Die Betriebskosten steigen. Ein Grund dafür ist, dass Betreiber von Colocation-, Hyperscale- und Edge-Rechenzentren ihre Marktposition durch Übernahmen ausbauen. Ein Beispiel dafür ist die Übernahme von Datacenter One (Stuttgart) durch Atlasedge, einem Spezialisten für Edge-Rechenzentren. NorthC wiederum sicherte sich durch die Übernahme von IP Exchange zwei Rechenzentren in Nürnberg und München. Das niederländische Unternehmen konzentriert sich auf den Bereich Colocation.
Eine Folge solcher Transaktionen ist, dass ein Betreiber Rechenzentren unterschiedlicher Größe, Ausstattung und Struktur unterhalten muss. Dies führt häufig zu höheren Betriebskosten. Um dies zu vermeiden, setzen viele Betreiber auf einheitliche Entwürfe (Blueprints) für ihre Rechenzentren. Dies hilft, die Betriebskosten zu senken. Allerdings sind solchen Blaupausen auch Grenzen gesetzt. Denn die Betreiber von Rechenzentren müssen die lokalen und nationalen Bauvorschriften sowie die Sicherheitsvorschriften einhalten. Der beste Weg nach vorne ist daher die Beschaffung von global konformen Lösungen, die die Erstellung von Blaupausen erleichtern, um die Komplexität zu bewältigen und die flottenweite Betriebseffizienz zu steigern.
Optimieren und Automatisieren von Prozessen
Eine weitere Möglichkeit zur Senkung der Betriebskosten sind optimierte, klar definierte Betriebsabläufe in Kombination mit Werkzeugen zur automatisierten Betriebsführung. Dies lässt sich mit Hilfe von plattformübergreifenden Monitoring- und Management-Plattformen realisieren. Diese sollen nicht nur den Rechenzentrumsbetrieb im engeren Sinne vereinfachen, sondern auch Bereiche wie das Gebäudemanagement abdecken.
Ein weiterer Vorteil der Prozessautomatisierung ist, dass sie das technische Personal entlastet und so die Fehlerquote senken kann. Wie wichtig dies ist, zeigt eine Studie des Marktforschungsunternehmens Uptime Institute aus dem Jahr 2022: 40 Prozent der befragten Unternehmen hatten in den letzten drei Jahren mindestens einen schwerwiegenden Ausfall von Rechenzentrumsdiensten, der auf menschliches Versagen zurückzuführen war. Durch die Automatisierung von Prozessen kann diese Quote gesenkt werden.
Dritter Faktor: Mangel an qualifizierten Arbeitskräften
Eine weitere große Herausforderung für Rechenzentren ist der notorische Fachkräftemangel in Deutschland (und weltweit). Nach Angaben des Digitalverbands Bitkom fehlten Ende 2022 rund 137.000 IT-Experten. Gerade in der Rechenzentrumsbranche leiden die Unternehmen zudem unter gelegentlichen Entlassungswellen in Zeiten von Fusionen und Übernahmen und relativ seltenen Wachstumsschwankungen.
Darüber hinaus hat die Branche mit einer alternden Belegschaft zu kämpfen. Viele der technischen Fachkräfte in Rechenzentren werden innerhalb der nächsten zehn Jahre in den Ruhestand gehen. Die Tatsache, dass die Arbeit in Rechenzentren weniger attraktiv ist als Aufgaben in anderen Technologiesektoren, ist wahrscheinlich auf die hohe Arbeitsintensität, die steile Lernkurve und die Qualifikationsanforderungen der Aufgaben sowie auf andere Faktoren wie Schichtarbeit zurückzuführen.
Suche nach Rechenzentrumsspezialisten
Es gibt kein Patentrezept zur Überwindung des Fachkräftemangels. Positiv zu vermerken ist, dass Fachhochschulen, Universitäten und kommunale Rechenzentren inzwischen Ausbildungsgänge und Berufsschulen für Fachkräfte eingerichtet haben, die eine Tätigkeit in Rechenzentren anstreben. Ein großer Teil der Ausbildung findet daher in den Rechenzentren dieser Institutionen statt. Auch kommerzielle Rechenzentren bieten zunehmend solche Ausbildungsprogramme an, zum Beispiel für Spezialisten in den Bereichen Systemintegration und Betriebs- und Wartungs-Management.
Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Maßnahmen ausreichen, um den Bedarf an Fachkräften für Rechenzentren zu decken. Daher sollten Betreiber zusätzlich Software-Management-Plattformen einsetzen, die Routineaufgaben automatisch erledigen und so die Abhängigkeit von Fachkräften in Rechenzentren minimieren.
Fazit
Wachstumsherausforderungen wie zunehmende Nachhaltigkeit, Betriebskostenmanagement, möglichst „intelligenter“ Kapazitätsausbau und die Suche nach qualifizierten Fachkräften werden für Rechenzentrumsbetreiber noch einige Zeit ein normales Szenario bleiben. Sie sollten daher das Design ihrer Rechenzentren optimieren, Prozesse verschlanken und ihre Attraktivität für junge Fachkräfte erhöhen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Reduzierung des Energieverbrauchs – nicht nur um die Betriebskosten zu senken, sondern auch um die Umwelt zu schonen. Digitale Lösungen für das Management von Rechenzentren und Gebäudeinfrastrukturen können einen wichtigen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten.
Alpesh Saraiya ist Senior Director für Data Centre Product Management bei Honeywell Building Technologies.