30. Juli 2015, 11:21 Uhr |
Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau
Kolumnist: Mathias Hein
Oft stehen bei kleinen und mittleren Unternehmen die Beschaffungskosten zu sehr im Vordergrund und die notwendige Detailplanung geht dabei verloren.Dies gilt insbesondere für VoIP-Projekte.
Bei der Planung und Installation von VoIP-Lösungen in kleineren und mittleren Unternehmen treten immer wieder die gleichen Probleme und Schwachstellen auf. Diese sind oftmals auf schlechte Geräte, mangelnde Planung und schlechte Installationen zurückzuführen. Hier sind die häufigsten Fehler:
Billige Switches und kein Management: In große Unternehmen gehören die Verwaltung und das Management der Netzwerke zu den selbstverständlichen IT-Prozessen. In vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen wird man niemand finden, der sich um die Netzinfrastruktur hauptamtlich kümmert. Meist werden kostengünstige Infrastrukturkomponenten (Switches und Router) eingekauft. Da der Einkaufsprozess in der Regel über den Preis bestimmt wird, ist es nicht verwunderlich, dass man in kleinen und mittelständischen Firmen oft ungemanagte (und von den Funktionen abgespeckte) Geräte vorfindet. Die Einkaufsdevise lautet in der Regel: "Warum sollten wir mehr als nötig für einen Switch beziehungsweise Router bezahlen. Die zusätzlichen Funktionen benötigen wir sowieso nicht!“ Auf lange Sicht hilft diese Einkaufsstrategie niemanden, denn spätestens wenn VoIP, Call-Recording oder Video-Funktionen im Unternehmen realisiert werden sollen, treten die Mängel des Netzwerks bei der Fehlersuche zu Tage. Bereits der Versuch, die Fehler in einem LAN ohne Management und Monitoring zu ermitteln treibt die Troubleshooting-Kosten drastisch in die Höhe und endet oftmals in der Neuinstallation der Netzkomponenten.
Nicht genug Performance im LAN: Unzureichende Bandbreiten haben in jedem Netzwerk Auswirkungen auf die Qualität der Echtzeitanwendungen (Sprache und Video). Billige Switches und Router verfügen nicht über die notwendigen Leistungsreserven, zeigen Mängel bei der Übermittlung vieler kurzer Pakete und beim Quality of Service (QoS) auf. Bei vielen ungemanagten Switches liegen die Probleme im Uplink – also der Verbindung zwischen den Switches. "Ein Switch ist nur ein Switch, ist nur ein Switch.... " Ja? Nein? In der Praxis stimmt die Betrachtungsweise der Kommunikationskomponenten oftmals nicht. Es kommt darauf an, dass der Switch genügend Backplane-Bandbreite bereit stellt und nicht nur unter besten Bedingungen den maximalen Durchsatz erzielt. Die im LAN eingesetzten Router und Switches müssen in der Lage sein, die vereinbarte Bandbreite mit VoIP/Video-spezifischen Paketgrößen zu übermitteln. Bei der Übertragung von reinen Daten werden in der Regel unterschiedliche Paketgrößen übermittelt. Bei Ethernet kann die Größe der Datenpakete zwischen 64 und 1.518 (ohne 802.1Q-Tag) Byte variieren. Die Belastung und damit auch die Höchstlast von Koppelkomponenten wird von der Anzahl der Pakete und nicht von deren Größe bestimmt. Je mehr Datenpakete pro Sekunde übertragen werden müssen, desto stärker wird ein Switch oder Router belastet. In der praktischen Anwendung ist jedoch maßgeblich, welche Paketverarbeitungsraten der eingesetzte Switch/Router liefert. Die Aussage, dass die vorhandenen Netzkomponenten die vereinbarte Bandbreite liefern, ist darum nicht ausreichend. Es muss sichergestellt sein, dass die Switches und Router diese Bandbreite auch mit den für VoIP typischen, kleineren Paketgrößen (100 bis 200 Byte) und für Video (500 bis 1500 Byte) realisieren können. Die maximale Durchsatzrate eines Switches oder Routers wird als Wirespeed bezeichnet. Die Entwicklung und die Herstellung eines Geräts, welches auch bei Lasten >50 % noch stabil und zuverlässig treiben die Kosten natürlich nach oben. Da kleinere und mittlere Unternehmen oftmals nur die preiswertesten Geräte einkaufen, kommt es immer wieder zu Performance-Engpässen.