Mit insgesamt 300 Teilnehmern und einer mehr als ansehnlichen begleitenden Ausstellung konnte das zweitägige LANline Tech Forum "Verkabelung, RZ- und Netzwerkinfrastruktur" Ende Januar in München eine neue Rekordmarke setzen. Bei den Fachvorträgen stand in diesem Jahr unter anderem das Thema Glasfaser im Vordergrund, und dabei insbesondere der neue OM4-Standard.
An der RZ-Front geht es aktuell in erster Linie um Energieeffizienz, was ebenfalls Inhalt
mehrerer Referate war. Zum guten Ton dieser LANline-Veranstaltung zählt, dass Jens Dittrich,
Vorstand von Dvt Consulting und selbst in mehreren Normungsgremien aktiv, in seiner Keynote die
neuesten Entwicklungen etwa in TIA-942, TIA568, ISO/IEC 24764 oder ISO/IEC 11801 präsentiert. In
diesem Jahr konnte Dittrich mit "Rechenzentren im Wandel der Zeit" eine Vorschau auf die kommende
prEN 50600 geben, eine Normenreihe, die sich gewissermaßen als europäische Konkurrenz zur
amerikanischen TIA-942 mit den "generellen Konzepten" und dem "grundsätzlichen Aufbau" eines
Rechenzentrums beschäftigt.
Armin Landers vom Faserhersteller J-Fiber, Carsten Fehr von Draka und Thorsten Punke von Tyco
Electronics gingen in ihren Vorträgen aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Thema OM4 und die
kommenden Übertragungsgeschwindigkeiten 40GbE und 100GbE ein. Landers erklärte zum Beispiel
ausführlich, welche höheren Qualitätsansprüche an die OM4-Faser gelten und welche Mess- und
Zertifizierungsschritte dazu notwendig sind. Die noch recht "frischen" Normen (TIA im August 2009,
IEC im Oktober 2009) legen für eine Datenrate von 10GbE eine Link-Länge von 550m fest, für 16GBit/s
Fibre Channel sind es 300m. Dies kann für viele Installationen mehr Spielraum gegenüber OM3
schaffen, wo die Link-Länge bei 10GbE 300m beträgt. Link-Länge steht in diesem Fall synonym für
eine garantierte maximale Länge, bei der die Übertragung gelingt – mehr geht oft, bei hochwertiger
Faser sogar fast immer, allerdings gewissermaßen auf eigenes "Risiko" des Anwenders. Die
Standardisierung von OM4 ist also eine folgerichtige Reaktion der Normierer auf die bereits seit
Längerem auf dem Markt erhältlichen Produkte, die besser als OM3 sind. Landers wies in seinem
Vortrag jedoch auch ausdrücklich darauf hin, dass für 40 und 100GbE in Bezug auf OM4 keine
Link-Längen festgeschrieben sind.
Einen wichtigen Einsatzbereich für OM4 sieht Carsten Fehr in Zusammenhang mit der CWDM-Technik
(Coarse Wavelength Division Multiplexing). Er präsentierte dazu auch gleich eine Idee für ein
künftiges IEE-Projekt, nämlich 100GBase-SR4 4x25G, und zwar basierend auf einer Wellenlänge von
850nm und mit OM4 auf einer Strecke von bis zu 100m, was für die meisten Distanzen im RZ ausreicht.
Die Vorteile: Das Ganze ist rückwärtskompatibel zu 40GBase SR4 4x10G, sogar mit Auto-Negociation
möglich, wenn die Verbindung zu schlecht sein sollte. Ein Systemwechsel zu 100GbE ließe sich ohne
Kabelwechsel vornehmen. Benötigt man im RZ aber überhaupt solch hohe Übertragungsraten? Fehr hatte
auf diese Frage eine ebenso schlichte wie überzeugende Antwort des Yahoo-Managers Bechtel parat:
Ja, denn andernfalls sind viel zu viele Verbindungen, Switches und Kabel nötig. Fehrs
Schlussfolgerung: Der Wechsel von 10GbE nach 40GbE kommt in den RZs schneller, als es die meisten
erwarten.
Damit dieser Umstieg gelingen kann, sprach sich auch Thorsten Punke in seinem Vortrag ganz klar
für eine Verkabelung und vor allem für Steckverbinder in hoher Qualität aus. Einzelfaserlösungen
sind laut Punke völlig umgeeignet, vielmehr stehe mit der MPO-Technik bereits eine einsetzbare
Produktgattung zur Verfügung. Diese Anschlussart werde sowohl in der passiven wie in der aktiven
Welt Verwendung finden. Als zu beachtenden Parameter stellte Punke die so genannte
Rückflussdämpfung in den Vordergrund, die neben der Einfügedämpfung eine Installation negativ
beeinflussen kann. Beherrscht man diese Größen, hat die Multifasertechnik klare Vorteile bei der
Packungsdichte.
Mehr Informationen zum Tech Forum und die kommenden Termine in Köln, Hannover, Leipzig, Zürich
und Wien finden sich unter www.lanline-events.de.