Das Wissen um die normalen Betriebsbedingungen ist auch eine der wertvollsten Hilfestellung für die Fehlersuche. Treten Probleme in Netzwerk und in den Anwendungen auf, erfordert die Problemanalyse umfassende Mess- und Analysefunktionen. In der Praxis steht das Packet-Sniffing daher an oberster Stelle. Aus diesem Grund verfügt heute jeder Netzwerker über seinen persönlichen Paketanalysator (meist Wireshark) zum Aufspüren der Netzwerkprobleme. In der Regel werden mit Hilfe dieser Geräte die Paketströme aufgezeichnet und anschließend die gesammelten Daten auf Unregelmäßigkeiten analysiert. Dieser Analyseansatz birgt jedoch einige Risiken:
1. Auf Basis von Packet-Sniffern werden die Daten und Informationen von Segment zu Segment individuell eingesammelt und die Paket-Dumps (Traces) anschließend Offline analysiert. Dieses reaktive Verfahren führt nur dann zum Ziel, wenn es sich bei dem Problem, um ein reproduzierbares Ereignis handelt. Alle anderen Probleme fallen durch das Analyseraster.
2. Die Packet-Sniffer sorgen für eine detaillierte Sicht auf individuelle Verkehrsflüsse. Daher ist eine Problemanalyse nach transaktionsbedingten Ereignissen, über mehrere Datenströme hinweg, nur eingeschränkt möglich.
3. Die Sichtbarkeit von Packet-Sniffern beschränkt sich auf die Netzwerkschicht. Bei komplexen Problemen - die sich über das Netzwerk, die Anwendung, die Datenbanken und die Speichersysteme erstrecken - müssen die Analysedaten wie bei einem Puzzle aus anderen Analysewerkzeugen zusammen getragen werden.
4. Die hohen Geschwindigkeiten der Netze und die dadurch bedingten hohen Analyselasten sorgen für extrem große Paket-Dumps. In einer 48-Terabyte großen Paketaufzeichnung ist es fast unmöglich die gesuchte Stecknadel im Heuhaufen zu finden.
Neben der Paketanalyse vertrauen viele Netzadministratoren auf SNMP-Abfragen zum Netzwerk- und Applikationsmanagement. Per SNMP-Abfragen lassen sich jedoch nur grundlegende Informationen über den allgemeinen Zustand der Systeme einsammeln und geben daher nur bedingte Auskunft über Performance- oder Applikationsengpässe. Allerdings kämpft das SNMP-Management mit weiteren Einschränkungen, da das SNMP nur Low-Level-Performance-Daten (Paketraten, Durchsätze oder CPU-Lasten) einsammelt. Die Daten geben meist nur Auskunft über den Zustand der Infrastrukturkomponenten und geben keine Hinweise über den Zustand der Anwendungen.