»Das Konzept des WLAN-Controllers stammt noch aus einer Zeit, als APs ‚dumm‘ waren, also über keine nennenswerte Rechenleistung verfügten«, ergänzt Gast. Heute ist das anders. Leistungsfähige Prozessoren mit Mehrkern-Architektur sind für relativ wenig Geld zu bekommen, etwa von Intel, AMD oder ARM.
»In unsere Access-Points der HiveAP-300-Reihe etwa setzen wir Dual-Core-CPUs ein«, so der Manager. Diese übernehmen vor Ort das Verarbeiten von Managementinformationen sowie Sammeln von Daten über die Auslastung des Netzes.
In jedem Access-Point werden zudem Informationen über Service-Level-Agreements, die Firewall-Regeln, die Dienstgüte von Anwendungen und Sicherheitseinstellungen vorgehalten. Jeder AP hat dadurch die Möglichkeit, innerhalb von Mikrosekunden auf Veränderungen zu reagieren und Applikationen beziehungsweise Datenströmen diejenige »Airtime« (WLAN-Bandbreite) bereitzustellen, die sie benötigen.
Aerohives »Cooperative-Control«-Konzept sieht vor, dass jeder AP Kontrollinformationen mit seinen Nachbarn austauscht. Dies sind beispielsweise Daten über die Nutzung der Funkfrequenzen, das Roaming auf Layer 2 und 3 oder den Lastausgleich (Load-Balancing), wenn es zur Überlastung von einzelnen APs kommt.
Um diese Daten auszutauschen, nutzen die Hive-APs drei Protokolle:
Eine weitere Besonderheit von Aerohives WLAN-»Schwarm« (Hive) ist die Option, eine vermaschte WLAN-Infrastruktur aufzubauen. »Mesh-Networks werden vor allem in Kliniken eingesetzt, um die Fehlertoleranz des WLAN-Netzes zu erhöhen«, sagt Matthew Gast. Weitere Anwendungsbeispiele sind Campus-Netze, die kurzfristig erweitert werden sollen, etwa in Schulen oder Universitäten, oder Funknetze in denkmalgeschützten Gebäuden.
»Ein vermaschtes WLAN lässt sich auch in Geschäften einsetzen, wenn diese eine Sonderverkaufsaktion starten oder während der Vorweihnachtszeit die vorhandenen Netzkapazitäten nicht ausreichen«, ergänzt Gareth Green, Vice President EMEA Sales von Aerohive. Da Aerohive-APs sowohl das 5-GHz-Band als auch den Bereich 2,4 GHz unterstützen, hat der IT-Administrator dabei die Möglichkeit, ein Band für den Wireless-Access und das zweite für das Mesh-Network vorzusehen.
Die schärfsten Konkurrenten von Aerohive sind derzeit Cisco Systems, Meru und Aruba. Alle drei setzen auf das klassische Controller-gestützte WLAN-Modell. Einfach ist es für Aerohive nicht, gegen einen etablierten Großanbieter wie Cisco anzugehen, wie Gareth Green einräumt. »Aber was die Technologie und den Preis betrifft, haben wir die Nase vorn«, so Matthew Gast.
Vergleicht man zwei Enterprise-WLANs, die mit Komponenten beider Unternehmen aufgebaut wurden, ist die Lösung von Aerohive laut Green mindestens um 20 Prozent preisgünstiger. Das ist nicht nur für öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Bildungseinrichtungen ein wichtiger Punkt, die mehr denn je auf Kosten achten müssen.
Auch kleine und mittelständische Firmen erhalten mit den Hive-APs und der dazugehörigen Management-Lösung viel WLAN für vergleichsweise wenig Geld. Nach Berechnungen von Aerohive kostet ein Controller-gestütztes Funknetz mit 30 Access-Points, zwei Controllern und einer Management-Lösung an die 77.000 Dollar. Dieselbe Infrastruktur mit Hive-APs kommt auf 25.000 Dollar.
Wird zusätzlich eine Außenstelle mit einem Funknetz ausgestattet (acht Access-Points), fällt der Unterschied noch größer aus: Der konventionelle Ansatz mit zwei kleineren WLAN-Controllern und acht APs erfordert Investitionen in Höhe von rund 28.000 Dollar, die Lösung von Aerohive (acht APs) circa 6100 Dollar. Eine redundante Infrastruktur mit 500 APs kommt auf 14,2 Millionen Dollar, ein »Schwarm« von Hive-APs auf 3,1 Millionen Dollar.
Was den Vertrieb und Support betrifft, setzte Aerohive auf ein Partnermodell. »In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die TLK Distributions GmbH unser zentrales Gateway«, sagt Gareth Green.
TLK übernimmt nicht nur den Verkauf der Produkte des Herstellers, sondern auch den First- und Second-Level-Support. Das wird in Zusammenarbeit mit einem Netz von Wiederverkäufern und Systemhäusern erfolgen, die noch hinzukommen sollen.