Virtualisierte Umgebungen mit dynamischen Strukturen erfordern hierarchisch flache Netzwerke mit kurzen Verbindungswegen im Datacenter. Denn werden virtuelle Maschinen oder Instanzen verlagert – und davon gibt es künftig Tausende im Datacenter –, gilt es nicht nur den Überblick zu behalten, sondern von vornherein sicherzustellen, dass die virtuelle Instanz mit all seinen Abhängigkeiten am neuen Ort auch funktioniert. Zu viele Zwischenstationen verursachen starke Verzögerungen, die je nach Applikation kritisch sind – der Weg zum One-Hop-Netzwerk ist vorprogrammiert.
funkschau: Flächendeckende flache Schicht-2-Netzwerke gelten als der Schlüssel zur verzögerungsfreien und fehlerfreien Verarbeitung der Daten im Datacenter. Mit welcher Technologie wird dies erreicht?
Andreas Herden: Die Grundlage hierfür bildet die Shortest-Path-Bridging-Technologie. Der im Protokoll definierte Shortest-Path ermöglicht minimale Latenz-zeiten. Mit dem Link-State-Bridging-Protokoll werden zudem im Fehlerfall Wiederherstellungszeiten im Sub-Sekundenbereich erreicht. Avaya unterstützt den IEEE-Standard und hat bereits die Interoperabilität mit anderen Herstellern gezeigt.
funkschau: Welcher der Architekturstandards (IEdge-Virtual-Bridging oder Bridge-Port-Exten-sion) wird sich durchsetzen? Auf welchen Substandard (VEB, VEPA, Multichannel oder Remote-Replication) soll der Datacenter-Verantwortliche langfristig setzen?
Andreas Herden: Avaya unterstützt den Standard IEEE 802.1Qbg, weil es das Ziel sein muss, Netzwerk- und Servervirtualisierung miteinander zu verbinden. Das Management hingegen sollte getrennt werden. In erster Linie setzen wir auf den Substandard VEPA. Trotzdem sehen wir auch die Vorteile von Multichannel durch die Verflachung und Verringerung der Tiers.
funkschau: Mit welcher Technologie lassen sich die Anforderungen der Virtualisierung und der hohen I/O-Durchsatzraten für Daten und Storage am schnellsten realisieren? Welcher Technologieansatz wird favorisiert und wie sieht die Entwicklung aus?
Andreas Herden: Die Migration von Fiber-Channel auf Ethernet findet viel langsamer statt als erwartet und Technologien wie iSCSI und NAS gewinnen mehr Zuspruch und Marktanteile. Ein weiterer wichtiger Trend ist ATAoE. Diese Technologie hat den wesentlichen Vorteil, dass sie keinen Lossless-Ethernet-Transport benötigt und daher sehr einfach zu implementieren ist.
funkschau: IEEE und IETF setzen unterschiedliche Standards, welche Switching-Strategie (TRILL oder Shortest-Path-Bridging) verfolgen Sie als Hersteller und warum sollte der IT-Verantwortliche diesen Weg in seinen Edge/Core-Netzen einschlagen?
Andreas Herden: Avaya setzt auf die SPB-Technologie, deren Vorteile sich aus der einfacheren Skalierbarkeit, der höheren Fehlertoleranz und der deutlich verringerten Komplexität ergeben. Damit lassen sich Virtualisierungs-Technologien und Cloud-Anwendungen Ende-zu-Ende mit einmaliger beziehungsweise automatischer Provisionierung in Netzwerken signifikant leichter bereitstellen.
funkschau: Wie kompatibel sind die unterschiedlichen Switching-Technologien im Datacenter mit den Switching-Varianten im Edge/Core und wie stellt ein Unternehmen sicher, dass diese Technologien auch langfristig verfügbar sind?
Andreas Herden: Die Basis der Avaya-Virtual-Enterprise-Networking-Architecture (VENA) bildet eine durchgehende und einheitliche Ende-zu-Ende-Switching-Technologie. In den Bereichen Core, Distribution, Edge und Datacenter werden somit die gleichen auf Standards basierenden Technologien und Funktionen eingesetzt, die höchste Verfügbarkeit gewährleisten.