Trotz dieser Gemeinsamkeiten und Überlappungen haben DCIM- und ITSM-Lösungen noch weitere spezifische Funktionalitäten und liefern auch unterschiedliche Arten von Daten. So sammeln DCIM-Systeme primär Daten über die physikalische Infrastruktur eines Rechenzentrums (z.B. genutzte Flächen und Kapazitäten, Stromverbrauchswerte, Klimadaten etc.), während ITSM-Tools primär die Informationen verwalten, die zum Management der gelieferten IT-Services benötigt werden, wie beispielsweise Anwendungsinformationen, Übersicht über VM-Systeme und andere IT-Asstes, inklusive der Nutzung, Auslastung und Performance von Servern. ITSM-Werkzeuge oder IT-Asset-Management-Software (ITAM) liefern in der Regel auch die Informationen darüber, welche Software auf welchen Servern in welcher Konfiguration installiert ist. Zusätzlich verfügen ITSM-Lösungen häufig über teilautomatisierte Workflows und Werkzeuge für die Automatisierung der Bereitstellung und das Problem-Management. Aber weder ISTM- noch ITAM-Lösungen sind für das Management von Gebäudeflächen, Strom- und Kühlungskonfigurationen, das Management von Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit oder die Kapazitätsplanung ausgelegt. Diese, oft Standortübergreifende, Verwaltung und Planung der physikalischen Infrastruktur ist die Kernaufgabe von DCIM-Softwarelösungen. Dafür sind die entwickelt und optimiert.
Um jedoch die gesamte Lieferkette der IT abzubilden ist ein zentrales Datenmanagement aller IT Komponenten von der physikalischen Infrastruktur im Rechenzentrum über die Anwendungen und Applikationen bis zu den IT-Services unabdingbar. Derzeit versuchen einige DCIM- und ITSM-Anbieter durch strategische Partnerschaften eine Integration beider Lösungsansätze zu erreichen, um im Sinne der IT-Fabrik die gesamte IT-Lieferkette abbilden zu können. So kooperieren zahlreiche DCIM-fokussierte Anbieter, wie beispielsweise Emerson, Nlyte, Itracs oder Schneider mit Anbietern aus dem ITSM-Umfeld, wie BMC, HP oder Service-Now. Damit liegen die jeweiligen Daten jedoch immer noch in unterschiedlichen Datentöpfen und sind nur schwer integrierbar und auswertbar. Deshalb verfolgen andere Anbieter, wie beispielsweise FNT Software, eine integrierte Lösungsstrategie und bieten sowohl DCIM- als ITSM-Funktionalitäten in einer zentralen Standardsoftware an, die sich jedoch über Schnittstellen auch an bereits im Einsatz befindliche ITSM-Lösungen anderer Anbieter anbinden lässt.
Wie bereits erwähnt werden DCIM- und ITSM-Systeme häufig integriert, um den Bedarf und die Nachfrage von IT-Services mit der Lieferung von Rechenzentrums-Ressourcen (Energie, Fläche, Kühlung) zu harmonisieren und zu managen. Dabei ist der DCSO-Ansatz relativ neu und wurde bereits von einer relativ kleinen Gruppe zukunftsorientierter IT-Leiter und Rechenzentrumsmanager-Manager übernommen. Das ultimative Ziel ist es, ITSM und DCIM zu verbinden, um die automatisierte Bereitstellung von IT-Services bis in die Infrastrukturschicht zu erweitern. Das bedeutet, dass beispielsweise künftig IT-Manager in der Lage sind, Anwendungen und IT-Services bei optimaler Auslastung, zumindest halbautomatisch, bereitzustellen – und zwar unter Berücksichtigung des Energieverbrauchs, der bereitzustellenden Kühlung, inklusive der Verfügbarkeit und genauen Positionierung der benötigten Ressourcen im Rack.
IT-Analysten und ITSM-Experten sind sich einig, dass die Kombination aus IT-Service-Management und Datacenter-Infrastructure-Management künftig zur Schlüsseldisziplin für IT- und Rechenzentrumsverantwortliche wird, um die IT nachhaltig und agil am Geschäft auszurichten. Dabei werden Business-Services leider noch allzu oft stiefmütterlich behandelt und deren integriertes Management hat auch noch keinen Einzug in alle am Markt befindlichen Software-Werkzeuge gefunden. Auch ITIL bietet hierzu wenige Hilfestellungen. Zwar ist die von ITIL gemachte Unterscheidung zwischen Kunden-Servicekatalog und technischem Servicekatalog der richtige Weg zu einer Lösung und stellt somit ein wichtiges Grundprinzip dar. Jedoch findet eine Methodik zur Abbildung der Service-Kette von der Bestellung über die Bereitstellung bis zum Betrieb noch keine Erwähnung. Die Chancen auf Verbesserung von Effizienz, Flexibilität und Kostenkontrolle liegen aber genau in der Service-Erbringungskette unter der Spitze des Eisberges. Wer dies nicht beachtet, riskiert trotz aller Anstrengungen, dass es zwischen den verschiedenen IT-Organisation, wie beispielsweise den Infrastructure-Operations-Teams, den Business-Operations-Teams und den Service-Operations-Teams zu großen Reibungsverlusten kommt.