Die Racks und Rangierfelder müssen womöglich mehrere verschiedene Netzwerk-Konfigurationen unterstützen. Sie sollten für Generationen von Connectivity-, Hardware- und Bandbreitenstandards gebaut sein. Migrationen müssen unterbrechungsfrei umsetzbar sein. Nicht zu vergessen: Vielleicht kommen High-Count-Fiber-Kabel hinzu und fordern extra Ressourcen. Die gewohnten, eindimensionalen Verkabelungsplattformen erfüllen die Aufgaben nicht.Die Netscale-Familie des Herstellers R&M ist beispielhaft für solche Aufgaben und die Ebenen von der Cloud bis zum Edge und Smart Building ausgelegt. Ihr Spektrum reicht vom fiber-optischen UHD-Verteiler mit 120 Ports pro Höheneinheit bis zum neuen Netscale-48-Rangierfeld. Dabei handelt es sich um ein hoch verdichtetes Media-Mix-Rangierfeld für alle Arten von Kupfer- und Glasfaser-Verbindungen. Zero-U-Rack-Einheiten können den engen Raum bestens ausnutzen, um die Intelligenz unterzubringen. Was muss zudem in den einen Schrank, Container oder in die Schrankreihe einer Edge Site? Kurz: Alles, was zum Betrieb eines hochsicheren, hoch belastbaren Datacenters oder einer Colocation-Suite gehört – aber um einen hohen Faktor komprimiert. Dabei ist zu beachten: Die Edge-Konzepte variieren. Den Einsatzszenarien und Formen sind keine Grenzen gesetzt. Jeder Betreiber kann sich Edge-Datacenter nach eigenen Wünschen bauen lassen: sei es als Gateway zur Cloud, als Operationsbasis für 5G-Services oder für die Smart Factory, als digitales Herz für Smart Buildings und Smart Cities. Hersteller, die modulare, skalierbare, komplett ausgerüstete, schlüsselfertige und werksgeprüfte Edge-Container liefern, können diese Wünsche ganz pragmatisch erfüllen.
Die Frage des Managements
Wie lassen sich solche Anlagen managen? In einem Edge-Datacenter wird man nicht schnell zwischendurch die Tür öffnen können, um nach dem Rechten zu sehen. Außer seltenen Wartungsarbeiten sollte vor Ort kein Handgriff erforderlich sein. Die Frage nach dem Management verschärft sich noch dadurch, dass Fachkräfte fehlen und bisher nur wenig IT-Personal Erfahrungen gesammelt hat. Vielleicht wollen sich mehrere Operatoren ein Edge-Datacenter teilen. Vielleicht will ein Unternehmen mehrere geografisch verteilte Edge-Datacenter oder einen regionalen Cluster betreiben. Dies macht es aussichtslos, die Anlagen auf traditionelle Weise zu administrieren.
Bleibt nur der Weg der konsequenten Automatisierung und des Remote-Managements. Ein universelles Software-Tool bildet die Basis – anpassungsfähig, skalierbar, intelligent. Systeme für Infrastruktur-Management und -Monitoring sollten sich selbst konfigurieren können oder via Cloud konfigurierbar sein. Für jedes Datacenter muss ein lückenloser, vollständiger Leistungsstatus standortunabhängig in Echtzeit abrufbar sein.
Als Produktbeispiel kann ein smartes Tools wie inteliPhy net von R&M mehr als Ressourcen und Links dreidimensional visualisieren oder Fehler und Manipulationen melden. Weitere Funktionen sollten mit einem Mausklick erreichbar sein: Fernsteuerung, Security, Arbeitsanweisungen, MAC- und Ressourcenplanung, Asset- und Lifecycle-Management, Monitoring der Umweltbedingungen, Risikoabschätzung, vorausschauende Wartung, Reporting und Kostenkontrolle.
Fingerspitzengefühl für Kabel
In diesem Kontext gilt die Empfehlung: DCIM darf sich nicht auf die lebenserhaltenden Systeme wie Strom und Kühlung konzentrieren. Die Leistung des Netzwerks im und zum Edge-Datacenter ist mindestens ebenso wichtig. Alle Aspekte der Connectivity müssen schon bei der Inbetriebnahme integriert sein. Aktive und passive Komponenten wie TAP-Module oder ein AIM-Monitoring-System sind obligatorisch, um den Datenfluss und jeden Port pausenlos überwachen zu können.
Verkabelungs- und Anschlusstechnik sollten selbsterklärend und bedienungsfreundlich konstruiert sein. Fehlerfreies, sicherheitsbewusstes Patchen an ultrahoch verdichteten Rangierfeldern setzt Fingerspitzengefühl voraus. Das Ein- und Ausstecken wird zur reinsten Millimeterarbeit. Eine Push-Pull-Mechanik erlöst Netzwerktechniker, indem sie die Bedienung zum Knickschutz verlagert. Am Steckfenster kann der Griffabstand entfallen und die Ports können noch enger zusammenrücken.
Um Leistungsverluste von vorneherein auszuschließen, gilt es, die Verkabelung so exakt wie möglich zu planen. Testen, wo und was immer möglich ist: Latenz, Jitter, Frame Loss, Durchsatz etc. Zudem ist es erforderlich, Verkabelung, Connectivity und Transceiver mehrfach zu prüfen sowie die Steckverbinder und Ports penibel zu inspizieren.
Jedes Kabel erhält eine Beschriftung und Farblabels. Mit einem QR-Code auf dem Knickschutz gehen Hersteller wie R&M noch einen Schritt weiter in der Qualitätssicherung. Der Code führt per App zur Produktdatenbank mit Messergebnissen für jeden einzelnen Stecker. Kabelbündel, Kabelreserven und Kabel-Management sollten in dem engen Edge-Schrank so hoch bewertet sein wie der Schutz des eigenen Smartphones.
Zukunft mit KI
KI wird in Zukunft das Netzwerk-Management unterstützen. Dieser Ansatz kann aufgrund von Erkenntnissen aus dem Monitoring und maschinellen Lernen bestimmte Dinge vorhersagen. Zum Beispiel, wo und wann es zu Alterung und Ausfällen von Kabeln kommt oder zu Überlastungen und welche Ursachen das hat. KI wird zu einem Faktor der Betriebssicherheit und Wertschöpfung im Netzwerkbetrieb. KI verlangt ebenso wie Cloud-Services eine ausreichend dimensionierte, jederzeit skalierbare, latenzfreie und ausfallsichere Verkabelung. Ohne dies kann sie die Erwartungen nicht erfüllen. Connectivity und KI bedingen sich also gegenseitig.
Carsten Ludwig ist Markt-Manager Datacenter bei R&M.