Bidirektionale OTDR-Messungen

Auch Messzeit ist Geld

27. Juli 2022, 7:00 Uhr | Alexander Holzer/jos

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Aus der Praxis:


Ein Messauftrag einer Glasfaser-Installationsstrecke sieht für die Abnahme vor, dass die Messungen mit einem OTDR bidirektional durchzuführen sind. In der Zeitkalkulation für den Messauftrag ist es somit gerechtfertigt, dass man den doppelten Zeitaufwand in die Berechnung mit aufnehmen muss. Nach der ersten Messreihe mit dem OTDR begibt sich der Installer örtlich an das ferne Ende, um die gleiche Messreihe von der anderen Seite messtechnisch zu ermitteln. So ist davon auszugehen, dass möglichst zwei Techniker (nahes Ende und fernes Ende) den Messauftrag durchführen müssen.

Allerdings hat sich in der Branche ein Verständnis nicht nur der Vorteile, sondern auch des höhere Zeitaufwands bidirektionaler OTDR-Messungen entwickelt, und immer mehr kreative Lösungsansätze entstanden, um dem entgegen zu wirken. Mit der Entwicklung verschiedener bidirektionaler Testmethoden sollten Messaufträge effizienter zu gestaltet sein. Oft scheiterte dies nicht an der Messmethode und den zusätzlichen Ortswechsel, sondern an den nicht vorhandenen Einstellungsmöglichkeiten an den OTDR-Messgeräten, also schlussendlich an der Dokumentationssoftware. Diese konnte die bidirektionalen Messungen grafisch nicht detailliert darstellen, was zu einer Ablehnung als Werkzeug für das Abnahmeprotokoll führte.

Letztlich hat sich die Schleifenmessung (Loopback-Messung) durchgesetzt. Dabei bleibt der Messaufbau mit dem OTDR und der Vorlaufprüfschnur am nahen Ende des zu messenden Glasfaser-Links bestehen. Am fernen Endpunkt kommt jedoch anstatt einer Nachlaufprüfschnur eine Schleifenprüfschnur zum Einsatz. Diese Prüfschnur ist mit einem zweiten – auch zu testenden – Glasfaser-Link verbunden. Das Ende des zweiten Glasfaserl-Links findet seinen Abschluss wieder am nahen Ende, und dort verbindet der Techniker dann die Nachlaufprüfschnur.

Der OTDR-Puls verläuft dann durch den ersten Glasfaser-Link an den fernen Endpunkt und über die Schleife dann im zweiten Glasfaser-Link zurück an das nahe Ende. Die beiden Glasfaser-Links werden unidirektional gemessen. Um die Glasfaserlinks auch bidirektional zu messen, ändert man die Messrichtung durch Umstecken am OTDR, worauf die Gegenrichtung messtechnisch zu ermitteln ist. Die so erstellte OTDR-Graphik zeigt jedoch keine klassische OTDR-Kurve, wie jahrelang standardisiert mit Vorlaufprüfschnur, Glasfaser-Link und Nachlaufprüfschnur, sondern drei Prüfschnüre und zweimal den Glasfaser-Link, was bei den Anwendern oft für Verwirrung sorgt.

Hersteller von OTDR-Messgeräten bieten mittlerweile die Optionen der Schleifenmessung unter unterschiedlichsten Pseudo­nymen auf dem Markt an. Die herstellerspezifischen Auswerteprogramme errechnen dabei durch Überlagerung der OTDR-Messergebnisse (Schmetterling) den bidirektionalen Mittelwert und geben diesen auch als finales Ergebnis aus. Die Darstellung der OTDR-Kurve bleibt dabei unverändert, zeigt allerdings keine klassisch bekannte Kurve bestehend aus Vorlaufprüfschnur, dem gemessenen Glasfaserlink und der Nachlaufprüfschnur. Diese Darstellung führt wiederum beim Auftraggeber häufig zu Verwirrung. Der Hersteller Fluke Networks hat diese Hürde mit dem patentierten SmartLoop-Messverfahren gelöst. Dabei ist der Zeitaufwand für den Messauftrag im Feld um mindestens 50 Prozent reduziert.

Neben den oben bereits genannten Vor- und Nachlaufprüfschnüren kommt zusätzlich eine Loopback-Prüfschnur mit gleicher Länge und gleichen Eigenschaften zum Einsatz. Alle Prüfschnüre müssen dabei vor Beginn der Messungen kompensiert werden, sodass das Messgerät die Steckerübergänge genau lokalisieren kann, um den zu prüfenden Glasfaserlink auch ermitteln zu können. Dies erfolgt über die Reflexionsereignisse an den Steckerübergängen.

Das Messgerät zeichnet nun eine OTDR-Kurve auf, die zunächst der Darstellung einer Messung von zwei Glasfaser-Links entspricht. Zur Ermittlung der OTDR-Kurve in umgekehrter Richtung wechselt man die Prüfschnur am OTDR-Port. Nach Beendigung der bidirektionalen Messung stellt das Messgerät eine klassische OTDR-Kurve mit Vor- und Nachlaufprüfschnur dar, bei der die Loopback-Prüfschnur als Nachlaufprüfschnur definiert ist. Mit der kostenfreien Dokumentationssoftware LinkWare ist es nun möglich, ermittelte Messergebnisse in der gewohnten Darstellung (Vorlaufprüfschnur, Prüfling, Nachlauprüfschnur) zu dokumentieren.

Alexander Holzer ist Fibre-Optic-Experte und Sales Team Manager bei Laser 2000.

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