Kommentar: Internet-Protokoll

Was ist aus der IPv4-Adresskrise geworden?

18. März 2014, 12:56 Uhr | Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

IPv6 hat die kritische Masse noch nicht erreicht

Der Provider Comcast hat inzwischen verkündet, dass er jetzt das weltweit größte IPv6-Netz zur Verfügung stellt. Inzwischen sollen für etwa 25 Prozent der Comcast-Kunden über einen nativen Dual-Stack-Breitband-Internet-Services kommunizieren können. Aber nicht alle ISPs nehmen die Zukunftsproblematik des IP-Protokolls ernst. Laut den Messungen der Internet Society (http://www.worldipv6launch.org/measurements/) zeigen einige Provider keinerlei IPv6-Aktivitäten.

Alle großen Router-Hersteller und die meisten Anbieter von kleinen Routern bieten inzwischen eine IPv6-Unterstützung (Details siehe: www.sixxs.net/wiki/Routers) an. Das bedeutet, dass die ständig wachsende Zahl an ISPs und Unternehmen keine Schwierigkeiten mehr haben, geeignete IPv6-Hard- und -Software-Plattformen zu bekommen. Ähnlich langsam wie bei den ISPs verläuft auch die Bereitstellung von Inhalten und Anwendungen per IPv6. Google sammelt auf einer seiner Websites ständig Statistiken über die Einführung von IPv6 (http://www.google.com/intl/en/ipv6/statistics.html#tab=ipv6-adoption). Anhand dieser Kurve ist zwar ein kontinuierlicher Anstieg der IPv6-Adressen zu sehen, aber die absoluten Zahlen stimmen auch den optimistischen Betrachter negativ. Knapp drei Prozent aller Nutzer kommunizieren heute auf Basis von IPv6. Positiv: Die Nutzerzahlen haben sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt und der IPv6-Datenverkehr nimmt schneller als bei IPv4 zu.

Die Internet Society führt auch auf ihrer World IPv6 Launch Site (http://www.worldipv6launch.org/measurements/) ebenfalls laufende Messungen über die IPv6-Nutzung durch. Von den Top 1.000 Websites sind nur 13 Prozent über IPv6 erreichbar. Auch hier sind nur geringfügige Verbesserungen zu erkennen, denn vor einem Jahr lag die Anzahl der per IPv6 verfügbaren Websites bei 10 Prozent. Darüber hinaus ermittelt die Internet Society die Zahl der vollständig auf IPv6 migrierten Netzbetreiber. Die aktuellen Zahlen sind sehr ernüchternd: Es sind weltweit nur 226 ISPs, die über IPv6 kommunizieren können.

Fazit

Alle verfügbaren IPv4-Adressblöcke wurden inzwischen den jeweiligen Internet-Regionen zugewiesen. Diese sind für die endgültige Vergabe der IPv4-Adressen zuständig. Es scheint, dass der immer wieder beschworene Mangel an IPv4-Adressen noch lange ein Märchen bleiben wird. Eigenartig ist auch, dass keine unmittelbare Adresskrise für Service-Provider, Unternehmen oder Endkunden vor der Tür steht, dennoch verspüren diese Zielgruppen einen stetigen Druck, irgendwie auf IPv6 migrieren zu müssen.

Allerdings scheint keine Instanz im Internet bereit zu sein, das endgültige Ende von IPv4 zu verkünden. Es werden inzwischen zwar deutliche Fortschritte in Richtung IPv6 erzielt, aber die kritische Masse – die keinen Weg mehr zurück erlaubt – ist noch lange nicht erreicht.

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