Intelligenz am Rand der Netzwerke

Edge Computing im Fokus

4. August 2021, 7:00 Uhr | Ralf Klotzbücher und Ralf Fischinger/jos

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Zukunftsfähige IT-Infrastruktur

Die dezentrale Datenverarbeitung in Echtzeit an verteilten Standorten stellt hohe Anforderungen an die IT-Infrastruktur. Wer die Chancen der Digitalisierung umfassend nutzen will, benötigt zukunftsfähige, intelligente IT-Infrastrukturen, die dieser Dynamik gewachsen sind. Dazu müssen die speziellen Bedingungen an den weltweiten Standorten eines Unternehmens erfasst und die lokalen Netzwerke in Abhängigkeit von den Erfordernissen an Bandbreite und Zugriffszeiten ausgelegt werden. Anschließend erfolgt die Installation der IT-Infrastrukturen selbst – seien es Kupfer-, Glasfaser- und/oder WLAN-Netze – inklusive der Integration lokaler Speicher- und Rechenkapazität, zum Beispiel in Form von Micro- und Mini-Datacentern. Zudem sind die lokalen Einheiten mit den zentralen Rechenzentren des jeweiligen Kunden verbunden.

Für solche Anwendungsszenarien stehen verschiedene Micro- und Mini-Datacenter-Lösungen zur Verfügung. Das Micro-Datacenter von Dätwyler bietet zum Beispiel in einem einzigen Rack eine kundenspezifisch ausgelegte, vormontierte IT-Infrastruktur, die unter anderem Energieverteilung, USV, ein Klima- und Sicherheits-Monitoring-System sowie optional Kühlung und Feuerlöschsystem umfasst. Die Mini-Datacenter des Herstellers sind vormontierte Plug-and-Play-IT-Infrastrukturlösungen, mit denen sich kleine Rechenzentren und Edge-Computing-Anwendungen maßgeschneidert für den jeweiligen Kundenbedarf betreiben lassen.

Auch auf dem Weg hin zu einer Smart Factory kann der IT-Infrastrukturanbieter Unternehmen so unterstützen. Zusammen mit Swisscom hat Dätwyler IT Infra bereits im vergangenen Jahr einen Prototyp entwickelt, um Produktionsprozesse im eigenen Werk zu digitalisieren. Dieser nutzt zukunftsweisende Technik wie IoT, 5G sowie Edge und Cloud-Computing, um Daten zu sammeln und sie sowohl kabelgestützt als auch drahtlos zu übertragen.

Für die Machbarkeitsstudie haben Dätwyler und Swisscom eine Produktionsanlage vernetzt und Kabeltrommeln „getrackt“. Die Daten werden vorverarbeitet und gefiltert: Geschäftskritische und bandbreitenintensive Informationen verarbeitet man lokal – am sogenannten Edge des Netzwerks – in einem Micro-Datacenter. Nicht-kritische oder nicht-sensible Daten wandern in die Cloud, und die Analyse geschieht dort.

Es ging darum zu prüfen, wie IoT dazu dienen kann, Geschäftsprozesse zu verbessern, Geschäftsmodelle zu verändern und Daten zu monetarisieren. Zentral war dabei die Botschaft, dass erst der Kontext die Daten wertvoll macht. Das heißt: Der Abgleich mit Sollwerten, Veränderungen, die mit der Zeit auftreten, Vergleiche mit Gleichem und die Datenkombination erlauben es, Prozesse zu verbessern und Geschäftsmodelle an den Bedarf der Kunden anzupassen.

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Für den Prototypen sammelt und verarbeitet Dätwyler Echtzeitdaten und analysiert diese dezentral am Rand des Unternehmensnetzes.
Für den Prototypen sammelt und verarbeitet Dätwyler Echtzeitdaten und analysiert diese dezentral am Rand des Unternehmensnetzes.
© Dätwyler

Die intelligente Datenkorrelation trägt bereits Früchte. Anstelle eines aufwendigen Messsystems für den Verbrauch von Mantelmaterialien in der Kabelproduktion ließ sich der Verbrauch anhand der Borddaten der Anlage, einem einfachen Gateway und intelligenter Datenverarbeitung in Echtzeit verfolgen. Dies erlaubt den Anlagenführern, genauer an die Toleranzen zu fahren und so einerseits die hohen Qualitätsstandards einzuhalten, andererseits die Kosten zu optimieren. Im Fall des Kabeltrommel-Trackings ließen sich die Logistikwege optimieren und Lieferzeiten verkürzen.

Pluspunkte für Edge Computing

Für den Prototypen sammelt und verarbeitet Dätwyler Echtzeitdaten und analysiert diese dezentral am Rand des Unternehmensnetzes. Werkstattbetreiber und Wartungsteams können auf Basis der Analysedaten bedarfsbezogene Instandhaltungsmaßnahmen vornehmen. Dies verhindert, dass produktionskritische Maschinen unnötig stillstehen. Ungeplante Ausfälle lassen sich so reduzieren. Die lokale Datenspeicherung und -verarbeitung im Micro-Datacenter verringern die Netzwerklatenz und die Kosten für die Netzwerkbandbreite. Gleichzeitig treten gegenüber der Cloud weniger Speicher- und Sicherheitsprobleme auf.

Edge Computing revolutioniert die Art und Weise, wie Unternehmen Daten aggregieren verarbeiten und auf Millionen von Geräten weltweit übertragen. Insbesondere das Wachstum des IoTs und die Entstehung neuer Anwendungen, die Daten in Echtzeit benötigen, tragen dazu bei, dass Edge-Computing-Systeme immer wichtiger werden.
 

Ralf Klotzbücher ist Vice President Sales and Marketing, Dätwyler IT Infra und Geschäftsführer der deutschen Niederlassung. Ralf Fischinger ist Leiter Markom, Dätwyler IT Infra.


  1. Edge Computing im Fokus
  2. Zukunftsfähige IT-Infrastruktur

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