Kommentar: Zeitgeist

Was wollen die "Millennials" wirklich?

12. März 2015, 13:57 Uhr | Mathias Hein, freier Consultan in Neuburg an der Donau
Kolumnist: Mathias Hein
© funkschau

Dieses Jahr übernimmt die Millennial-Generation – also die Leute im Alter zwischen 18 und 34 – rein zahlenmäßig das Ruder von den geburtenstarken Jahrgängen (den so genannten Babyboomern). In Sachen Kultur und sozialer Bedeutung haben die Babyboomer bereits seit längerer Zeit das Feld geräumt. Der Zeitgeist wird nicht mehr von den Babyboome definiert, sondern ab jetzt regieren die Millennials.

Die Millennial-Generation übernimmt das Ruder. Das gilt vor allem an den Arbeitsplätzen. Viele der großen und berühmten Unternehmen - angefangen bei Google - richten ihre Personalpolitik auf die Attraktivität bei der neuesten Generation von Arbeitnehmern aus. Auch dominieren die Millennials inzwischen fast jede Diskussion über die Talentsuche und orientiert sich an den Zielen dieser Generation. Wollen die Millennials ihren Arbeitsplatz alle zwei Jahre wechseln? Wie steht es mit der Work-Life-Balance aus? Ist den Millennials ein „chilliges“ Ambiente überhaupt noch gut genug? Wie wäre es mit kostenlosem Kantinenessen vom Gourmet-Koch?

Das von den Medien inszenierte Bild der Millennials geht weit an der Wahrheit vorbei, denn die Forschung zu diesem Thema hat inzwischen viele Mythen entlarvt. Beispielsweise soll der Arbeitsplatzwechsel bei den Millennials hoch im Kurs stehen. Diese Aussage ist einfach falsch. Der Wert „Arbeitsplatzsicherheit“ rangiert bei den Millennials tatsächlich höher als bei den Babyboomern. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Generation einen ungeliebten und unbefriedigenden Arbeitsplatz über einen längeren Zeitraum behalten will. Bei etwa 50 Prozent der Millennials steht der Spaß bei der Arbeit im Vordergrund und der Spaßfaktor ist ihnen daher "extrem wichtig". Bei den Babyboomern gehört der Spaß bei der Arbeit nur zu 38 Prozent zu den wichtigen Auswahlkriterien.

Auch soll Geld bei den Millennials keine Rolle spielen. In dieser Personengruppe liegt tatsächlich ein "hoch bezahlter Job" am unteren Rand der Liste der Wünsche. Dies ist nicht neu und verhält sich bei anderen Generationen ähnlich. Dies heißt jedoch nicht, dass die Millennials ein gut dotiertes Angebot ausschlagen würden.

Jeder Millennial will zu einem "Mark Zuckerberg" werden. Diese Aussagen der Medien sind vollkommen übertrieben. Bei den Millennials herrscht mehr Misstrauen gegenüber dem großen Business vor als in anderen Generationen. Eine kürzlich vom Wall Street Journal vorgenommene Analyse zeigt, dass sich der Anteil der Personen unter 30 Jahren kaum als Unternehmer engagieren will. Der Anteil der Unternehmer in dieser Altersgruppe fiel von 10,6 Prozent im Jahr 1989 auf heute 3,6 Prozent.

Dennoch gibt es keinen Zweifel, dass diese Generation der Millennials anders ist als voran gegangene Generationen. Das Vertrauen in die Zukunft ist wesentlich größer als früher. Die jungen Babyboomer waren deutlich pessimistischer als deren Väter und Mütter. Die Millennials heiraten auch später als frühere Generationen, haben zu einem späteren Zeitpunkt Kinder und engagieren sich nur wenig in politischen Parteien. Aus diesem Grund gehört das Unternehmen – in dem man arbeitet - standardmäßig zu den wichtigsten Institutionen im Leben. Der größte Unterschied zu den voran gegangenen Generationen besteht nicht darin, wer sie sind, sondern wie die Millennials leben. Die Millennials sind die erste Generation, die mit ihrem menschlichen Anhängsel – dem Smartphone richtig umzugehen wissen. Diese Generation steht ständig mit einem riesigen Netz an Freunden in Verbindung und hat sofortigen Zugriff auf alle Informationen – im Guten wie im Schlechten. Die Millennials passen sich schnell an Möglichkeiten und die Veränderungen des mobilen Internets an und adaptieren dessen grundlegende Logik in ihr Leben. Aus diesem Grund ist es auch logisch, dass die Millennials diese Veränderungen auch am Arbeitsplatz einfordern.

Die Millennials sind nicht verweichlichte und von zu viel Konsum verdorbenen Kinder, sondern die konsequenten Vorboten einer vernetzten Zukunft.

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