Die LANline-Serie über portable Datei-Management-Tools, die sich installationsfrei als "Beigabe" auf großen externen Festplatten oder in Festplattenverzeichnissen abgelegen lassen, neigt sich dem Ende zu: In dieser letzten Folge geht es um Viewer, Archivierungsprogramme, Synchronisierungssoftware, Verschlüsselungs- und Löschwerkzeuge sowie FTP-Transfers.
Nützlich auf einer portablen Platte oder in einem gemeinsam genutzten Netzwerk-Laufwerk sind neben dem eigentlichen Datei-Management, das in der letzten Folge Thema war, auch Viewer, Synchronisierungs- und Backup-Tools, Archivierer, ein FTP-Programm sowie Sicherheitswerkzeuge. Als bequeme Testbasis dient auch in diesem Fall die portable Systemumgebung "Portableapps.com", die dem Anwender ein benutzerfreundliches Startmenü zur Verfügung stellt und die Updates der eingebundenen Freeware-Progamme erledigt.
"Public Viewing" per portabler Software
Bevor man etwas sichert, sollte man es zumindest einmal sehen - daher wendet sich der Test zuerst den Viewern zu. Wir beschränken uns dabei auf PDF- und Bilddateien. Testfavorit unter den PDF-Viewern wurde der "Foxit Reader" - er ist schnell, verfügt über flexible und intuitiv bedienbare Darstellungsoptionen und liefert überdies noch eine ganze Reihe von PDF-Nachbearbeitungsfunktionen wie beispielsweise für Markierungen, Stempel, Notizen und Kommentare mit. Etwas einfacher gestrickt sind der "PDF-Xchange Viewer" und vor allem "Sumatra PDF". Alle drei zeigten im Test keine Kompatibilitätsprobleme und kamen auch mit in jeder Hinsicht "großen" Zeitungs-PDFs zurecht. Noch ein Tipp: Das Tool "Diffpdf" vergleicht Wort für Wort oder Zeichen für Zeichen zwei PDF-Dokumente, markiert die Unterschiede und zeigt die Dateien nebeneinander in zwei Fenstern an - eine große Hilfe, wenn man immer wieder neue PDF-Versionen von Dokumenten erzeugt und irgendwann den Überblick verliert.
Unter den Bildanzeigeprogrammen bieten sich "Xnview" und "Irfanview" an - beide im Portableapps-Fundus zu haben und auch außerhalb der Portable-Szene bestens bekannt. Die Programme können alle gängigen Formate nicht nur in vielfältigen Varianten anzeigen, sondern auch auf verschiedenste Weise optimieren und nachbearbeiten. Auch Scanfunktionen sind enthalten. Im Test haben wir uns nicht für eins der Programme entscheiden können, sondern beide dauerhaft installiert: An dieser Stelle entscheiden einfach Bedienungsvorlieben und individuelle Aufgaben darüber, was jeweils besser passt. Im portablen Umfeld funktionieren die Softwareprodukte genau so gut wie als fest installierte Programme.
Will ein Nutzer Office- und TXT-Dateien anschauen, sollte er die auf dem Host-Rechner installierte Software nutzen oder einen kompletten Texteditor und ein komplettes Office-Paket portabel installieren. Unter Portableapps stehen dazu beispielsweise "Notepad2" und die zwei bekannten Pakete "Apache Openoffice", "Libreoffice" sowie das schlankere "Abiword" zur Verfügung. Zumindest die ersten beiden stellen inzwischen Microsoft-Office-Dokumente manchmal schon mit höherer Formattreue dar als die von Microsoft selbst erhältlichen Viewer, denen hin und wieder Ansichtsoptionen fehlen und die überdies nicht ohne Weiteres portabel zu installieren sind. Wem es um Audio- und Videodateien geht: "Songbird" für MP3 und "VLC" sind nur zwei Beispiele für gute und bewährte Player, von denen im Portabeapps-Reservoir installationsfreie Varianten zur Verfügung stehen.
Packen und verschicken
Für das Archivieren empfehlen sich unter anderem die Freeware-Produkte "7-Zip" und "Peazip". Beide zeigen als portable Programme erwartungsgemäß keine Einschränkungen gegenüber ihren Standardversionen. Die Auswahl ist größtenteils Geschmackssache, wobei uns die Benutzeroberfläche von 7-Zip besser gefällt. Dieses Programm scheint auch sonst ein wenig die Nase vorn zu haben - so öffnete die Software im Test große RAR-Archive einen Tick schneller und kam darüber hinaus mit ZIP-Files besser zurecht, die von anderen Tools kennwortgeschützt gepackt und verschlüsselt worden waren. Peazip gab hier dann doch bei einigen der älteren Archive auf.
Ob dies allerdings tatsächlich am Testkandidaten liegt oder an einer Inkompatibilität auf Seiten der Programme, mit denen die gepackten Dateien erzeugt wurden, ließ sich mangels Rückgriff auf letztere nicht ermitteln. So lautet das Ergebnis einfach: Kann eines der Programme ein Archiv nicht mehr entpacken oder entschlüsseln, lohnt sich immer noch ein Versuch mit dem Konkurrenzprodukt.
Sind die Packer nun auch die erste Wahl dafür, Dateien in gemeinsam genutzten Repositories zu verschlüsseln und damit vor unberechtigtem Zugriff zu schützen? Klar geht das - vor allem, wenn der Anwender den Umgang mit den Zippern gewohnt ist. Es gibt aber auch eine bequemere Alternative, dazu mehr in den folgenden Abschnitten.
Was an großen Dateien verpackt und eventuell verschlüsselt wurde, geht danach gern auf Reisen, und zwar oft per FTP: Hier verweisen wir kurz auf das bewährte Filezilla, dessen einschränkungslose portable Version von wohl allen Plattformen und Download-Seiten für installationsfreie Software bereitgehalten wird. Es handelt sich um einen voll ausgetatteten FTP-Client, der alle wichtigen Protokollvarianten beherrscht und auf Wunsch Server-Listen samt Anmeldeinformationen bequem verwaltet.
Wem es nur um schnelles Kopieren (oder Löschen) im Netzwerk oder auf einem Laufwerk selbst geht, findet bei Portableapps übrigens auch das dafür bekannte Tool "Fastcopy", das größere Verschiebeaktionen zumindest ein wenig schneller und bequemer erledigt als die Windows-Bordmittel. Wer etwa einen häufiger einen Stapel Video-Aufnahmen oder gepackte Archive von Platte zu Platte oder ins LAN zu bewegen hat, wird das kleine Programm durchaus schätzen lernen.
Synchronisation, Backup, Verschlüsselung
Neben Tools für das gelegentliche Kopieren und Sortieren von Dateien und Ordnern können für große Datenspeicher auch portable Synchronisations- und Backup-Programme eine hilfreiche "Beigabe" zum Datenberg darstellen. Unter Portableapps stehen unter anderem "Freefilesync", "Synkron" und "Toucan" für diese Zwecke zur Verfügung. Alle beherrschen sowohl die Synchronisation von Verzeichnissen (kompletter Abgleich des Inhalts auf beiden Seiten oder in einer Richtung) und das Anlegen klassischer Sicherheitskopien, wobei für einzelne Dateitypen oder andere Dateimerkmale Ein- und Ausschlussregeln zu beachten sind. Synkron erlaubt mehr Einstellungen im Detail. Freefilesync ist etwas bedienungsfreundlicher und schneller zu durchschauen. Schnell und zuverlässig arbeiten beide.
Zu Freefilesync gibt es auch einen Agenten, der sich auf dem Host in den Speicher laden lässt und dann Verzeichnisse, die es zu synchronisieren gilt, permament überwacht und vorgegebene Aktionen anstößt - bequem, aber im Zusammenhang mit einer temporär genutzten Platte und portablem Einsatz nur in Ausnahmefällen sinnvoll.
Toucan ähnelt Freefilesync, bietet als Besonderheit jedoch eine bequeme Datei- und Ordnerverschlüsselung auf AES-256-Basis. Man wählt Dateien oder Ordner aus, gibt ein Kennwort ein - und wartet ein wenig: 16,4 MByte gemischter Dateitypen in Ordnern und Unterordnern auf einer USB-2-Platte zu verschlüsseln, dauerte im Test auf einem 3-GHz-Athlon mit 4 GByte Arbeitsspeicher etwa vier Minuten, retour ist etwa die gleich Zeit zu veranschlagen. Die verschlüsselten Dateien und ihre Namen bleiben vom Dateisystem aus sichtbar, die Dokumente sind jedoch bis zur expliziten Entschlüsselung nicht mehr zu öffnen. Es ist also nicht - wie bei der ZIP-Verschlüsselung - nötig, die Ursprungsdateien noch separat zu löschen, um unerlaubten Zugriff zu verhindern.
Gibt es bessere Alternativen? Im portablen Einsatz schwierig zu realisieren ist eine transparente Verschlüsselung, bei der ein permanent geladener Treiber die Ver- und Entschlüsselung ohne explizite Aktionen des Anwenders "on the fly" erledigt. Diese bequeme Methode eignet sich eher für Laufwerke, die fest installiert sind oder die zumindest immer wieder der gleichen Nutzer am gleichen Computer einsetzt.
Auf "Pendriveapps" gibt es jedoch immerhin weitere portable Datei- und Ordnerverschlüsselungsprogramme, die eine Alternative zu "Toucan" darstellen könnten. Beim Durchblättern der Angebote stellt sich allerdings schnell Ernüchterung ein: Zu vielen Produkten funktionieren die Download-Links nicht, bei einigen war die portable Version nicht auf Anhieb zu finden, und der vielversprechende Kandidat "Handyencrypt" enthielt nach Auskunft der auf dem PC installierten Sicherheitssoftware Spyware-Anteile. Überhaupt beschlich den Tester, je länger er die Pendriveapps-Liste herauf- und herunterscrollte, nach und nach ein leichtes Unbehagen: Kann man bei dieser heiklen Aufgabe Programmen vertrauen, die in der Szene wenig verbreitet sind und deren Reputation deshalb schwer festellbar ist?
Ausgewählt für den Test haben wir am Ende ein "Exoten-Tool" mit dem Titel "Safe Calculator", das verspricht, Dateien nicht nur zu verschlüsseln, sondern auch im eigenen Executable zu verstecken, und das sich darüber hinaus noch als Taschenrechner tarnt. Eine nette Idee - auch hier allerdings ließ die Enttäuschung nicht lang auf sich warten: Erstens haben wir es auch mit Blick auf die kurze Anleitung nicht geschafft, die Bedienung des Programms zu durchschauen, und zweitens bedient es sich nach eigener Auskunft nur des RC4-Algorithmus mit einfacher Zahlen-PIN.
So bleibt für das Thema "portable Verschlüsselung" am Ende doch nur der Verweis auf Toucan sowie die ZIP-Programme. Sollten sich noch Alternativen finden, reichen wir einen Spezialtest nach. Offenbar ist es kein Zufall, dass die Portableapps-Plattform keines der bei Pendriveapps gelisteten Programme führt.
Sicher löschen
Zum Thema "Sicherheit" gehört nicht nur das geschützte, verschlüsselte Ablegen von Dateien, sondern auch das unwiederbringliche Löschen - gerade dann, wenn sich die Dokumente in einem von mehreren Personen genutzten Repository befinden. Da beim gewöhnlichen Löschen unter Windows lediglich der Verweis auf die jeweilige Datei entfernt wird, die eigentlichen Bits und Bytes aber auf der Platte bleiben, ist das Wiederherstellen scheinbar verschwundener Informationen oft kein großes Problem. Die Lösung liegt dabei im gezielten Überschreiben der zu löschenden Dateien, möglichst mehrfach und mit pseudo-zufälligen Bitmustern.
Portableapps bietet dazu die Programme "Eraser Portable" und "Eraserdrop Portable" an. Bei ersterem wählt der Anwender die zu löschenden Dateien oder Ordner ganz klassisch wie im Explorer aus oder kopiert sie in die Benutzeroberfläche. Alternativ legt er automatisch abzuarbeitenden "Löschpläne" an. Wie sicher das Löschen vor sich geht, hängt vo allem von der Zahl der Überschreibungsdurchgänge ab - beim vorgewählten "Gutmann"-Verfahren sind es 35, was für eine 157 MByte große Datei auf dem Testrechner eine Wartezeit von 71 Sekunden ergibt.
Das Programm stellt aber auch eine Reihe weiterer, ebenfalls standardisierter Methoden zur Verfügung, die deutlich schneller sind, allerdings auch weniger Sicherheit bieten. Nützlich ist auch die Funktion, einfach den freien Plattenplatz zu überschreiben - so wird man die Reste aller früheren unsicheren Löschvorgänge auf einmal los, das Tool fährt nach dem dann recht langen Überschreiben auf Wunsch sogar den Rechner herunter. "Eraserdrop" bietet ähnliche Optionen.