funkschau: Flächendeckende flache Schicht-2-Netzwerke gelten als der Schlüssel zur verzögerungsfreien und fehlerfreien Verarbeitung der Daten im Datacenter. Mit welcher Technologie wird dies erreicht?
Markus Nispel: Insbesondere durch die Anforderung von neuen Storage-Protokollen und Server-Virtualisierung ist eine skalierbare Schicht-2-Verbindung notwendig geworden. Wir gehen davon aus, dass künftige Datacenter-Fabric-Designs im Server-Access mit Virtual-Switching und im Core durch neue Schicht-2-Meshing-Standards realisiert werden. Diese Lösung ist standard-basierter und insgesamt zuverlässiger als eine reine Virtual-Switch-Lösung.
funkschau: Welcher der Architekturstandards (IEdge-Virtual-Bridging oder Bridge-Port-Exten-sion) wird sich durchsetzen? Auf welchen Substandard (VEB, VEPA, Multichannel oder Remote-Replication) soll der Datacenter-Verantwortliche langfristig setzen?
Markus Nispel: Es kommt auf den Einsatzbereich an. Wir sehen im Bereich Serverintegration das Protokoll IEEE-P802.1Qbg-Edge-Virtual-Bridging mit VEPA als sinnvoll an. Für die Integration von Access-Switches mit der Aggregationsebene kann IEEE-P802.1Qbh-Bridge-Port-Extension mit VEB sich durchsetzen. Aktuell sollte der Datacenter-Verantwortliche abwarten. In 18 bis 24 Monaten wird es klarer sein.
funkschau: Mit welcher Technologie lassen sich die Anforderungen der Virtualisierung und der hohen I/O-Durchsatzraten für Daten und Storage am schnellsten realisieren? Welcher Technologieansatz wird favorisiert und wie sieht die Entwicklung aus?
Markus Nispel: Wir sehen eine Integration von iSCSI mit Hardware-Beschleunigung als sinnvoll an. iSCSI ist eine erprobte Technik und die neuen CNA (Converged-Network-Adaptor) sehr effizient. Das gleiche (erprobt) gilt für NFS. FCoE steckt noch in den Kinderschuhen und insbesondere gilt das für Data-Center-Bridging als neue Protokollserie.
funkschau: IEEE und IETF setzen unterschiedliche Standards, welche Switching-Strategie (TRILL oder Shortest-Path-Bridging) verfolgen Sie als Hersteller und warum sollte der IT-Verantwortliche diesen Weg in seinen Edge/Core-Netzen einschlagen?
Markus Nispel: Wir sehen SPB als die bessere Variante welche auf unseren Komponenten (S-Serie) per Software-Update genauso wie VEPA unterstützt wird. Die letzten 20 Jahre wurden alle Schicht-2-Topologie-Protokolle von der IEEE standardisiert und auch die Rückwärtskompatibilität spricht eindeutig für SPB.
funkschau: Wie kompatibel sind die unterschiedlichen Switching-Technologien im Datacenter mit den Switching-Varianten im Edge/Core und wie stellt ein Unternehmen sicher, dass diese Technologien auch langfristig verfügbar sind?
Markus Nispel: Das ist zurzeit das größere Problem. Zu viele neue Protokolle „geistern“ in den Medien und bei „Beratern“ herum. Netzwerksegmentierung und klares Design sind am Wichtigsten. Und man kann heute auch noch Netze auf Standards aufbauen und neue Standards und Entwicklungen abwarten. Das ist und war schon immer die günstigste Variante für unsere Kunden.