funkschau: Flächendeckende flache Schicht-2-Netzwerke gelten als der Schlüssel zur verzögerungsfreien und fehlerfreien Verarbeitung der Daten im Datacenter. Mit welcher Technologie wird dies erreicht?
Jürgen Kirchmann: Multi-Chassis-Link-Aggregation-Groups (MLAG) über 10-, 40- und zukünftig 100-GBit/s-Ethernet erhöhen auf Layer-2 bei redundanten Wegen die Bandbreite. Datacenter-Bridging mit den entsprechenden Standards für Converged-Enhanced-Ethernet (CEE) wie Priority-based Flow-Control und Data-Center-Bridging eXchange (DCBX) sorgt dafür, dass keine Pakete verloren gehen.
funkschau: Welcher der Architekturstandards (IEdge-Virtual-Bridging oder Bridge-Port-Exten-sion) wird sich durchsetzen? Auf welchen Substandard (VEB, VEPA, Multichannel oder Remote-Replication) soll der Datacenter-Verantwortliche langfristig setzen?
Jürgen Kirchmann: Aus unserer Sicht gehört die Zukunft IEEE 802.1Qbg mit VEPA, das wir bereits unter
der Bezeichnung „Direct Attach“ in unseren Switches implementiert haben. Dessen Vorteil ist eine maximale Kontrolle im Netzwerk bei gleichzeitiger Entlastung des Servers. Zudem lässt sich VEPA ohne Veränderungen an den virtualisierten Betriebssystemen umsetzen.
funkschau: Mit welcher Technologie lassen sich die Anforderungen der Virtualisierung und der hohen I/O-Durchsatzraten für Daten und Storage am schnellsten realisieren? Welcher Technologieansatz wird favorisiert und wie sieht die Entwicklung aus?
Jürgen Kirchmann: Heute kommt dazu meist Fibre-Channel-over-Ethernet zum Einsatz. Mittelfristig wird hingegen iSCSI zunehmend diese Aufgabe übernehmen. Für beide Technologien stehen heute Convered-Network-Adapter mit 10-GBit/s-
Ethernet zu Verfügung. Mittelfristig wird es diese auch mit 40-GBit/s- und langfristig mit 100-GBit/s-Ethernet geben. Das ganze wird dann kombiniert mit CEE und DCB.
funkschau: IEEE und IETF setzen unterschiedliche Standards, welche Switching-Strategie (TRILL oder Shortest-Path-Bridging) verfolgen Sie als Hersteller und warum sollte der IT-Verantwortliche diesen Weg in seinen Edge/Core-Netzen einschlagen?
Jürgen Kirchmann: Wahrscheinlich wird sich TRILL durchsetzen, da sich die Mehrheit der Hersteller für diesen Standard entschieden hat. Wir sind jedoch der Meinung, dass MLAG für die allermeisten
Szenarien ausreicht. Da MLAG im Fehlerfall schneller umschaltet als TRILL, wird es wohl hier für TRILL proprietäre Erweiterungen geben. Dennoch werden wir TRILL implementieren.
funkschau: Wie kompatibel sind die unterschiedlichen Switching-Technologien im Datacenter mit den Switching-Varianten im Edge/Core und wie stellt ein Unternehmen sicher, dass diese Technologien auch langfristig verfügbar sind?
Jürgen Kirchmann: Die Basis-Switching-Funktionen sind zwischen Core und Edge voll kompatibel. Da Datacenter-spezifische Features im Edge nicht benötigt werden, gibt es auch hier keine Probleme. Planungssicherheit erreicht man am ehesten durch die Verwendung von Standards. Doch dies kann am Beispiel von TRILL vs. MLAG bisweilen zu weniger Leistungsfähigkeit führen.