Drittwartung

„Wir wollen niemandem etwas wegnehmen“

4. Juni 2020, 10:30 Uhr | Autor: Stefan Adelmann
© Technogroup

Der Markt für Drittwartung von Rechenzentren bietet großes Potenzial, ist aber aktuell noch relativ klein. Im Interview verrät Klaus Stöckert von der Technogroup, warum sich das bald ändern soll und warum viele IT-Abteilungen das Outsourcen dieser Wartungsprozesse eher begrüßen als ablehnen.

funkschau: Herr Stöckert, seit nunmehr rund sechs Monaten sind Sie CEO der Technogroup und somit nach Stationen bei Siemens, Unify und Atos erstmals im Mittelstand tätig. Wie waren Ihr Start und vor allem auch der Wechsel in die mittelständische Welt?
Klaus Stöckert: Ich habe mir natürlich vorab Gedanken gemacht, wie es sein wird, das Thema Mittelstand zu übernehmen. Ich komme zwar aus dem Konzernumfeld, hatte aber zuvor bereits Erfahrung im Mittelstand gesammelt und jetzt die Lust darauf mitgebracht. Aus dieser Lust ist mittlerweile eine Passion geworden. Es macht unheimlich Spaß.

funkschau: Und welche Themen haben Sie denn genau in den ersten Monaten beschäftigt? Gab es viel anzugehen?
Stöckert: Die letzten sechs Monate sind wie im Flug vergangen, denn wir haben viel vor, immerhin sind auch wir als Technogroup in einer kontinuierlichen Weiterentwicklung. Wir müssen wie jedes andere Unternehmen auch uns stetig hinterfragen, wie wir den wandelnden Kundenbedürfnissen optimal gerecht werden. Die vergangenen Monate waren daher stark geprägt vom Wandel, viel Motivation, aber auch von Fragen meinerseits, um das Geschäft noch besser zu verstehen und Themen zu identifizieren, die es anzugehen gilt. Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar, dieses Unternehmen weiterbringen und meinen Beitrag leisten zu dürfen.

funkschau: Auf dem richtigen Weg befindet sich die Technogroup bereits, 2018 konnte der Umsatz abermals gesteigert werden, das Unternehmen hat sich als wichtiger Anbieter von Drittwartung im Datacenter-Umfeld positioniert. Wie soll es weitergehen, was ist Ihre Strategie?
Stöckert: Wir sind Marktführer für Drittwartung in Rechenzentren in der DACH-Region und wollen an diesen Erfolg auch in den nächsten Jahren anknüpfen und weiter in unserem Kerngeschäft organisch wachsen. Wir eröffnen uns aber auch weitere Potenziale beispielsweise im Bereich Netzwerke und Digital Workplace durch  die im vergangenen Jahr erfolgte Übernahme der BSW-Com.

funkschau: Das Thema Digital Workplace ist aber durchaus weit entfernt von Ihrem Haupttätigkeitsfeld im Rechenzentrum. Hat die Technogroup Ambitionen, den gesamten IT-Bereich für sich zu erschließen?
Stöckert:  Nein, wir wollen weiter fokussiert vorangehen, Drittwartung ist unser Kerngeschäft. Und es handelt sich um einen Markt mit sehr viel Potenzial. Wir wollen also diese Chancen weiterhin nutzen.

funkschau: Der Kauf der BSW-Com bedeutet also nicht, dass Sie das Angebot um Hardware-Verkauf und weitere Leistungen ergänzen und damit in den Wettbewerb mit Systemhäusern treten?
Stöckert: Wir wollen kein Systemhaus sein und keine Hardware verkaufen. Wir wollen unsere Services platzieren und Systemhäuser sind dabei unsere Partner. Und dieses indirekte Geschäft wollen wir ganz klar ausbauen.

funkschau: Sie hatten zuvor bereits das gewaltige Potenzial des Marktes für Drittwartung angesprochen. Woher kommt dieses?
Stöckert: Viele Unternehmen haben schlicht die Ressourcen nicht, um die immer komplexer werdenden Infrastrukturen im Rechenzentrum selbst zu warten. Auch die interne Kompetenz stößt aufgrund der zunehmenden Komplexität mit Komponenten vieler verschiedener Hersteller oftmals an ihre Grenzen. Oder Unternehmen finden keine Fachkräfte. Gleichzeitig betreiben viele Unternehmen ihre eigenen Rechenzentren. Zwar wurde immer wieder gesagt, dass morgen alles in der Cloud sein müsste. Diese Entwicklung geht aber viel langsamer voran als gedacht und viele Unternehmen gehen wieder zurück und betreiben eigene Rechenzentren, haben dafür aber nicht immer die nötigen Ressourcen. Der Bedarf an entsprechenden Services wird daher in den kommenden Jahren stark steigen.

funkschau: Aber der Markt für Drittwartung ist trotz dieses Potenzials noch vergleichsweise klein.
Stöckert: Noch liegt dieser Bereich sicherlich vor allem in den Händen der OEMs. Die Hersteller beschränken sich dabei aber meist nur auf ihre eigenen Lösungen, sie wollen schließlich ihre Produkte verkaufen. Daher ist der Markt für Third Party Maintenance noch sehr überschaubar. Aber er entwickelt sich, denn unser Service als herstellerübergreifender Anbieter ist in der Regel 50 bis 70  Prozent günstiger als der der OEMs.

funkschau: Können Sie näher erläutern, was dieser Service bei der Technogroup umfasst?
Stöckert: Wir übernehmen hauptsächlich die technische Wartung, wir können hier rund 99,5 Prozent aller Produkte im Hardware-Dschungel abdecken – ob Server, Storage oder Netzwerke. Dafür sind wir flächendeckend aufgestellt und wir bieten einen 24/7-Service an.

funkschau: Sind Sie mit diesem Angebot bei Kunden vor allem in der
IT-Abteilung bereits auf Widerstände gestoßen? Immerhin ist das Outsourcing von Prozessen dort nicht immer gern gesehen, kann es doch auch mit einem internen Ressourcenabbau einhergehen.

Stöckert: Wir wollen niemandem etwas wegnehmen. Und viele Unternehmen sagen, dass sie ihre oftmals knappen Ressourcen lieber für Weiterentwicklung als für Wartung nutzen wollen. So lässt sich
die IT-Abteilung von einem Cost- zu einem Profit Center entwickeln. Gleichzeitig bieten wir die nötige Flexibilität und Skalierbarkeit, um zu jeder Zeit dort zu unterstützen, wo es nötig ist.

funkschau: Das klingt aufwendig und kostspielig. Richtet sich Ihr Angebot hauptsächlich an Großkunden?
Stöckert: Wir haben große Unternehmen als Kunden. Im Wesentlichen sind wir dennoch Partner des Mittelstands. Bei einigen Unternehmen haben wir bei ein bis zwei Servern begonnen. Kein Kunde ist zu klein.

funkschau: Herr Stöckert, gewähren Sie uns abschließend noch einen Blick in die Zukunft. Mit der BSW-Com hat die Technogroup ihr Portfolio bereits deutlich ausgebaut, sind weitere Übernahmen dieser Art geplant?
Stöckert: M&A steht ganz klar auf meiner Agenda. Wir wollen sowohl organisch als auch anorganisch wachsen. Dabei fokussieren wir uns auf unsere DNA – die Lösungen im Rechenzentrum und den Ausbau unserer Präsenz in Europa. Für uns gilt: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Mehr kann man aber aktuell noch nicht verraten.

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Drittwartung aus Hochheim
Die Technogroup mit Hauptsitz in Hochheim am Main wurde 1990 gegründet und blickt mittlerweile auf einen Umsatz von rund 37 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2018) und beschäftigt knapp 300 Mitarbeiter an 50 europaweiten Standorten. Im vorletzten Jahr entfielen rund
85 Prozent des Umsatzes auf Drittwartung, in diesem Fall die herstellerunabhängige Wartung der Rechenzentren von Kunden. Zusätzlich wartet und überwacht der Dienstleister aber auch IT-Infrastrukturen und betreut Systemumzüge und Installationen. Besonders diesem Bereich hat die Technogroup im September 2019 durch die Übernahme der BSW gestärkt, die sich unter anderem auf den Bereich Netzwerke konzentriert.
Seit dem vergangenen Jahr ist auch Klaus Stöckert als neuer CEO mit an Bord. Er folgte auf Ralf Dingeldein und will die Stellung des Unternehmens im Third Party Maintenance-Markt weiter stärken. „Dabei setzen wir auf unsere offene, mittelständische Unternehmenskultur, motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter, effiziente Abläufe und technologische Expertise als Eckpfeiler unseres Erfolgs.“

 


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