Schranksysteme für die Vernetzungstechnik

Kabelmanagement in vier Zonen

20. Januar 2006, 0:15 Uhr | Buket Roglumansu und Jan Zimmermann/jos Buket Mansuroglu ist Produktmanagerin, Jan Zimmermann Applikationsingenieur im Bereich Produktentwicklung Schränke bei der Schroff in Straubenhardt.

LAN- und Verteilerschränke dienen in Netzwerken zur Aufnahme der strukturierten Verkabelung und verschiedener Netzwerkkomponenten wie Patchpanels, Switches und Router. Damit die oft großen Mengen an Kupfer- und LWL-Kabeln hineinpassen, müssen die Schränke einerseits hohen Belastungen standhalten und andererseits montagefreundliche Möglichkeiten für eine geordnete Kabelführung und -befestigung bieten. Beispielhaft zeigt der Hersteller Schroff die Optionen auf.

Die Hauptanforderungen an Schränke in der Vernetzungstechnik sind recht vielfältig: ein
einfacher und kostengünstiger Ausbau, hohe Tragfähigkeit, rationelle Montage und eine ungehinderte
Kabelführung. Vielseitigkeit mit wenigen Ausbauteilen ist gefragt. Das Kabelmanagement hat dabei
eine Schlüsselfunktion: Hier gilt es, bei den Ausbau- und Zubehörteilen alle Optionen der
Kabelführung und -befestigung zuzulassen. Abhängig vom Aufstellort und Anwendung sind die Schränke
mit oder ohne Türen und Seitenwänden ausgestattet. Benötigt man Front- und Rückwandtüren, werden
diese für eine bessere Zugänglichkeit mit 180°-Scharnieren ausgerüstet. Die Fronttür ist meist aus
Sicherheitsglas, gerahmt oder rahmenlos. Seitenwände und Türen können mit Sicherheitsschlössern
ausgerüstet sein, um den Zugang für Unbefugte auszuschließen. Optimal ist die Integration von zwei
19-Zoll-Ebenen (vorn und hinten) zum Einbau der passiven Komponenten. Die 19-Zoll-Winkelprofile
sind in der Regel vertieft montiert, damit genügend Platz für die Biegeradien der Patch-Kabel
vorhanden ist. Nicht 19-Zoll-fähige Komponenten stehen auf festen oder ausziehbaren Fachböden.
Diese Anforderungen erfüllen die meisten auf dem Markt angebotenen Schranktypen. Doch gerade beim
Kabelmanagement – der Kabelführung und -befestigung – gibt es oft unklare Konzepte, die eine
einfache, geordnete und auch nachträglich leicht zu ändernde oder zu ergänzende Kabelführung
erschweren. Auch für die hohen Belastungen durch große Kabelmengen sind nicht alle Schränke gleich
gut gerüstet. Der Hersteller Schroff aus Straubenhardt bei Pforzheim will mit seiner
Schrankplattform "Varistar" genau an diesem Punkt ansetzen: Die Produktreihe besteht aus einem
geschweißten Gestell und lässt sich mit verschiedenen Verkleidungsteilen und einem speziellen
Programm an Ausbau- und Zubehörteilen zu einem LAN- oder Verteilerschrank ausbauen.

Hohe Traglasten

Für die zum Teil sehr unterschiedlichen Beanspruchungen wird das Schrankgestell in zwei
Versionen ausgeführt. Die so genannte Slim-Line-Version verträgt eine maximale statische Traglast
von bis zu 400 kg. Das speziell dazu entwickelte Hohlkammerprofil erfüllt laut Schroff mit
minimalem Materialaufwand bei statischen und dynamischen Belastungen die Anforderungsstufen DL5 und
DL6 nach IEC 61 587-1. Für Anwendungen mit höherer statischer Traglast oder sogar
Erdbebenfestigkeit steht eine zweite Gestellversion zur Verfügung. Diese Heavy-Duty-Variante
besteht aus dem gleichen Hohlkammerprofil, das jedoch in der Hauptbelastungsrichtung verlängert
wurde und dadurch noch stabiler ist. Die Heavy-Duty-Version bietet eine maximale statische Traglast
von bis zu 800 kg. Seismik-Tests nach IEC 61 587-2 bescheinigen die Erdbebensicherheit der
Schrankplattform bis Bellcore Zone 3, in den Ecken mit zusätzlichen Winkeln verstärkt, sogar bis
Bellcore Zone 4.

Geordnete Kabelführung

Beim Vernetzungsschrank lässt sich bei der Kabelführung konsequent zwischen verschiedenen
Bereichen unterscheiden. Vier definierte Zonen (Bild 2) ermöglichen die geordnete Führung und
Befestigung aller Kabeltypen, was jederzeit für Übersicht sorgen soll und auch nachträgliche
Änderungen oder Ergänzungen in der Verkabelung ermöglicht.

Zone 1 befindet sich vor den eingebauten Komponenten in der 19-Zoll-Ebene. Dort werden
Patch-Kabel geführt, die zum Beispiel in Etagen- oder Gebäudeverteilern die einzelnen Arbeitsplätze
über Switches mit dem Server-/Rechnerraum verbinden. In dieser Zone sind die Kabel ausschließlich
horizontal geführt, da der Zugriff auf die eingebauten 19-Zoll-Komponenten sicherzustellen ist
(Bild 3).

Zone 2 befindet sich rechts und links neben der 19-Zoll-Ebene, dort sind die Patch-Kabel in
einer Art Steigeschacht senkrecht zu den einzelnen Ebenen geführt. In Zone 3, die sich seitlich
über die Schranktiefe erstreckt, verlaufen LWL- oder Kupferkabel von der Kabeleinführung im
hinteren seitlichen Bereich des Dach- oder Bodenblechs zu den Rückseiten der
Verteiler-/Patch-Felder. Ebenso sind Patch-Kabel aus Zone 2 über die Zone 3 wieder nach hinten zur
Kabelausführung gelegt.

Zone 4 auf der Schrankrückseite gilt als Option oder Alternative zu Zone 3, wenn der Schrank
aufgrund seiner Aufstellung (rückseitig an einer Wand mit 19-Zoll-Schwenkrahmen anstelle der
19-Zoll-Profile) von hinten nicht zugänglich ist. In der Regel nutzen Anwender die Zone-4-Öffnungen
in Verbindung mit im Dach eingebauten Lüftern zur aktiven Wärmeabfuhr. Dies wird dann erforderlich,
wenn neben den passiven Komponenten auch aktive Komponenten im Schrank eingebaut sind. Die durch
die Verlustleistung entstehende Wärme saugen die Lüfter in Zone 4 im Dach heraus.

Kabel verlegen statt Strippenziehen

Grundsätzlich findet man drei Arten von Kabeln in einem Verteilerschrank: Kupferdatenkabel,
Glasfaserdatenkabel und Stromkabel. Diese Kabel vertragen unterschiedlich hohe mechanische
Belastungen, doch keines darf in einen Schrank "eingezogen" werden, sondern ist ohne Biege-, Zug-,
Druck- und Torsionsbeanspruchungen im Schrank zu "verlegen". Zu stark gebogene oder geknickte
Stellen ändern die elektrischen und optischen Eigenschaften der Kabel und reduzieren so die
Übertragungsbandbreiten und -reichweiten. Eine zu hohe Zugbelastung hat eine Dehnung der
Einzelleiter und damit eine Verringerung des Querschnitts oder bei Glasfaserkabeln einen Bruch zur
Folge. Druckbeanspruchungen durch aufliegende Lasten oder zu festes Fixieren mit Kabelschellen oder
Kabelbindern verschlechtern die elektrischen und optischen Eigenschaften der Kabel ebenso wie
Torsionskräfte, die die Kabelelemente zueinander verschieben. Generell gilt es, die Angaben der
Kabelhersteller zu beachten.

Befestigungs- und Führungselemente

In den Zonen 1 und 2 erfolgt stets eine lose Verlegung, da diese Verkabelung durch Schalt- und
Patch-Arbeiten häufiger verändert wird. Wechselt zum Beispiel ein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz,
dann steckt der Techniker den betroffenen PC, das Telefon, den Drucker etc. im Verteilerschrank
einfach auf den entsprechenden neuen Port. Eine Zugentlastung findet vor allem in Zone 3 und
optional in Zone 4 statt. Dies stellt unter anderem sicher, dass durch das Eigengewicht der Kabel
keine erhöhten Zugbeanspruchungen entstehen. Die Zugentlastung in Zone 3 ist in 90 Prozent aller
Fälle über in der Schranktiefe montierte C-Profilschienen realisiert, die Kabel sind dazu mit
Hammerkopfschellen mit Gegenwanne daran fixiert (Bild 4).

Schroff hat beim Varistar nach eigenen Angaben weitere Lösungen für die einzelnen Zonen
entwickelt. Die Patch-Kabel in Zone 1 sind locker in Kabelführungsbügeln aus Kunststoff horizontal
zur Zone 2 geführt. Diese Bügel, die durch eine Art Vierkant-Bajonettverschluss (rastet durch eine
Vierteldrehung ein) an 1 HE hohen 19-Zoll-Rangierpanels angebracht sind, haben eine relativ breite,
abgerundete Auflagefläche, sodass die Einhaltung der maximalen Biegeradien leicht möglich ist.
Zusätzlich gibt es dafür auch Halb- und Viertelkreiselemente, die sich besonders zur Führung von
LWL-Patch-Kabeln eignen.

Rangierbügel sorgen für Ordnung

In Zone 2 sind größere Rangierbügel befestigt, die die Kabel entweder in den oberen oder den
unteren Teil des Schrankes führen. Diese Bügel sind in drei unterschiedlichen Größen entsprechend
den Schrankabmessungen erhältlich. Bei einem klassischen 800 mm breiten und 800 mm tiefen
Vernetzungsschrank lässt sich in Zone 2 ein Bereich von 100 mm (B) mal 150 mm (T) komplett nutzen.
Es ist zudem möglich, diese Bügel ebenfalls mit diesem "Vierkant-Bajonettverschluss" direkt im
25-mm-Raster des Gestells oder seitlich an der 19-Zoll-Ebene anbringen. Für sehr große Kabelmengen
hat der Hersteller einen Bügel konzipiert, der mit seinen Abmessungen von 100 mm (B) mal 300 mm (T)
sogar weit in die Zone 3 hineinreicht. Ebenfalls für Zone 2 gibt es ein neues Profil zur
Kabelführung. Durch dieses mit verschiedenen Öffnungen und Ausbrüchen (Hammerkopflochung) versehene
U-Profil, das über die gesamte Schrankhöhe reicht, können die sonst üblichen Reduziertiefenstreben
entfallen.

Es ist bündig mit der 19-Zoll-Ebene 150 mm vertieft angebracht und bietet vielfältige
Kabelbefestigungs- und Führungsmöglichkeiten. An diesem Profil lässt sich außerdem ein
Gitterwannensystem für die Zone 3 befestigen, das anstelle der dort üblichen C-Profilschienen die
Kabel führt.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+