Während IT-Systemhäuser in den USA Trumps Präsidentschaft als Chance im Binnenmarkt empfinden, bleiben exportorientierte IT-Unternehmen konsterniert.
42 Seiten lang ist »Die Ordnung«, das neue Grundsatzprogramm, das die CSU vergangenen Herbst vorstellte. Es wird diesem Parteiprogramm so ergehen wie allen anderen Leitfäden politischer Parteien und weitgehend vom Wahlvolk ungelesen bleiben. Programmatisches, das macht der neue US-Präsident Donald Trump klar, muss sich Twitter-kompatibel auf 140 Zeichen verdichten lassen. Und selbst das scheint – unter Beachtung heutiger Aufmerksamkeitsökonomie – schon viel zu langatmig zu sein. Kurz nach seiner Vereidigung am vergangenen Freitag fasste Trump die Ziele seiner Präsidentschaft in zwei Worten zusammen: »America First«.
Eine spartanische, gleichsam brisante und provokante Sprache, ein microbloggender und damit omnipräsenter Präsident, der im Dauermodus des verbalen Angriffs steht und die öffentliche Meinung diktiert: Noch nie zuvor hat ein Politiker den Einfluss Sozialer Medien so gezielt für sich eingesetzt wie Trump. Kann Twitter Wahlen entscheiden, wenn Big Data und Algorithmen plakative Botschaften nach einem Masterplan streuen? Welche Rolle psychometrische Tools in der digitalen Kommunikation spielen, wird Michal Kosinski erläutern. Er ist einer der hochrangigen Experten auf den Global Conferences der CeBIT. »Computer wählen nicht. Noch nicht«, sagt der Wissenschaftler der Stanford University.
Während die überwiegenden Reaktionen auf Trumps erste Tage im Amt von Verunsicherungen geprägt sind, herrscht bei weiten Teilen der amerikanischen IT-Häuser Optimismus. CRN-US befragte für das Stimmungsbarometer freilich US-Systemhäuser, die hauptsächlich im Binnenmarkt aktiv sind. Exportorientierte US-Firmen und IT-Hersteller, die überwiegend in Asien fertigen, könnten unter Trumps protektionistischer Wirtschaftspolitik leiden. Die Folgen des neuen Kurses in Washington sind noch nicht abzuschätzen. Das Drehbuch des Trumpismus besteht aus vielen Tweets, ein Gesamtbild zeigt sich nicht, das Ende fehlt noch.
Mit den besten Grüßen
Martin Fryba
CRN-Chefredakteur