz sind?
Kruth: Wir sehen keine wesentliche Steigerung der Chip-Anzahl pro Storage-System. Eine Ausnahme sind hier unsere KI-Prozessoren. Ansonsten werden die Chips immer leistungsfähiger und können immer größere Speichermengen bedienen.
funkschau: Inwiefern müssen sich Storage-Systeme weiterentwickeln, um Anforderungen zukunftsweisender Technologien wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, Big Data oder dem Internet of Things zu erfüllen?
Kruth: KI, Big Data und IoT können nicht einzeln betrachtet werden. Diese drei Technologien wenden wir zusammen für unser KI-gestütztes Datenmanagement auf drei Ebenen an. Dies hat sogar Gartner im zuvor genannten Report als eine unserer wesentlichen Stärken dargestellt. Unsere „OceanStor Pacific“-Serie ist ein direktes Produkt dieser Erfahrungen. Sie verbindet konvergent NAS, S3 und HDFS in einem hochperformanten Scale-out-Storage, der von vier auf bis zu 4.096 Storage-Controller skalieren kann. Damit bedient er genau die eingangs erwähnten Technologien.
funkschau: Welche Herausforderungen sehen Sie auf Storage-Hersteller zudem im Jahr 2022 zukommen?
Kruth: Die Anwendungsarchitekturen der Zukunft werden weiterhin die Anforderungen an unsere Speichersysteme diktieren. Eine der größten Herausforderungen im Rahmen der Digitalisierung wird der Umgang mit multiplen Cloud-Modellen sein. Daraus lassen sich verschiedene Aufgaben, wie Agilität und Automatisierung, ableiten. Neben dem Storage-Management durch unsere Data Management Engine (DME) werden hyperkonvergente Scale-out-Systeme immer wichtiger. Unsere Verantwortung im Umweltbereich lässt sich zurzeit, und damit in der nahen Zukunft, am besten mit All-Flash-Systemen im Enterprise-, Scale-out- und Backup-Bereich erfüllen. Cyber Security wird ein weiterer Bereich sein. Wir planen, neben passiver Sicherheit noch weitere Funktionen in den Storage zu integrieren. Bei der aktiven Security wird es neue Lösungen geben, von der Code-Basis bis zu Produkten.