Warmwasserkühlung

Die Re-Hydratisierung des Rechenzentrums

6. März 2019, 14:38 Uhr | Autor: Uwe Tron / Redaktion: Axel Pomper

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Das Problem ist nicht die Feuchtigkeit

Die treibende Kraft hinter der Prozessorinnovation der letzten 50 Jahre war das Moore‘sche Gesetz, das besagt, dass sich die Anzahl der Transistoren in einer integrierten Schaltung etwa alle zwei Jahre verdoppelt. Nach einem halben Jahrhundert ist es jedoch immer schwieriger geworden, Moores Prognose zu erfüllen. Trotzdem bleibt die Aussage Moores die treibende Kraft für das Unternehmen Intel: Vereinfacht kann man sagen, dass heute die Zahl der Kerne pro Chip von Generation zu Generation steigt. Das führt zu mehr Leistung - und mehr Wärme.

Um die gestiegene Wärmeentwicklung managen zu können, benötigen Prozessoren in einer luftgekühlten Umgebung größere beziehungsweise stärkere Lüfter und andere Wärmesenker; diese setzten wiederrum Systeme mit größerem Gehäuse voraus. Die American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers hat die erhöhte Wärmelast in einem Standard-Rack geschätzt: Wahrscheinlich werden die 1U „Pizza Box“-Server, die in den letzten 20 Jahren so beliebt waren, auch in Zukunft noch eine wichtige Rolle im Rechenzentrum spielen. Aber sie werden nicht mehr so eingesetzt werden können, wie sie es in den letzten zwei Jahrzehnten wurden.

Kunden stehen vor einem schwierigen Kompromiss: Systemdichte vs. CPU-Leistungsfähigkeit. Rechenzentren, die CPUs mit mehr Kernen nutzen wollen, müssen aufgrund der Wärmeentwicklung auf Platz im Rack verzichten. Das bedeutet, sie müssen mehr Racks aufstellen, was zu höheren OPEX-Kosten für Immobilien, Strom und Klimatisierung führt. Unternehmen werden über eine alternative Kühlmethode nachdenken müssen, um diese Probleme zu lösen.

Direkt wassergekühlte Systeme benötigen keine Kühlkörper von der Größe eines SUVs. Sie ermöglichen es, dass Rechenzentren ihr Profil beibehalten können, ohne Kompromisse bei der Leistung eingehen zu müssen. 

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Höhe

Anzahl
der Sockets

Heat Load /

Chassi (Watt)

Heat Load / 42U RackAnstieg
2010
bis 2020 in
% 2010    2015    20202010       2015       2020 
1U1255      290      33010.710    12.180    13.86029%
 2600      735      87025.200    30.870    36.540     45%
 41.000   1.100   1.20042.000    46.200    50.40020%
2U2750      1.100   1.25015.750    23.100    26.25067%
 41.400   1.800   2.00029.400    37.800    42.00043%
4U22.300   3.100   3.30023.000    31.000    33.00043%
7U (Blade)25.500   6.500   7.50033.000    39.000    45.00036%
9U (Blade)26.500   8.000   9.50026.000    32.000    38.0006%
10U (Blade)28.000   9.000  10.500032.000    36.000   42.00031%

 

Die erhöhte Wärmelast in einem Standard-Rack (Schätzung der Ashrae)


Going Green
Rund 55 Prozent des weltweiten Stroms werden aus fossilen Brennstoffen erzeugt; auf Rechenzentren entfallen bereits heute fast drei Prozent des weltweiten Strombedarfs. Deswegen müssen auch Rechenzentren beim Energieverbrauch umdenken und ihren Beitrag zur Senkung des Stromverbrauchs leisten.

Going Green im Rechenzentrum ist nicht nur ein selbstloses und uneigennütziges Unterfangen. Es ist vielerorts schlicht eine Notwendigkeit. Energiekosten sind heute bereits ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, dessen Bedeutung in Zukunft noch zunehmen könnte. Die größte Hürde für alternative Kühlmethoden sind die Kosten für die notwendige sanitäre Infrastruktur im Vorfeld.

Finanzabteilungen fragen stets, wie lange es dauern wird, bis sich Investitionen in ein solches System bezahlt machen. Natürlich hängen Total Cost of Ownership (TCO) und Return on Invest (ROI) von der jeweiligen Lösung und den Installationskosten ab. Die meisten Hersteller bieten jedoch TCO-Rechner, die Kunden bei der Bestimmung des voraussichtlichen Amortisationszeitraums eines direkt wassergekühlten Systems helfen.

Es besteht kein Zweifel, dass wassergekühlte Systeme ihren festen Platz im HPC haben. Wasserkühlung  wird in Zukunft auch auf kommerziell genutzte Rechenzentren ausdehnen. Blickt man auf das Erscheinungsdatum des aktuellen Intel Xeon Platinum-Prozessors im Juli 2017, so wird klar, dass die meisten Rechenzentren nicht mehr während dessen Ära auf Wasserkühlung umstellen werden. Da es jedoch schwieriger wird, das Moore‘sche Gesetz zu befolgen und die Rechenleistung kontinuierlich zu steigern, gewinnen alternative Kühlkonzepte an Bedeutung. Viele Unternehmen stehen vor schwierigen und weitreichenden Entscheidungen hinsichtlich Leistung und Größe ihres Rechenzentrums und werden nach Möglichkeiten suchen, die Leistung und Komponentendichte zu maximieren. Die Wasserkühlung bietet dabei eine Möglichkeit, um Leistung und Dichte zu steigern, die Betriebskosten zu senken und gleichzeitig weniger fossile Brennstoffe zu verbrauchen.

Uwe Tron ist Vertriebsbeauftragter Wissenschaft und Forschung bei Lenovo.


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